Kindergartenstreik
Tausende Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen demonstrierten am Wiener Ring für mehr Wertschätzung und bessere Rahmenbedingungen.
Christian Fischer

Eine junge Assistentin, die mit 25 Kindern allein ist, oder die Bitte, die Kinder zu Hause zu lassen, weil die Betreuung nicht gewährleistet werden kann: Eltern von Kindergartenkindern sind einiges gewöhnt. Wir erleben täglich, dass das System am Limit ist, die Pädagoginnen und Pädagogen am Limit sind. Sie sind enorm belastet, trocknen Tränen, wechseln Windeln – manchmal 15 hintereinander –, trennen zwei raufende Kinder, während ein drittes Wasser verschüttet. Dann sollen sie auch noch die Entwicklung der Kleinen im Blick haben, sie fördern, mit ihnen lesen und basteln.

Kindergartenpädagoginnen berichten von Dauerstress und davon, dass sie teils nicht mehr in der Lage seien, jedes Kind zu trösten, das weint. Das ist alarmierend. Obwohl die allermeisten mit Idealismus dabei sind, kehren sie oft schon nach kurzer Zeit dem Job den Rücken. So etwa eine engagierte Frau Anfang 20 aus dem Kindergarten meines Sohnes. Sie fängt in einem Fitnesscenter an. Und dabei fehlen laut Gewerkschaft allein in Wien 1.200 Fachleute für die Betreuung der Kleinsten.

Am Dienstag protestierte in Wien die Belegschaft der Kindergärten vor allem für mehr Geld, mehr Personal und kleinere Gruppen. Das braucht es dringend. Wir wollen unsere Kinder gut aufgehoben wissen, während wir arbeiten. Aber es geht noch um mehr: Wir müssen uns als Gesellschaft fragen, was uns die künftigen Erwachsenen wert sind. (Lisa Breit, 24.10.2023)