Gruppenfoto auf Wiese.
Auch dieses Jahr waren zehn Gründerinnen und Gründer beim Coaching im burgenländischen Stegersbach dabei. Drei Gewinnerprojekte erhalten Fördermittel in der Höhe von insgesamt 94.000 Euro.
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Sie wollen die sozialen Lücken schließen, für die es noch keine Lösungen gibt – und damit eine gerechtere Gesellschaft schaffen. Sozialunternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Ideen sowohl für den guten Zweck voranzutreiben als auch für diesen profitabel zu werden und zu bleiben. Ihr Zugang ist meist, neue Angebote für Menschen mit Behinderung, ältere Menschen oder Armutsgefährdete zu schaffen. Eine weitere Schwierigkeit ist jedoch häufig, die ersten Starthilfen für ihre Ideen zu finden. Der Social Enterprise Monitor der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) zeigt: Mehr als die Hälfte der sozialen Start-ups in Österreich finden den öffentlichen Förderapparat zu komplex, die Rahmenbedingungen sind oft unklar.

Der Get Active Social Business Award (Gasba) von Coca-Cola, DER STANDARD und dem Kompetenzzentrum für Non-Profit-Organisationen und Social Entrepreneurship (NPO & SE) der WU will so eine Starthilfe sein. Jedes Jahr werden rund zehn Gründerinnen und Gründer von sozialen Projekten oder Unternehmen nach ihrer Bewerbung ausgewählt und zu einem dreitägigen Business-Coaching-Programm im burgenländischen Stegersbach eingeladen. Sie bekommen Einblicke in die richtige Erstellung eines Businessplans und hören Vorträge und Diskussionen zu Motivation und dem Auf und Ab von Euphorie bis Erschöpfung beim Gründen.

Der Paralympic Schwimmer Andreas Onea bei einem Vortrag.
Der österreichische Paralympics-Schwimmer Andreas Onea hielt einen Vortrag über Selbstmotivation und den Glauben an sich selbst.
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Auf die drei Gewinnerprojekte warten dann zwei Monate später Fördermittel in der Höhe von insgesamt 94.000 Euro. Diese werden von einem unabhängigen Advisory-Board nach einer Pitch-Veranstaltung ernannt. Auch dieses Jahr waren zehn Finalistinnen und Finalisten mit dabei. Das sind ihre Ideen:

Bargeldlos spenden

Mit dem Start-up Socialcard will Gründer Arne Nostitz-Rieneck Menschen ohne Bankkonto oder Smartphone ermöglichen, Spenden zu erhalten. Mittels personalisierter QR-Code-Karten, die etwa wohnungslose Personen erhalten können, ist es allen möglich, ihre Treuepunkte vom Einkaufen auf diese Karten zu übertragen. So soll es Bedürftigen leichter gemacht werden, Nahrung und Unterkunft zu zahlen.

Wissenstransfer im Alter

Die Firma Wiseworks von Wolfgang Kosmath startete als HR-Beratungsunternehmen, das Menschen in Pension, die weiterarbeiten möchten, vermittelt und sie bei sich anstellt. Somit soll es älteren Menschen möglich sein, noch am Arbeitsmarkt teilzunehmen und ihr Know-how für Unternehmen nutzbar zu machen. Den Austausch zwischen Generationen will Gründer Kosmath damit ebenfalls fördern.

Qualität bei der Lehre

Jungen Menschen die bestmögliche Lehrlingsausbildung in Unternehmen zu ermöglichen hat Talents+Company auf der Agenda. Die Gründer wollen Qualitätssiegel für wertschätzende und sinnstiftende Lehrausbildungen einführen. Sie sollen Firmen auszeichnen, die neben dem nötigen Wissen für den Beruf auch die persönliche Entwicklung fördern.

Selbstbestimmt bewegen

Mit der Idee von Christina Holmes sollen Menschen im elektrischen Rollstuhl diesen selbstständig ohne Hilfe einer Betreuungskraft verlassen können – mit einer Art Minikran, der auf dem Rollstuhl befestigt ist. Somit sollen Betroffene selbstbestimmt ihren Sitzplatz wechseln können. Mit der Lösung will Holmes mit der Firma Empowerlift Systems dem Problem des Pflegekräftemangels entgegenwirken.

Soziale Auszeit vom Job

Zahlreiche Menschen in der Arbeitswelt interessieren sich heute für eine Auszeit, ein sogenanntes Sabbatical. Mit grenzüberschreitender Freiwilligenarbeit will Axel Menzel ein soziales Sabbatical kostengünstig ermöglichen. Arbeitgeber sollen ihren Angestellten mit dem Angebot gute Taten im Ausland leichtmachen und können so auch ihre Unternehmensverantwortung sowie die interne Kultur fördern. Auch Anbieter für Freiwilligenarbeit sollen mit dem Tool die Teilnehmenden betreuen können.

Gegen Energiearmut

Überschüssige Energie aus Erzeugungsanlagen für bedürftige Haushalte bereitstellen: So will Gründer Matthias Nadrag mit der Energiegemeinschaft Österreich gegen Energiearmut vorgehen. Sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen sollen über eine digitale Plattform Armutsbetroffenen oder Hilfsorganisationen ihren Energieüberschuss spenden können.

Barrierefreie Kindergeschichten

Barbara Füreder-Kitzmüller will allen Kindern integrativ und barrierefrei Zugang zu Geschichten ermöglichen. Kinder mit Beeinträchtigungen oder jene, die einfache Sprache benötigen, sollen zunächst Füreder-Kitzmüllers Geschichten rund um die Figur Gwendolyn Glühwürmchen kennenlernen können. Aus Lese- und Hörbüchern sollen Gebärdenvideos werden oder sie sollen etwa blindengerecht zur Verfügung gestellt werden.

Alternative Kalender

Menschen mit kognitiven Einschränkungen können mit Kalendern von Independo, dem Start-up von Julia Kruselburger, Termine planen. Ihnen stehen Piktogramme und Audio statt Text zur Verfügung. Auch neurodiverse Personen können mit dem Tool Termine erstellen und verwalten. Durch Synchronisation mit herkömmlichen Onlinekalendern können Betreuende oder Lehrpersonen textbasierte Termine mit den Betroffenen teilen, die automatisch in Piktogramme und Audio übersetzt werden.

Gesang für Gemeinschaft

Die Altenheim-App von Pflegezeit nutzt künstliche Intelligenz, um Pflegenden Zeit zu sparen. Sie soll Musik- und Aktivierungsvorschläge bieten, wobei auch Gesangserkennung für das gemeinsame Singen möglich sein soll. Mit der Anwendung soll das Gemeinschaftsgefühl in Heimen gestärkt werden. Die App von Alexander Loidl soll intuitiv anwendbar sein.

Nachhaltig fahren

Kärnten Ride Share von Franz Erkollar ist eine App für Fahrgemeinschaften für Schüler und ihre Familien in ländlichen Gebieten. Die App ermöglicht es, sich zu vernetzen und unzureichende Busverbindungen zu umgehen. Der individuelle Verkehr soll reduziert, die Nachhaltigkeit gefördert und die soziale Gemeinschaft gestärkt werden. (Melanie Raidl, 25.9.2023)