Mondsonde, Pragyan, Indien, Chandrayaan-3, Vikram
Dieses am 30. August von der Navigationskamera des Pragyan-Rovers geschossene Bild zeigt den Lander Vikram auf dem Landeplatz.
Foto: AP/ISRO

Sie war wohl die erfolgreichste Mission im jüngsten Run auf den Mond. Während im April der "Mondhase" Hakuto-R des japanischen Unternehmens Ispace auf der Mondoberfläche eine Bruchlandung erlitt und es dem russischen Lander Luna-25 im August ebenso erging, setzte Chandrayaan-3 am 23. August erfolgreich im Süden der erdzugewandten Seite des Mondes auf.

Video: Vier Jahre nach dem letzten erfolglosen Versuch einer Mondlandung hat Indien im Juli 2023 wieder eine Rakete auf den Weg zu dem Erdtrabanten gebracht.
AFP

Der Lander Vikram der indischen Raumfahrtbehörde (ISRO) hatte einen 26 Kilogramm schweren Rover namens Pragyan an Bord und nur wenig Zeit. In etwas mehr als einer Woche sollte die lunare Nacht anbrechen und den solargespeisten Lander von seiner Energiequelle trennen. Schon am 2. September wurde der Rover nach einer Fahrstrecke von 101 Metern mit vollgeladenen Batterien in den Schlafmodus versetzt. Der Lander folgte ihm am 4. September.

Kältetod für die Elektronik

Obwohl weder Lander noch Rover über Radionuklid-Heizelemente verfügen, hatte das indische Team gehofft, dass beide nach dem Schlaf in frostiger Dunkelheit wieder zu neuem Leben erwachen könnten. Bei Marsrovern sollen solche Heizelemente den Kältetod der elektronischen Bauteile verhindern.

Die Hoffnungen erfüllten sich leider nicht. Als die Temperatur an der Landestelle ab dem 22. September auf über minus zehn Grad Celsius gestiegen war, hätten sich die Funksysteme von Lander und Rover automatisch aktivieren sollen, doch bisher horchten die Fachleute der ISRO vergeblich nach Signalen.

Hundert Grad unter null

Vikram und Pragyan sind eigentlich nicht dafür geschaffen, eine lange Mondnacht zu überstehen, in der die Temperaturen auf mehr als hundert Grad unter null sinken können. Für diese Kälte sind die elektronischen Komponenten nicht ausgelegt. Dass die beiden Sonden die Mondnacht schadlos überstehen würden, war also ohnehin eher Wunschdenken und wäre ein Bonus für eine bereits sehr erfolgreiche Mission gewesen.

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Der indische Mondrover Pragyan hat rund zehn Tage lang die Oberfläche in der Südpolgegend des Mondes untersucht.
Foto: EPA/ISRO HANDOUT

Immerhin ist Indien mit der Chandrayaan-3-Mission erst die vierte Nation, der nach den USA, der Sowjetunion und China eine sanfte Landung auf dem Mond gelungen ist. Vikram war auch das erste Raumfahrzeug, das in der südlichen Polarregion des Mondes landete. Kurz nach der historischen Landung rollte Pragyan eine Rampe hinunter und begann nach einer kurzen Testphase seine Forschungstätigkeit.

Schlechter Wärmeleiter

Bis zum Schwinden des Tageslichts untersuchten die beiden Raumfahrzeuge ihre Umgebung, identifizierten Elemente im Mondboden, lauschten nach Mondbeben und maßen die Temperaturen im Untergrund mithilfe einer Sonde. Die Untersuchung ergab einen starken Temperaturabfall von etwa 50 Grad Celsius an der Oberfläche auf minus zwölf Grad in nur acht Zentimetern Tiefe. Der Mondboden ist offenbar ein schlechter Wärmeleiter, was sich für künftige Astronauten als Segen erweisen könnte: Ein unterirdischer Außenposten wäre gut gegen die enormen Temperaturschwankungen an der Oberfläche isoliert.

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Die Aufnahme des Chandrayaan-2-Orbiters vom 23. August zeigt den Landeplatz derChandrayaan-3-Mission.
Foto: EPA/ISRO HANDOUT

Außerdem fand Pragyan Belege für das Vorhandensein von Aluminium, Kalzium, Eisen, Titan und – überraschenderweise – auch Schwefel im Mondboden. Spuren von Schwefel wurden bereits in Proben gemessen, die von den Apollo-Astronauten der Nasa und sowjetischen Sonden zur Erde zurückgebracht wurden. Die Pragyan-Messung deutet darauf hin, dass die Schwefelkonzentration in den Polarregionen höher sein könnte.

Rückschlag vor vier Jahren

Dank dieser und vieler weiterer Messungen war diese Mission selbst ohne eine Wiederbelebung für die ISRO ein voller Erfolg, der die Enttäuschung der Chandrayaan-2-Mission von vor vier Jahren wettmachte. Am 6.September 2019 endete der erste indische Versuch, auf dem Mond zu landen, in einem Absturz. Die ISRO ließ sich von dem Rückschlag aber nicht beeindrucken, baute eine verbesserte Kopie des fehlgeschlagenen Landegeräts und versuchte es erneut – diesmal mit mehr Glück. (tberg, 27.9.2023)