Barbie Film
Wenn ganze Filme auf Social-Media-Plattformen auftauchen, dann müssen die Rechteinhaber schnell reagieren.
Warner Bros. Entertainment Inc.

Auf welcher Streamingplattform war der Kino-Blockbuster "Barbie" Ihrer Meinung nach zuerst aufrufbar? Wahrscheinlich tippen die meisten auf Netflix, Amazon Prime oder Apple TV+. Tatsächlich kann man den Film derzeit auf Tiktok sehen. Illegal, versteht sich.

Schon seit längerer Zeit finden sich Episoden einzelner TV-Serien oder auch ganze Filme auf der Videoplattform. Hochgeladen werden diese von Nutzerinnen und Nutzern, die Tiktok eigentlich mit eigenem Content füllen sollten. Wer aber nach "Barbie" sucht, wird neben zahlreichen Kommentaren und Meinungen zum Film irgendwann auch auf Schnipsel des Films stoßen, die eine Nummerierung aufweisen. Sobald man einige davon gesehen hat, wird der eigene Feed von diesen Schnipseln, die zusammen den ganzen Film zeigen, geflutet.

Das ist natürlich weder qualitativ ein Genuss, noch wird das dem Sommer-Blockbuster in irgendeiner Weise gerecht, dennoch verstoßen diese Schnipsel gegen Copyrights. Wie das "Wall Street Journal" berichtet, haben bereits mehrere Anwälte aus Hollywood diesen Trend kritisiert, doch ist es schwierig, gegen diese Clips vorzugehen. Zum einen enthalten sie manchmal gar nicht den richtigen Titel des Films, und zum anderen wird damit nicht augenscheinlich Geld gemacht.

Nicht gegen, sondern mit Tiktok

Tiktok ist in den letzten Jahren zu einer der beliebtesten Apps aufgestiegen, Millionen Menschen schauen täglich mehrere Stunden den Kurzvideodienst. In den USA hat man in Sachen Verweilzeit den großen Konkurrenten Instagram bereits hinter sich gelassen. Die App ist mittlerweile zu groß, um einfach ignoriert zu werden. Das versuchen erste Filmstudios zu nutzen.

NBC Universal etwa macht erste Gehversuche mit einzelnen Shows seiner Tochter Peacock. So lädt man mittlerweile ganze Folgen von "Killing it" oder "Love Island" auf Tiktok, um die Marken bekannter zu machen.

Im "WSJ" wird dazu der Vizepräsident der Motion Picture Association (MPA), Jan van Voorn, zitiert: "Piraterie wird nie ganz verschwinden, aber es wird Aktionen brauchen, sie auf einem überschaubaren Niveau zu halten."

Barbie/Tiktok
Zu Barbie finden sich – wie zu jedem popkulturellem Thema – zahlreiche Videos auf Tiktok. Von der abgefilmten Leinwand bis hin zu inhaltlichen Auseinandersetzungen.
Tiktok/Screenshot

Schutz von geistigem Eigentum

Seit 1998 wird Tiktok vom Digital Millennium Copyright Act geschützt, der Internetfirmen vor Strafen schützt, sollten die Nutzerinnen und Nutzer Copyright-geschütztes Material auf die Plattform laden. Unternehmen wie etwa Filmstudios müssen deshalb eigenhändig Apps wie Tiktok nach ihrem geistigen Eigentum durchsuchen und im Fall eines Verstoßes die Plattform kontaktieren.

Sofern Apps wie Tiktok oder Plattformen wie Youtube zeitnah auf diese Hinweise reagieren und das illegale Material löschen, sind sie rechtlich abgesichert. Deshalb sind solche Vermerke auch in den Nutzungsbedingungen des jeweiligen Dienstes zu finden.

Künftig wird also vor allem der geschickte Umgang mit dieser neuen Welt entscheidend sein, sagt etwa Anupam Chander, Professor für Recht und Technologie an der Georgetown Law. "Für den Copyright-Inhaber kann es nützlich sein, wenn seine Werke auf diesem Weg einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden, um das Interesse an diesen Werken für spätere Verkäufe zu steigern."

Die hochgeladenen Clips von Blockbustern wie "Barbie" sind allerdings nicht solche Aktionen der Hersteller, sondern Copyright-Verletzungen, die gezielt von zumeist anonymen Accounts verbreitet werden. Diese Accounts, sagt eine Expertin dem "WSJ", besorgen sich Bot-Follower, um populärer auszusehen, als sie sind. Dadurch würde der Algorithmus von Tiktok ausgetrickst werden und die Videos öfter zeigen.

Der STANDARD hat Tiktok um eine Stellungnahme gebeten und wird diese ergänzen, sobald sie verfügbar ist. (aam, 18.9.2023)