Dass seine erste auch seine letzte Saison in Salzburg gewesen sein wird, bestätigte Michael Maertens am Sonntag.
Dass seine erste auch seine letzte Saison in Salzburg gewesen sein wird, bestätigte Michael Maertens am Sonntag.
REUTERS/LEONHARD FOEGER

Salzburg – Die Präsentation des Jedermanns und seiner Buhlschaft bei den Salzburger Festspielen ist jedes Mal ein Trara mit Pressekonferenz. Wie am Sonntag publik wurde, wurde Mitte vergangener Woche dem Ensemble – wesentlich beiläufiger allerdings – mitgeteilt, dass für kommendes Jahr eine Neuinszenierung des Stücks von Hugo von Hofmannsthal geplant sei. Michael Sturminger, der seit 2017 das Leben und Sterben des reichen Mannes am Domplatz inszeniert, wird nicht mehr mit der Aufgabe betraut. Ebenso nicht Teil des Plans ist der heurige Jedermann, der Burgtheater-Schauspieler Michael Maertens.

Dass seine erste auch seine letzte Saison in Salzburg gewesen sein wird, bestätigte er am Sonntag der APA, die von den Plänen erfahren hatte. "Mich hat diese Entscheidung, die ohne ein einziges Gespräch mit mir getroffen wurde, überrascht und verwundert", wird er zitiert. Sein Vertrag habe zwei Jahre umfasst, mit ihm wären schon Gespräche bis 2026 geführt worden. "Ich habe mich bis jetzt immer auf die Handschlagqualität meiner Partner verlassen können. Offenbar sind im Direktorium der Salzburger Festspiele in den letzten Jahren wichtige Instanzen verloren gegangen."

"Sehr schwierige Entscheidung"

Jedenfalls gewechselt hat mit diesem Oktober die Schauspielleitung: Marina Davydova gab auf Anfrage der APA an, es habe sich um eine "sehr schwierige Entscheidung" gehandelt. Laut ihren Angaben will nicht nur sie diese getroffen haben. "Wir werden das in der allernächsten Zeit öffentlich kommentieren." Festspielintendant Markus Hinterhäuser wollte nichts zum Schritt sagen. Offizielle Statements der Festspiele und der seit 2022 im Amt befindlichen Präsidentin Kristina Hammer stehen aus.

DER STANDARD

Bereits geäußert hat sich indes Sturminger, der in den vergangenen sieben Jahren neben Maertens auch Tobias Moretti und Lars Eidinger als Jedermann und in der Rolle der Buhlschaft Stefanie Reinsperger, Valery Tscheplanowa, Caroline Peters, Verena Altenberger und Valerie Pachner inszeniert und dafür durchweg positive Kritiken erhalten hat. Mit dem Paar Eidinger/Altenberger rüttelte er 2021/2022 an Geschlechterrollen, heuer beschwor er angesichts von Kapitalismus und Klimakollaps eine düstere Endzeitstimmung herauf. Seinen Angaben zufolge soll Davydova im Sommer dem gesamten Ensemble für 2024 positive Signale gesendet haben.

"Es bestand Einvernehmen darüber, dass man eine Jedermann-Inszenierung keinesfalls für eine einzige Spielzeit plant und so auch keinem namhaften Hauptdarsteller anbieten könnte", gab Sturminger der APA an. Davydova habe ihm noch im August mitgeteilt, die Inszenierung mit Maertens gerne bis 2026 spielen zu wollen. Eine offizielle Erklärung für den Entschluss kenne er nicht, er habe "von verschiedenen Verantwortlichen sehr widersprüchliche Erklärungsversuche gehört", so etwas "noch nie erlebt". Er sei von den Umständen menschlich enttäuscht. (red, 22.10.2023)