Menschenmenge. Viele halten ein Schild mit
Die Metallergewerkschaften fordern 11,6 Prozent mehr Lohn.
APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Nach dem holprigen Start rund um anonyme Drohungen wurde die dritte Runde zum Metaller-Kollektivvertrag am Freitagnachmittag rasch wieder abgebrochen. Das geht aus einer Aussendung der Arbeitgebervertreter vom Fachverband der Metalltechnischen Industrie (FMTI) hervor. Darin gibt der FMTI den Gewerkschaften PRO-GE und GPA die Schuld für einen "einseitigen" Abbruch. Ein Gewerkschaftsvertreter war kurzfristig vorerst nicht erreichbar. Nun folgen am 23. Oktober Betriebsversammlungen in der gesamten Metallindustrie.

"Die dritte Verhandlungsrunde für den Kollektivvertrag der Metalltechnischen Industrie wurde von den Gewerkschaften einseitig abgebrochen", beklagten die Arbeitgebervertreter vom Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI) in der Wirtschaftskammer (WKÖ) via Aussendung. Darauf gingen die Arbeitnehmervertreter von den Gewerkschaften PRO-GE und GPA in ihrer Aussendungsreplik erst gar nicht ein, sprachen von einem "Hohn", dass das Angebot der Arbeitgebervertreter darstelle: "Sie zeigen keinerlei Bereitschaft, ernsthafte Verhandlungen zu führen."

Forderungen bleiben aufrecht

Die Arbeitgeber sind am heutigen Freitag bei ihrem bisherigen Angebot geblieben. "Die Belegschaften werden deshalb ab Montag bei Betriebsversammlungen von ihren Betriebsräten informiert. Dabei werden vorsorglich Beschlüsse für gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen eingeholt", hieß es von den beiden Gewerkschaftern Reinhold Binder (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA). Die Forderung der Arbeitnehmenden nach 11,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt bleibt weiter aufrecht. "Die Voodoo-Rechnung, dass das Arbeitgeberangebot 9 Prozent wert wäre, kann jeder Grundschüler widerlegen", so Binder und Dürtscher.

Der Start der dritten Runde der Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 120.000 Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie ist am Freitag ungewöhnlich verlaufen. Die Arbeitgeber hatten von einem, inzwischen der Polizei übermittelten, Drohbrief berichtet. Die Gewerkschaften wiederum stellten postwendend klar, dass sie derartige Aggressivität selbstverständlich ablehnen. Danach starteten die Gespräche, bei denen man noch weit auseinander lag – sie fanden aber offenbar ein rasches Ende.

Video: Metaller-KV - Drohbrief sorgte für Unterbrechung in dritter Runde
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Arbeitgeber: "Anonyme Drohungen"

Aufgrund der hohen Inflation und der nachlassenden Konjunktur gestalten sich die KV-Verhandlungen ohnehin schwierig. In der Pressemitteilung des FMTI hieß es zum Abbruch der Verhandlungsgespräche: "Grund dafür sind anonyme Drohungen gegen Repräsentanten der Metalltechnischen Industrie. Für diese aggressive Stimmung in der Öffentlichkeit und die Verrohung der Sprache sieht der Fachverband auch die Gewerkschaften als mitverantwortlich, die in den letzten Tagen mit massiven Angriffen und aggressiver Sprache gegen die Arbeitgeber persönlich mobilisiert haben."

Die verdutzten Arbeitnehmervertreter von GPA und RPO-GE antworteten umgehend ebenfalls in einer Presseaussendung: "Drohungen sind absolut inakzeptabel, ein solches Vorgehen lehnen wir ab. Sozialpartnerschaftliche Gespräche sind das Gegenteil von Aggressivität. Gleichzeitig weisen wir den Vorwurf zurück, an solchem Verhalten schuld zu sein." Derzeit scheint eine Einigung noch weit entfernt. Die Arbeitgeber bieten 2,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt plus eine Einmalzahlung von 1.050 Euro.

Schneller ging es bei den Brauern, sie haben sich nach zwei Runden auf eine Lohnerhöhung von 8,1 Prozent plus eine Einmalzahlung von 36 Euro monatlich geeinigt. Damit sei die rollierende Inflation – also die Preissteigerung der vergangenen zwölf Monate – abgedeckt, heißt es aus Verhandlungskreisen der Brauer. (APA, red, 20.10.2023)