Was für die Industrie bereits seit Monaten gilt, ist nun auch in der Gesamtwirtschaft Realität: Österreich steckt – wie Deutschland – in der Rezession. Entsprechend mager fiel das Gegenangebot der Arbeitgeber in der laufenden Herbstlohnrunde der Metallindustrie am Montag aus. Der größte Fachverband der heimischen Metallindustrie, die Metalltechnische Industrie, konterte die Forderung der Gewerkschaften Pro-Ge und GPA von 11,6 Prozent mehr Lohn ausgesprochen niederschwellig.

Man bietet laut STANDARD-Informationen gerade einmal die Kerninflation, also den um Lebensmittel- und Energiepreise bereinigten Verbraucherpreisindex, sickerte am Montagnachmittag durch.

Tisch mit Verhandlungsrunde zu Metaller-Kollektivverträgen.
Überschattet wird die KV-Runde von der Rezessionswarnung der Wirtschaftsinstitute Wifo und IHS.
APA/HELMUT FOHRINGER

Dies allerdings auch nicht in Form einer dauerhaften Anhebung der Löhne und Gehälter der rund 150.000 Beschäftigten der Maschinen- und Metallwarenindustrie ab November, sondern geteilt. Laut STANDARD-Infos bot die Industrie 2,5 Prozent Erhöhung für Ist- und Mindestgehälter plus eine Einmalzahlung von rund tausend Euro. Umgerechnet in Prozent entsprächen tausend Euro im Schnitt einem Zuwachs um 1,8 Prozent, rechnen versierte Lohnverhandler vor.

Ein Krach mit den Gewerkschaftern scheint bei diesem Angebot mit einkalkuliert. Denn bei einer rollierenden Inflation von 9,6 Prozent in den der Lohnrunde vorangegangenen zwölf Monaten (von September 2022 bis August 2023) können die Arbeitnehmervertreter schon allein aus dramaturgischen Gründen gar nicht anders, als mit den gewerkschaftlichen Eskalationsszenarien zu beginnen.

Regionalkonferenzen anberaumt

Von Freitag bis Montag sind – das stand am Nachmittag bereits fest – sieben Regionalkonferenzen anberaumt, in denen die Betriebsräte der Mitgliedsbetriebe über die beiden ersten Verhandlungsrunden informiert werden. Erster Schritt sind üblicherweise Betriebsversammlungen in den Mitgliedsbetrieben. Auch über weitere Eskalationsszenarien wird beraten werden, denn die Verhandlungen endeten mit einem Zerwürfnis.

Die Arbeitnehmervertreter rund um Metall- und Produktionsgewerkschaftschef Reinhold Binder und GPA-Geschäftsführer Karl Dürtscher fühlten sich durch die Arbeitgeber provoziert. Sie unterbrachen die Runde am späten Nachmittag.

Das vom Fachverband unter dem Titel "Arbeit – Sicherheit – Wohlstand" präsentierte Angebot wird von der Industrie als "integrierte Lösung" bezeichnet, "bestehend aus einer nachhaltigen, am durchschnittlichen Wachstum der Industrie orientierten Lohn- und Gehaltserhöhung um 2,5 Prozent und einer steuerfreien Einmalzahlung von 1050 Euro. Berücksichtige man noch die Abschaffung der kalten Progression, entspreche dies einem Netto-Kaufkraftzuwachs von durchschnittlich sieben Prozent, rechneten die Arbeitgeber nach der Sitzung vor. Untere Beschäftigungsgruppen bekämen gar bis zu neun Prozent mehr netto. Die geforderte Möglichkeit, Lohn- und Gehaltserhöhungen in Form von Freizeit zu konsumieren, werde von den Dienstgebern eingeräumt.

Steilvorlage gelungen

Damit dürfte den Arbeitgebern eine Steilvorlage gelungen sein. Der Unmut der Gewerkschaft ist ihnen damit sicher. "Die Arbeitgeberseite will sich tatsächlich aus der Verantwortung stehlen", echauffierten sich Binder und Dürtscher nach der Verhandlungsrunde. Das Angebot liege mit 2,5 Prozent deutlich unter der relevanten Inflationsrate, und die angebotene Einmalzahlung von 1.050 Euro könnte den massiven Reallohnverlust nicht ansatzweise ausgleichen. Sie sei auch nicht nachhaltig und verpuffe rasch, während Preise und finanzielle Belastungen weiter steigen.

Die Metallindustrie habe in den vergangenen Jahren prächtig verdient und Gewinne in Milliardenhöhe ausgeschüttet – auch noch im ersten Halbjahr 2023. (Luise Ungerboeck, Alexander Hahn, 9.10.2023)