Seit über 30 Jahren können Väter in Österreich in Karenz gehen. Immer noch tun das nur rund zehn Prozent überhaupt – und dann weniger als drei Monate. Mütter gehen 18 bis 24 Monate in Karenz. Das bringt Frauen beträchtliche Nachteile am Arbeitsmarkt, die zu Abhängigkeit vom Partner und später zu Altersarmut führen.

Noch immer gehen sehr wenige Väter in Karenz.
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Die Regierung will nun zwei Monate Karenz für Väter reservieren. Wer die nicht nimmt, verliert zwei von insgesamt 24 Monaten Anspruch für Eltern - zwei Monate Zeit, jedoch nicht Geld, denn letzteres wird trotzdem ausgezahlt, nur schon früher. Der Vorstoß mag gut gemeint sein, aber wirft die Frage auf: Was will die Regierung erreichen – echte Entlastung für Frauen oder familienpolitische Kosmetik? Für die erwähnten zehn Prozent wird die neue Regelung kaum einen Unterschied machen, weil die Väter ohnehin geplant hatten, auch ein bisschen in Karenz zu gehen. Bei allen anderen werden die Frauen im Kampf um gerechte Entlohnung und Aufteilung von Care-Arbeit jedoch weiter alleingelassen.

Wirkungsvoll wäre das Schließen der Einkommensschere durch strengere Gesetze, damit es keinen Unterschied macht, wer daheimbleibt. Noch so begeisterte Papas können nämlich den Job nicht verlassen, wenn die Familie von Mamas Gehalt und Papas Karenzgeld nicht leben kann. In der Realität wird es für viele, besonders in ländlichen Gegenden ohne genügend Kinderbetreuung so aussehen: Er wird trotzdem nicht in Karenz gehen und sie wird vielleicht auch über die ersten 22 Monate hinaus Sorgearbeit leisten - aber ohne Kündigungsschutz in ihrem Job. (Colette M. Schmidt, 21.9.2023)