Bildungsminister Martin Polaschek
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) will künftig ein Bachelorstudium für die Sekundarstufe Lehramt, das nur mehr drei statt wie derzeit vier Jahre dauert.
STANDARD/Regine Hendrich

Die Kommunikation zwischen den Koalitionsparteien hat auch im Bildungsbereich schon einmal besser funktioniert. Kaum ein Wort habe Eva Blimlinger zuletzt mit ihm über ihre Haltung zur Lehramtsreform gewechselt, beklagt sich Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) über die grüne Wissenschaftssprecherin. "Erstaunt und verwundert" sei er daher gewesen, als ihm aus einem STANDARD-Artikel Blimlingers Ablehnung seines lang gehegten Herzensprojekts entgegenschlug: der Verkürzung des Lehramtsstudiums in der Sekundarstufe von insgesamt sechs auf fünf Jahre.

Bereits im November des Vorjahres hatte Polaschek angekündigt, dass zu diesem Zweck der Bachelor von vier auf drei Jahre reduziert werden soll, während der Master bei zwei Jahren bleibt. Blimlinger sei zwar damals schon nicht begeistert gewesen, doch einen direkten inhaltlichen Austausch hierüber hätten die Grünen in all der Zeit nicht gesucht, sagt Polaschek nun zum STANDARD. Und das, obwohl über die künftige Konzeption des Studiums mit den Pädagogischen Hochschulen, den Unis, Lehrern und Expertinnen "bottom up" diskutiert worden sei und sich dabei der dreijährige Bachelor als höchst sinnvolle Maßnahme herauskristallisiert habe.

Qualität leide nicht

Einwände gegen die Verkürzung, wie sie im Sommer von hunderten Uni-Lehrenden in einem offenem Brief erhoben wurde, seien keineswegs repräsentativ für diese Gruppe, meint der Minister. Die überwiegende Mehrheitsmeinung, die er teile, laute nämlich: Eine Verkürzung sei "ohne Qualitätseinbußen" beim Studium möglich, zumal der aktuelle Studienplan leider "überladen" sei.

Ihm sei schon klar, dass ein Studienumbau kurzfristig nichts gegen den Lehrermangel hilft, sagt Polaschek, der auch schon als Uni-Rektor jahrelang an Reformen der Lehrerausbildung gearbeitet hat. Es gehe aber darum, den Karriereweg ins Klassenzimmer langfristig wieder attraktiver zu machen. Ein kürzerer Bachelor sei auch deshalb sinnvoll, weil Lehrkräfte, die schon früh ins Unterrichten einsteigen wollen, dann immerhin bereits diesen Abschluss in der Tasche hätten.

Momentan stehen immer mehr Studierende ohne Bachelorabschluss vor den Schülern, weil sie aufgrund der Mangelsituation dringend gebraucht werden. Er sei diesen Studierenden in der herrschenden Ausnahmesituation für ihren Einsatz "sehr dankbar", sagt Polaschek – doch langfristig solle der Berufseinstieg geordneter vonstatten gehen. Von den Bildungsdirektionen und Schulleitungen erwartet der Bildungsminister, dass sie den Nachwuchs nicht mit Arbeit überlasten, damit daneben auch noch Zeit für den Studienabschluss bleibt.

Änderungen bei Primarstufe früher

Doch wird es angesichts der türkis-grünen Verstimmungen überhaupt zu einer Reform des Lehramtsstudiums kommen? Das Ministerium hat ursprünglich einen Beschluss für diesen Sommer angekündigt, allerdings scheint eine Einigung in weiter Ferne. Das ursprünglich angepeilte Inkrafttreten der Reform 2024 hält auch Polaschek für unrealistisch, zumal die Umstellung für die Hochschulen mit einer erheblichen Vorlaufzeit verbunden wäre.

Die weniger einschneidenden Änderungen für die Ausbildung im Volksschulbereich würden sich immerhin bis 2025 – das Studienjahr startet jeweils im Herbst eines Jahres – gut ausgehen, vielleicht auch schon 2024. Beim Lehramt Sekundarstufe stapelt der Minister aber jetzt schon tief: "Ich fürchte, dass es auch für 2025 mittlerweile knapp wird." Selbst wenn sich die Regierung also noch einigt, werden die ersten Studierenden im neuen Bachelorformat wohl erst ab dem Studienjahr 2026/2027 anfangen. (Theo Anders, 28.9.2023)