Osiris-Rex, Rückkehrkapsel, Asteroidenmaterial, Bennu
Die Lockheed-Martin-Mitarbeiterin Victoria Thiem untersucht die eben erst gelandete Rückkehrkapsel der Osiris-Rex-Mission.
Foto: EPA/NASA/Keegan Barber HANDOUT

Am vergangenen Sonntag kehrte eine Raumsonde der Nasa von ihrer Mission aus dem All zurück. Sieben Jahre hatte diese Reise gedauert und Osiris-Rex bis zum erdnahen Asteroiden 101955 Bennu geführt. Sie sollte dort einige Körnchen Asteroidenmaterial einsammeln und mit dieser Fracht heil wieder zurückkehren. Ob das Vorhaben letztlich gelungen ist, soll sich nun herausstellen, ein erster Blick auf die Probenkapsel lässt jedenfalls auf Gutes hoffen.

Der Behälter landete nach einem 133 Kilometer langen Abstieg auf dem Gelände eines der abgelegensten und isoliertesten Militärstützpunkte der USA. Der Dugway Proving Ground der US-Armee liegt etwa 140 Kilometer südwestlich von Salt Lake City in Utah und ist umgeben von tausenden Quadratkilometern Wüste. Die 46 Kilogramm schwere Rückkehrkapsel gleicht äußerlich einer Schüssel mit Aufsatz, im Inneren verbirgt sich hoffentlich jenes kostbare Material, für das der ganze Aufwand betrieben wurde. Auf bis zu ein Viertelkilogramm Bennu-Staub hofft das Team der Nasa.

Osiris-Rex, Rückkehrkapsel, Asteroidenmaterial, Bennu
Ein Team der Nasa und von Lockheed Martin hebt den Deckel vom Probenkanister.
Foto: NASA/Robert Markowiz

Untersuchung am Johnson Space Center

Nach der Bergung war die Kapsel zum Johnson Space Center der Nasa in Texas gebracht worden, wo man sie in einem luftdichten Handschuhkasten einschloss, bevor der innere Deckel abgehoben wurde. Die vorsichtige Prozedur soll verhindern, dass die Proben mit Material von der Erde kontaminiert werden. Der erste Eindruck erwies sich als vielversprechend: Das Osiris-Rex-Team unter der wissenschaftlichen Leitung von Dante Lauretta (University of Arizona) berichtete von "schwarzem Staub und Stückchen" – und dabei hatte man den Hauptbehälter noch nicht einmal geöffnet.

Dieser sogenannte Touch and Go Sample Acquisition Mechanism (Tagsam) bildet das Kernstück des Probensammelsystems. Das von Osiris-Rex bei Bennu aufgewirbelte Material sollte sich hier gesammelt haben, die Öffnung erfordert eine komplizierte Demontage des Mechanismus. Ist der Tagsam erst einmal von der Rückkehrkapsel getrennt, wird er in einen eigenen Handschuhkasten übersiedeln und in einen versiegelten Behälter gesteckt. Durch diesen Container wird fortwährend Stickstoff gepumpt. Das reaktionsarme Gas soll Sauerstoff und Feuchtigkeit von den Proben fernhalten.

Osiris-Rex, Rückkehrkapsel, Asteroidenmaterial, Bennu
Die Aufnahme entstand im Kennedy Space Center wenige Monate vor dem Start am 8. September 2016 und illustriert die Größe der Osiris-Rex-Raumsonde. Vorne als weiße "Schüssel" sichtbar sitzt die Rückkehrkapsel mit ihrem Hitzeschild.
Foto: Nasa Kennedy

Live-Öffnung am 11. Oktober

"Diese Arbeiten finden in einem neuen Labor statt, das speziell für die Osiris-Rex-Mission entwickelt wurde", berichtet Shaneequa Vereen vom Johnson Space Center der Nasa in einem Blogbeitrag. Die herbeigesehnte Öffnung von Tagsam wird von der Nasa am 11. Oktober um 17 Uhr MESZ live übertragen.

Wenn dies über die Bühne gegangen ist – und sich tatsächlich die erhoffte Menge an Material im Tagsam befand –, können Lauretta und andere Forscherinnen und Forscher mit der eigentlich Arbeit beginnen. Die Gesteins- und Staubproben werden zur Untersuchung auf verschiedene wissenschaftliche Institute und Raumfahrtagenturen in den USA und im Rest der Welt aufgeteilt. Die Zusammensetzung von Bennu wird den Fachleuten Informationen über die chemische Geschichte unseres Sonnensystems und vielleicht auch Hinweise auf die Herkunft des Lebens auf der Erde liefern.

Osiris-Rex, Rückkehrkapsel, Asteroidenmaterial, Bennu
Die Rückkehrkapsel seine wertvolle Fracht heil zur Erde bringen.
Grafik: Nasa/Lockheed Martin Space

Vorübergehend gefährlicher Brocken

Während dieser Teil der Mission auf der Erde fortgesetzt wird, ist die eigentliche Raumsonde Osiris-Rex weiter im All unterwegs. Nach ihrem Lieferdienst soll die Sonde unter dem neuen Namen Osiris-Apex auf den erdnahen Asteroiden Apophis zusteuern. Bei ihrer Ankunft in etwa zwei Jahren wird die Sonde zwar keine Proben mehr nehmen können, aber auch die Beobachtung des Riesen aus der Nähe könnte sehr aufschlussreich sein.

99942 Apophis besitzt einen Durchmesser von 350 Metern und hat eine Zeitlang für leichte Nervosität unter Astronominnen und Astronomen gesorgt. Berechnungen hatten zunächst ergeben, dass Apophis die Erde am 13. April 2029 mit einer Wahrscheinlichkeit von 2,7 Prozent treffen könnte. Mittlerweile liegen genauere Beobachtungen der Bahn von Apophis vor, und jegliche Befürchtungen konnten ausgeräumt werden: Sowohl für die Annäherung im Jahr 2029 als auch für 2036 und 2068 sei ein direkter Treffer der Erde durch den Asteroiden weitgehend ausgeschlossen. (Thomas Bergmayr, 28.9.2023)