Wien – Dem Hass soll am Donnerstagabend ein Kontrapunkt gesetzt werden. Auf dem Wiener Heldenplatz wird ein Lichtermeer veranstaltet, um der Geiseln der terroristischen Hamas zu gedenken. Die Kundgebung sei auch als Zeichen gegen Antisemitismus, Hass und Gewalt gedacht, sagt Organisator Daniel Landau. Angehörige dreier Geiseln haben ihr Kommen angekündigt, auch Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) nimmt am Lichtermeer teil. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat seine Unterstützung ausgesprochen.

Eine Israel-Fahne und eine Kerze
Kerzenlicht soll am Donnerstagabend die Solidarität mit den Geiseln in Israel signalisieren. Das Foto zeigt eine Kundgebung in München vom Oktober.
AFP/CHRISTOF STACHE

Landau hofft, dass trotz der kurzfristigen Ankündigung zahlreiche Menschen an der Veranstaltung teilnehmen und dass die Zahlen "nicht weiter hinter Berlin" stehen werden, wie er zur Austria Presse Agentur sagte. In der deutschen Hauptstadt hatten am 22. Oktober zwischen 10.000 und 25.000 Menschen gegen Antisemitismus und für Solidarität mit Israel demonstriert. Das Wiener Lichtermeer beginnt um 18 Uhr auf dem Heldenplatz.

"Das Nichtstun muss aufhören!"

Auch Barbara Staudinger, die Direktorin des Jüdischen Museums Wien, rief zur Teilnahme auf. Es nütze nichts, "nur dagegen zu sein, aber zu Hause zu bleiben. Das Nichtstun muss aufhören!", sagt sie. "Die jetzige Welle des Antisemitismus und des Hasses ist erschreckend. Sie zeigt aber auch, wie wichtig unsere Arbeit ist, wichtiger denn je." Es sei zu lange weggeschaut worden, der Kampf gegen den Antisemitismus erfordere nun "eine große gesellschaftliche Anstrengung".

Wie groß diese Anstrengung sein wird, verdeutlichte der offenbar neonazistische Brandanschlag auf den jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs in der Nacht auf Mittwoch. Im Vorraum der Zeremoniehalle sind an zwei Stellen Feuer ausgebrochen, die Polizei geht von Brandstiftung aus und ermittelt. Die Außenwände wurden von den unbekannten Tätern mit Hakenkreuzen beschmiert. Zahlreiche Politiker verurteilten den Anschlag.

Mehr Schutz für Gebäude verlangt

Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, will nun gemeinsam mit dem Innenministerium die Schutzmaßnahmen für jüdische Einrichtungen "neu bewerten". Die Wiener Polizei zeigt sich aber zurückhaltend, was einen verstärkten Personaleinsatz für den Gebäudeschutz angeht. Sie setze zwar "umfangreiche Überwachungs- und Schutzmaßnahmen", aber "alle jüdischen Gebäude rund um die Uhr zu bewachen ist nicht möglich", sagte eine Sprecherin im Ö1-"Morgenjournal". Der Schutz von Menschen genieße Priorität. (red, APA, 2.11.2023)