Bei der Präsentation der neuen iPhones am 12. September sorgte Apple vor allem in der Gaming-Community für Staunen. Denn durch den neuen A 17 Pro-Chip sollen die beiden Flaggschiff-Modelle – also das iPhone 15 Pro und das iPhone 15 Pro Max – auch Computerspiele darstellen können, die sonst nur auf Spielekonsolen oder Gaming-PCs vernünftig laufen. Genannt wurden technisch aufwendige Blockbuster wie "Resident Evil: Village", "The Division" oder "Assassin’s Creed Mirage".

Damit könnte das iPhone sogar bestehende Spielekonsolen der Marken Playstation und Xbox obsolet machen, wie manche Stimmen zunächst in der üblichen Post-Apple-Event proklamierten. Erste Ernüchterung zeigte sich hingegen, als das Pricing bekannt wurde: So soll die iPhone-15-Version des "Resident Evil 4"-Remakes 60 Dollar kosten, womit das Handyspiel preislich auf dem gleichen Niveau wie Konsolenspiele rangiert.

"Resident Evil: Village" auf dem iPhone 15 Pro

Mit "Resident Evil: Village" erscheint nun – pünktlich vor Halloween – der erste echte Blockbuster für die iPhone-Geräte erschienen. Neu ist der Titel nicht, das 2021 erschienene Spiel ist neben PC und Konsolen seit einem Jahr auch via Cloud auf Nintendos mobiler Switch spielbar.

Resident Evil 8 Village 100% Walkthrough
Die komplette Handlung von "Resident Evil: Village", in einem Video zusammengefasst.
Videogmz

Auf inhaltlicher Ebene sei daher an dieser Stelle nur auf vorherige Tests des STANDARD verwiesen, laut denen sowohl das Hauptspiel "Resident Evil: Village" als auch die Erweiterung überzeugen können, wenn man ein Faible für Horror, Fantasy und Action hat, während die Multiplayer-Erweiterung "Re:Verse" eher unfertig und lieblos wirkte. Der Fokus dieses Artikels liegt mehr auf der technischen Umsetzung für Apples Flaggschiff-Smartphone und dem Potenzial des iPhone 15 Pro als Konsolenkiller.

Starke Leistung

Das Spiel kann kostenlos heruntergeladen und angespielt werden, das komplette Basisspiel kostet dann 15,99 Euro, die Winters-Erweiterung weitere 19,99 Euro. Beim Start von "Resident Evil: Village" auf dem iPhone 15 Pro Max wirkt Kennern des Spiels alles sehr vertraut. Tatsächlich wurden die PC- und Konsolenversion treffend auf dem mobilen Gerät umgesetzt, das Spiel sieht auch auf dem kleinen Bildschirm gut aus und läuft flüssig. Der Akku wurde beim Testen nur minimal belastet, hier wurde offensichtlich gut optimiert.

Diese korrekte Umsetzung zeigt sich auch beim Blick in die Optionen, konkret in die Grafikeinstellungen. Hier zeigt eine Checkliste an, wie gut das Gerät damit umgehen kann, wenn die einzelnen Faktoren erhöht werden. So ist eine maximale Auflösung von 2.796 mal 1.290 Pixeln möglich, das entspricht der Auflösung des Displays und liegt über der Auflösung von Full-HD. Auch wenn die Bildwiederholungsrare auf 120 FPS erhöht wird, spuckt das System noch keine Bedenken aus. Einzig wenn zusätzlich noch die Qualität der Texturen erhöht wird, warnt das Menü vor möglicher Überlastung.

Die Sache mit der Steuerung

Dabei stellt sich freilich die Frage, wie viel davon man auf einem vergleichsweise kleinen Handybildschirm überhaupt genießen kann, ist die Immersion hier doch deutlich geringer als auf dem PC-Monitor, Fernseher oder Beamer. Dafür lässt sich das Spiel auch unterwegs anstatt nur im eigenen Wohnzimmer spielen. Zumindest theoretisch.

