Egon Schiele
Ausschnitt aus Egon Schieles "Ich liebe Gegensätze".
Christie’s

Kaum restituiert, schon wird verkauft: Anlässlich der jüngsten Rückgabe von sieben Werken Egon Schieles an die Erben nach Fritz Grünbaum in New York war bereits bekannt geworden, dass sechs davon noch heuer bei Christie’s versteigert werden. Konkret im Zuge der im November in der US-amerikanischen Metropole anberaumten Auktionen der Sparte "Impressionist & Modern Art", wie die Kunstzeitung "The Art Newspaper" aktuell online berichtet.

Den höchsten Schätzwert attestierten die Experten des Auktionshauses erwartungsgemäß dem "Ich liebe Gegensätze" bezeichneten Selbstporträt des Künstlers aus dem Jahr 1912: Zwischen 1,5 und 2,5 Millionen US-Dollar soll das bis vor kurzem in der Sammlung von Ronald Lauder verwahrte Aquarell einspielen. Für die aus dem gleichen Jahr datierende "Stehende Frau (Dirne)", die sich seit 1957 im Bestand des Museums of Modern Art (MoMA) befand, werden bis zu zwei Millionen Dollar bereitzuhalten sein.

Egon Schiele Selbstporträt Christie’s Ich liebe Gegensätze
"Ich liebe Gegensätze" notierte Egon Schiele am 24. April auf sein Selbstporträt, für das Christie’s bis zu 2,5 Mio. Dollar erwartet.
Christie’s

Erlös fließt in Stipendienprogramm

Insgesamt sollen die sechs Arbeiten auf Papier den angesetzten Taxen zufolge insgesamt zwischen 4,75 und 8,45 Millionen US-Dollar oder auch mehr bringen. Der Erlös fließt dem Vernehmen nach in eine neu gegründete Stiftung, die im Namen von Fritz Grünbaum ein Stipendienprogramm für junge Musikschaffende finanzieren soll.

Das ebenfalls aus dem MoMA retournierte Aquarell "Schuhe anziehendes Mädchen" (1910), dessen Wert von der Staatsanwaltschaft Manhattan mit einer Million US-Dollar beziffert wurde, wird nicht versteigert, da es von den Erben nach Grünbaum bereits verkauft wurde, wie Christie’s auf STANDARD-Anfrage informiert.

Weitere Rückgaben angekündigt

Der Restitution dieser Werke waren, wie berichtet, Klagen der Erben nach Grünbaum gegen die betroffenen Institutionen und Privatsammlungen vorausgegangen. Davon betroffen sind auch das Art Institute of Chicago, das Carnegie Museum of Pittsburgh sowie das Allen Memorial Art Museum am Oberlin College in Ohio, für deren Schiele-Werke aus der ehemaligen Sammlung Grünbaum die Staatsanwaltschaft von Manhattan Mitte September eine Beschlagnahmung verfügte. Aktuellen Medienberichten zufolge haben die Institutionen aus Pittsburgh und Ohio mittlerweile die Rückgabe der Werke an die Grünbaum-Erben angekündigt. (Olga Kronsteiner, 5.10.2023)