Der ORF arbeitet am Einsatz von künstlicher Intelligenz in den Redaktionen. Man arbeitet etwa am Einsatz eines "AIDitors" (Artificial Intelligence Editor), der aus vorhandenem journalistisch erstelltem Material Social-Media-Posts erstellt.

ORF-Technikdirektor Harald Kräuter, zuvor langjähriger Geschäftsführer der ORF-Gebührentochter GIS, erklärt dazu der APA in einem Interview: "Das KI-Projekt ist kein Einsparungsprojekt." Man könne damit "letztendlich mehr Kanäle mit breiteren Inhalten bespielen". KI ermögliche "unsere Kreativität besser auszuleben" und biete "noch mehr Zeit für Recherche".

ORF-Technikdirektor Harald Kräuter vor Bildschirmen
"Kein Einsparungsprojekt": ORF-Technikdirektor Harald Kräuter über KI-Einsatz in ORF-Redaktionen.
APA ORF Roman Zach-Kiesling

Streaming und ORF-Beitrag ab 2024

Der ORF darf ab 2024 mit dem neuen ORF-Gesetz eigene Inhalte für Streaming und Social Media produzieren, seine Finanzierung wird über einen ORF-Beitrag von allen abgesichert. Private Medienhäuser wie DER STANDARD und ihre Verbände protestierten heftig gegen die erweiterten Möglichkeiten für den öffentlich-rechtlichen Medienkonzern, der schon jetzt mit gut einer Milliarde Umsatz den österreichischen Medienmarkt dominiert. Bei der EU-Kommission liegen wie berichtet Beschwerden gegen das ORF-Gesetz wegen Wettbewerbsverzerrung.

Radio-Kurzmeldung per KI

Der "AIDitor" sei "ein Programm, das auf bestehende KI-Systeme zugreift und sie für das Haus zu einer Applikation zusammenfasst, die Journalistinnen und Journalisten dabei unterstützt, noch effizienter arbeiten zu können. Inhalte, die mit dem Programm bearbeitet werden, sind journalistisch hochwertiger Content, vorrecherchiert, und sie werden natürlich nicht irgendwie frei aus dem Internet herausgezogen", schildert Kräuter. "Wir können etwa eine Recherche nehmen, sie in den 'AIDitor' importieren und bekommen einen fertigen Social-Media-Beitrag heraus. Es ist aber auch möglich, aus einem Radiobeitrag eine Kurzmeldung, eine Zusammenfassung auf Englisch oder eine Teletextmeldung auf Kroatisch zu erstellen. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass dieses Tool schon jetzt zu 80 Prozent den Kern der Geschichte erkennt und unterschiedliche Formulierungsvorschläge liefert. Zentrale Vorgabe ist bei allem natürlich die strenge Einhaltung aller redaktionellen Standards. Der Mensch steht immer am Beginn und am Schluss. Wir sind in einer Pilotphase und in enger Abstimmung mit dem Redaktionsrat."

ORF-General Roland Weißmann hat KI als Kooperationsmöglichkeit mit privaten Medien vorgeschlagen. Der ORF sei "bereit, dieses Know-how für den Medienstandort Wien soweit möglich zur Verfügung stellen", sagt Kräuter nun. "Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) hat angekündigt, eine KI-Initiative starten zu wollen. Wir sind sehr gerne bereit, unsere Erfahrungen einzubringen."

Geld für Streamingplayer ORF On wird aus Rundfunk abgezogen

Im ORF werde mit KI "die Effizienz jedenfalls steigen", erklärt Kräuter: "Prinzipiell gibt es – mit Blick auf die wirtschaftliche Situation des ORF – kein zusätzliches Geld für Technologie im Haus. Neue Bereiche wie ORF On (so heißt die neue Streamingplattform des ORF, Anm.) werden mit Budget ausgestattet, das aus dem klassischen Broadcasting-Bereich abgezogen wird. Dieser konventionelle Broadcast-Bereich muss weiterhin noch effizienter agieren, damit wir die neuen digitale Medien bestmöglich bespielen können." (APA, red, 11.10.2023)