Die Regierung aus ÖVP und Grünen hat sich für einen Mietendeckel ausgesprochen. Der soll zwar für die meisten der höchst unterschiedlichen Töpfe gelten, aus denen der österreichische Wohnungsmarkt besteht (stellen wir uns einen grooooßen Herd mit ganz vielen Platten vor), für alle aber nicht. Da wären also etwa die vielen Töpfe mit Altbauwohnungen (Richtwert- und Kategoriemieten) und die noch etwas mehr Töpfe mit Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen, die zusammen einen erklecklichen Teil des Marktes, also des Herdes, abdecken.

Auf den Gründerzeithäusern liegt ein Deckel - im Neubau gibt es den nicht.
Auf den Gründerzeithäusern liegt ein Deckel – im Neubau gibt es den nicht.
Urban

Hier dürften die Deckel, wenn sie so wie geplant kommen, relativ gut sitzen – ein Übergehen um mehr als fünf Prozent pro Jahr soll dann nicht mehr möglich sein. Ein Überdruckventil, quasi. Denn Deckel haben diese Töpfe schon lange. Deshalb ist es in diesen Töpfen auch gar nicht so heiß. Es köchelt so vor sich hin. Nur in den Altbau-Töpfen in den besseren Lagen, wo direkt neben der Herdplatte eine U-Bahn-Station liegt, da ist die Temperatur recht hoch.

Neuer Herd

Anders wiederum sieht es mit den Töpfen aus, die seit 1945 keinen Deckel haben, weil sie erst danach auf den Herd kamen. Dort geht es oft erstaunlich heiß her, da ist einiges am Dampfen. Die Töpfe werden noch dazu dauernd ausgetauscht, weil auf diesem Teil des Herds ohne finanzielle Einbußen befristet gekocht werden kann. Und auch ganz generell werden diese Töpfe, anders als die mit den Altbauwohnungen, von Jahr zu Jahr mehr. Für diese Neubautöpfe wird allerdings auch jetzt gar keine Deckel vorbereitet; vom geplanten Mietendeckel der Regierung sind sie nicht umfasst.

Die Regierung will immerhin prüfen, ob auch diese Töpfe einen Deckel bekommen können. Kann man machen. Man könnte aber auch die Töpfe etwas umstellen, neu aufsetzen. Den Herd tauschen. Die ganze Küche endlich neu machen. Ja, Österreich braucht ein neues Mietrecht. Schon lange. (Martin Putschögl, 22.9.2023)

Video: Regierung einigt sich auf Entlastungen für Mieter
APA