Vor rund drei Wochen wurde im Rahmen der siebenjährigen Nasa-Mission Osiris-Rex jener Sammelbehälter über der Wüste des US-Bundesstaats Utah abgeworfen, in dem die Sonde Material vom erdnahen Asteroiden 101955 Bennu zur Erde transportiert hatte. Mittlerweile konnten die ersten an der Außenseite der Kapsel befindlichen Proben einer Analyse unterzogen werden, und das Ergebnis begeistert die Fachleute.

Wie Nasa-Mitarbeiter in Houston, Texas, nach der Untersuchung berichteten, enthält der dunkle krümelige Staub Wassermoleküle, die in Mineralien eingeschlossen sind. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass das Wasser der Ozeane urspünglich von Asteroiden wie Bennu auf die Erde gelangt war.

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Das Bild zeigt die Außenseite des Osiris-Rex-Probensammlers mit Material vom Asteroiden Bennu.
Foto: Nasa

Schwefel und ...

"Dass die Erde eine bewohnbare Welt ist, liegt daran, dass wir hier Ozeane, Seen und Flüsse haben. Vermutlich stammt all dieses Wasser aus Mineralien, die vor vier Milliarden Jahren hierhergebracht wurden", sagte Dante Lauretta, der leitende Forscher der Mission, am Mittwoch auf einer Nasa-Veranstaltung.

Neben H2O enthielten die Proben auch Schwefel, der für viele geologische Prozesse entscheidend ist. "Er bestimmt beispielsweise, wie schnell Gesteine schmelzen, und ist auch für die Biologie von entscheidender Bedeutung", sagte Lauretta. Außerdem entdeckten die Forschenden Magnetit, ein Eisenoxidmineral, das eine wichtige Rolle als Katalysator bei organisch-chemischen Reaktionen spielen kann.

... Kohlenstoff

"Wir haben hier jene Arten von von Mineralien, die bei der Entstehung des Lebens auf der Erde eine zentrale Rolle gespielt haben könnten", sagte Lauretta. Von besonderer Bedeutung war der Nachweis von größeren Mengen Kohlenstoff, jenem das Element also, das den Grundbaustein des Leben darstellt.

"Wir haben den richtigen Asteroiden ausgewählt", sagte Daniel Glavin, ein Astrobiologe der Nasa, der an der Mission mitarbeitet. "Und nicht nur das: Wir haben auch die richtige Probe mitgebracht. Dieses Material ist der Traum eines jeden Astrobiologen."

Video: Die ersten Proben der Osiris-Rex-Mission werden genommen.
NASA

Verzögerungen bei Kapselöffnung

Die Nasa-Mission Osiris-Rex (Origins, Spectral Interpretation, Resource Identification and Security, Regolith Explorer) fand am 24. September ihren vorläufigen Abschluss, als die 46 Kilogramm schwere Kapsel mit den eingesammelten Proben von Bennu an einem Fallschirm auf dem Gelände des Militärstützpunkts Dugway Proving Ground der US-Armee landete. Von dort wurde der Behälter zum Johnson Space Center in Houston gebracht. Als Technikerinnen und Techniker dort den Deckel des Probenbehälters entfernten, fanden sie dunkles Pulver und kleine Gesteinspartikel.

Dieses Material ermöglichte zwar einen ersten Blick auf das, was sich im Kern der Kapsel befindet, verzögerte aber auch die weitere Öffnung des eigentlichen Probensammelgeräts. "Außen ist so viel zusätzliches Material, dass es den sorgfältigen Prozess der Bergung der Primärprobe verlangsamt", sagte Francis McCubbin, der Kurator für Astromaterialien am Johnson Space Center.

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Die Krümel aus dem All, die bisher untersucht wurden, sind quasi ein Bonus. Die eigentliche Probe befindet sich noch im Inneren des Sammelbehälters.
Foto: Nasa

Geringes Einschlagsrisiko

Osiris-Rex war im September 2016 vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral gestartet und zwei Jahre später bei Bennu angekommen. Der Asteroid mit einem Durchmesser von etwa 500 Metern kommt der Erde auf seiner Bahn alle sechs Jahre nahe und gilt daher als möglicher Kandidat für einen Einschlag auf unserem Planeten – das Risiko ist mit 1:1.750 aber sehr gering.

Asteroiden wie Bennu entstanden einst aus Überresten jener Bausteine, aus denen auch die Planeten hervorgingen, und blieben seither weitgehend unverändert. Forscher erhoffen sich daher von der Mission Einblicke in die Entstehung des Sonnensystems vor mehr als 4,5 Milliarden Jahren.

Probleme beim Einsammeln

Mithilfe von fünf wissenschaftlichen Instrumenten und Kameras erforschte die Sonde nach ihrer Ankunft den Asteroiden ausgiebig, ehe sie im Oktober 2020 zum entscheidenden Teil ihrer Mission ansetzte: In einem komplizierten mehrstündigen Manöver näherte Osiris-Rex sich dem Asteroiden so weit an, dass die Sonde ihn mit einem Roboterarm berühren konnte. Durch eine Stickstoffentladung wirbelte sie dabei Oberflächenmaterial auf, das schließlich im Sammelbehälter aufgenommen wurde.

Video: "Bausteine für Leben" auf dem Asteroiden Bennu: Die von der US-Raumsonde Osiris-Rex auf dem Himmelskörper eingesammelten Proben enthalten Spuren von Wasser und Kohlenstoff.
AFP

Dabei kam es allerdings zu einem Problem: Osiris-Rex nahm viel mehr Asteroidenmaterial ein als erwartet. Einige größere Geröllstücke verkeilten sich unter dem Deckel des Auffangbehälters, der sich dadurch nicht mehr vollständig geschlossen hat. Nachdem er wieder sicher in der Sonde verstaut war, blieb zunächst unklar, wie viel von dem Asteroidenstaub tatsächlich eingesammelt worden war. Dass es wohl genug sein würde, stellte sich erst nach der Landung im vergangenen September heraus.

Nächster Stopp: Apophis

Zwar ist der Hauptteil der Osiris-Rex-Mission abgeschlossen, doch für die Sonde ist die Reise noch nicht zu Ende. Aktuell befindet sie sich auf dem Weg zu 99942 Apophis. Der Asteroid hat einen Durchmesser von 350 Metern und wird die Erde am 13. April 2029, einem Freitag, im Abstand von nur 31.750 Kilometer passieren. Dass der nach dem zerstörerischen ägyptischen Chaos-Gott Apep benannte Asteroid die Erde treffen könnte, gilt als ausgeschlossen. Das war allerdings nicht immer so: Kurz nach seiner Entdeckung im Jahr 2004 ergaben Bahnberechnungen, dass der Asteroid unseren Heimatplaneten mit einer Wahrscheinlichkeit von immerhin 2,7 Prozent treffen könnte. (tberg, 12.10.2023)