Denn ein weiterer Malus von für das Handy optimierten Konsolenspielen ist, dass sich das Layout der Controller als virtuelle Schicht über das Spielgeschehen legt – und man von selbigem somit wenig mitbekommt, wenn die eigenen Wurstfinger dieses bedecken. Daher wird auch dazu geraten, einen externen Controller mit dem iPhone zu koppeln.

iPhone 15 Pro MaX mit Xbox Series X Controller
Es wird empfohlen, Spiele wie "Resident Evil: Village" auf dem iPhone 15 Pro Max mit einem externen Controller zu spielen.
Der Standard/Stefan Mey

Dies gelang mit einem auf Bluetooth umfunktionierten Stadia-Controller leider nicht, mit einem Xbox-Series-X-Controller hingegen problemlos. Waren die Geräte erst einmal verbunden, so konnte das Spiel auch latenzfrei per Controller gesteuert werden. Wie gerne man mit einer solchen Gerätekombination beim morgendlichen Pendeln in der U-Bahn gesehen werden will, muss jeder für sich entscheiden.

Wo noch Potenzial liegt

Doch man müsste ja eigentlich gar nicht auf dem kleinen Bildschirm spielen, sondern könnte das Spiel ja auch auf den TV projizieren – theoretisch. Denn leider scheiterte im Test die Kopplung mit einem Apple-Airplay-tauglichen Fernseher: Das Bild wurde gar nicht auf den großen Bildschirm übertragen, Ton wurde mit einer Latenz von rund einer Sekunde ausgegeben, was für ein Actionspiel definitiv zu langsam ist.

Das ist insofern schade, als dass hier Potenzial für Apple schlummern könnte: Wäre eine problemlose Kopplung mit größeren Bildschirmen und eine nahezu latenzfreie Ausgabe von Ton- und Bildinhalten möglich, dann könnte man in den Gewässern von Nintendos Switch fischen, also das Game unterwegs auf dem mobilen Gerät spielen, zu Hause dann nahtlos auf den Fernseher wechseln. Auch Microsoft ermöglicht es mit dem Game-Pass, viele Spiele aus der Cloud auf das Smartphone zu streamen und nach der Synchronisierung auf PC oder Konsole fortzusetzen.

Und apropos Microsoft: Deren Blockbuster "Starfield" hätte das Potenzial, die Inhalte einer im Spiel verfügbaren, virtuellen Uhr mit dem Display echter Smartwatches zu synchronisieren. Umgesetzt wurde dies nicht, aber Apple könnte dies mit künftigen Titeln tun: Immerhin hat man mit der Apple Watch eine der erfolgreichsten Smartwatches im Portfolio und punktet bei der eigenen Kundschaft vor allem durch das geschickt vernetzte Ökosystem.

Fazit: Da geht noch was

Und so entspricht der erste echte Blockbuster auf Apples Smartphones in etwa dem, was man sich hat erwarten können: technisch vor allem in puncto Grafik und Performance solide umgesetzt, aber mit einer lästigen Steuerung und somit der expliziten Empfehlung, einen externen Controller zu verbinden. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ein Smartphone-Screen niemals die gleiche Atmosphäre wird vermitteln können wie ein Fernseher.

Ist das iPhone 15 Pro somit ein Konsolenkiller? Wahrlich nicht, dafür hinkt das Spielgefühl den großen Geräten einfach zu weit hinterher. Trotzdem wurde sehr viel richtig gemacht, auf die Portierung weiterer Hits kann man gespannt sein. Und ebenso auf die Beantwortung der Frage, wie weit Apple dieses Potenzial noch in das gesamte Ökosystem einbindet, um der Konkurrenz die Stirn zu bieten. (Stefan Mey, 28.10.2023)

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Das Spiel wurde von Capcom zu Testzwecken zur Verfügung gestellt. Das iPhone 15 Pro Max wurde von Apple zu Testzwecken zur Verfügung gestellt.