Othmar Karas kritisierte in der Vergangenheit oftmals seine eigene Partei, die ÖVP.
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Im Juni 2024 stehen in der EU die Wahlen zum europäischen Parlament an. In jedem der 27 Mitgliedsstaaten bedeutet das für die antretenden Parteien, dass sie vorab ihre Liste an Kandidatinnen und Kandidaten aufzustellen haben. In Fall der ÖVP bedeutet das, dass sie einmal mehr vor der Frage steht: Wird Othmar Karas nach 2014 und 2019 erneut Spitzenkandidat der ÖVP? Oder wird er gar mit einer eigenen Liste antreten?

Videoerklärung von Othmar Karas: "Mir geht es auf die Nerven, von manchen als Linker tituliert zu werden"
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Zuletzt hielt Karas sich bezüglich seiner politischen Zukunft bedeckt. Ursprünglich wollte er schon im Sommer entscheiden, ob und wie er im EU-Parlament weitermachen will. Am Donnerstag um 11 Uhr will er eine "persönliche Erklärung" abgeben – und wohl das Geheimnis um seine politische Zukunft lüften. DER STANDARD wird berichten.

Angespanntes Verhältnis zur Volkspartei

Karas hat ein angespanntes Verhältnis zu seiner Partei, immer wieder scherte er aus der Parteilinie aus. In letzter Zeit mehrten sich jedenfalls die Differenzen mit der ÖVP. Meinungsverschiedenheiten mit seiner Partei richtet Karas dieser auch durchaus öffentlich aus. So hatte Karas den Vorstoß seines Parteichefs, Bundeskanzler Karl Nehammer, kritisiert, das Recht auf Bargeld in der Verfassung zu verankern. Zudem kritisierte er die Regierung mehrmals dafür, dass dass die EU oftmals für innenpolitische Zwecke missbraucht werde.

Darüber hinaus stimmte Karas im EU-Parlament häufig gegen die eigene Fraktion: seit 2020 genau 18-mal anders als seine Parteikolleginnen und -kollegen – oftmals, wenn es etwa um Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel ging.

Karas ist jedenfalls kein unbedeutender EU-Abgeordneter und auch kein unbedeutender ÖVPler: Er war Bundesobmann der Jungen Volkspartei, schwarzer Generalsekretär, 1983 wurde er in den Nationalrat gewählt. Seit 1999 sitzt er für Österreich im EU-Parlament. Der 65-Jährige ist seit über einem Jahr Erster Vizepräsident des EU-Parlaments und einer der längstdienenden Abgeordneten in Brüssel und Straßburg. Er gilt als "glühender Europäer" und als "das europäische Gewissen der ÖVP". (Sandra Schieder, 12.10.2023)