Belgrad/Prishtina – Zwei Tage nach schweren Kämpfen zwischen serbischen Paramilitärs und kosovarischen Polizisten hat die Staatsanwaltschaft in Prishtina Untersuchungshaft für drei serbische Staatsbürger beantragt. Das Trio soll an den Kämpfen am Sonntag unmittelbar beteiligt gewesen sein, schrieb das Nachrichtenportal Gazetaexpress.com am Dienstag unter Berufung auf die Strafbehörde. Die Männer waren nach den stundenlangen Gefechten in der Ortschaft Banjska bei Mitrovica festgenommen worden.

Bei den Kampfhandlungen waren ein kosovarischer Polizist und vier Angreifer getötet worden. Ein Teil der Paramilitärs dürfte sich über die Grenze ins benachbarte Serbien zurückgezogen haben. Wie Innenminister Xhelal Sveçla am Montagabend sagte, habe man in einem zurückgelassenen Jeep der Angreifer Dokumente des kosovo-serbischen Politikers Milan Radoičić gefunden, darunter in Serbien ausgestellte Waffenscheine.

Radoičić ist Vizevorsitzender der Serbischen Liste, einer kosovo-serbischen Partei, die zehn der 120 Sitze im kosovarischen Parlament hat. Der Politiker hält sich allerdings meist in Belgrad auf, wo er die Gunst des serbischen Präsidenten Aleksandar Vučić genießt. Im Kosovo wird er wegen eines mutmaßlichen Betrugsdelikts gesucht.

Kosovarische Polizei vor Auto bei Einsatz in Banjska
Laut Innenminister Sveçla wurden in einem zurückgelassenen Jeep der Angreifer in Serbien ausgestellte Waffenscheine gefunden.
AP/Visar Kryeziu

Vučić zeigte Verständnis für Angreifer

Vučić hatte die Tötung des kosovarischen Polizisten verurteilt, zugleich aber Verständnis für das Vorgehen der Angreifer gezeigt. Diese seien zu ihren Taten "provoziert" worden, weil die Kosovo-Polizei die Serben im Kosovo "terrorisiere", behauptete er.

Der heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo hatte sich 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Länder, darunter Österreich, erkennen die Unabhängigkeit an. Serbien, Russland, China und fünf EU-Mitgliedsländer tun dies nicht. Belgrad fordert die Rückgabe seiner einstigen Provinz. EU-vermittelte Verhandlungen über eine Normalisierung der Verhältnisses verliefen bisher ergebnislos. (APA, red, 26.9.2023)