Studierende im Hörsaal einer Fachhochschule
Fachhochschulen bekommen einen bestimmten Fördersatz pro Studienplatz, jetzt ist die Zeit reif für ein neues Modell, meint die Fachhochschulkonferenz.
MCI/Kasper

Die Studienplatzfinanzierung galt lange Zeit als Vorbild für den gesamten tertiären Sektor – zielgerichtet und effizient. Sie sei nicht mehr zeitgemäß, heißt es nun sowohl von der Fachhochschulkonferenz (FHK) als auch der Ös­terreichischen Hochschülerschaft (ÖH). Zeitgleich zum Semesterstart forderte beispielsweise Nina Ma­thies aus dem Vorsitzteam der ÖH das Ende dieser individuellen Studienplatzfinanzierung zugunsten einer Finanzierung der gesamten Fachhochschulen (FH). Damit würden die FHs ein Stück Autonomie zurückbekommen und könnten den Bedarf an Studienplätzen selbst anpassen. Auch die FHK wünscht sich Änderungen bei der Finanzierungsform, damit neben den Studienplätzen auch andere Aufgaben der Fachhochschule abgegolten werden können. Ein genaues Modell gebe es laut FHK nicht.

Derzeit bildet der FH-Entwicklungs-und-Finanzierungs-Plan die Grundlage für die Studienplatzfinanzierung. Gültig für jeweils drei Jahre wird darin vom Bildungsministerium auch festgelegt, wie viele neue Studienplätze es in diesem Zeitraum in welchen Fachbereichen geben soll. Für Fachhochschulen ist dieser Rahmen das wichtigste Planungsinstrument, anhand dessen FHs den konkreten Bedarf an neuen Studienplätzen anmelden. Welche FH wie viele Plätze bekommt, wird vom Ministerium entschieden. So sieht der aktuelle Plan für die aktuelle Periode­ bis 2025/26 nach einem anfänglichen Ausbaustopp 1050 neue Anfängerplätze respektive insgesamt 2625 neue Studienplätze vor. Die Studienplätze waren meist im Bereich der Technik.

Nicht mehr zeitgemäß

"Vor 30 Jahren war diese Form der Finanzierung eine Superidee", sagt Kurt Koleznik, Generalsekretär der FHK, sie sei aber in die Jahre gekommen und nicht mehr zeitgemäß. "FHs leisten mittlerweile weit mehr als nur das praxisnahe Ausbilden der Studierenden." Daher plädiert die FHK auch für eine Umbenennung der Fachhochschulen in Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW).

Als Vorbild dafür gilt Deutschland. Dort gibt es diese Möglichkeit bereits seit längerem. So gut wie alle deutschen FHs verwenden diesen Namen. Diese Bezeichnung würde den Leistungen des Sektors gerechter. Vom Bildungsministerium würde man sich eine ganzheitlichere Sicht auf die Aufgabenstellung der Fachhochschulen wünschen. Forschung und Weiterbildung sind für Koleznik neue Aufgaben, für die es endlich auch eine nachhaltige Finanzierung brauche. "An Fachhochschulen sind die Studienplätze die einzige Kennzahl, das reicht bei ­weitem nicht mehr aus." Im FH-Entwicklungs-und-Finanzierungs-Plan seien die Forschungsleistungen nicht enthalten, auch das Ausbilden der Studierenden sei mittlerweile viel umfangreicher, ergänzt Koleznik. Seit Jahren fordern die Fachhochschulen Verbesserungen bei der Forschungsfinanzierung. Die finanzielle Anerkennung der Forschungsleistung des Fachhochschulsektors spielt wohl auch bei den Überlegungen hinsichtlich eines neuen Finanzierungsmodells eine Rolle.

Vonseiten des Bildungsministeriums sieht man bei der Finanzierung jedoch keinen Reformbedarf. "Bei der Einführung des Fachhochschulsystems hat sich der Gesetzgeber bewusst entschieden, dass Fachhochschulen grundsätzlich nicht vom Bund als Träger erhalten werden sollen, sondern dass sich die Bundesfinanzierung auf die Finanzierung von Studienplätzen fokussieren soll", sagt Elmar Pichl, Leiter der Hochschulsektion im Bildungsministerium. Dieses System – bzw. die Idee der Fachhochschule als Private-public-Partnership – habe sich als effizient beziehungsweise qualitativ und quantitativ erfolgreich erwiesen und bedürfe aus Sicht des Ministeriums keiner grundlegenden Änderung.

Sondermittel ausgeschrieben

Darüber hinaus sei es auch im aktuellen Entwicklungs-und-Finanzierungs-Plan der Fachhochschulen bereits zu Änderungen gekommen. "Als innovativen Schritt für die Finanzierung von Entwicklungen im FH-Bereich, die durch eine Studienplatzfinanzierung nicht adäquat ­gefasst werden können, sieht der aktuelle FH-Entwicklungs-und-Finanzierungs-Plan erstmals auch die Ausschreibungen von Sondermitteln vor, die voraussichtlich beginnend mit 2024 umgesetzt werden", ergänzt Pichl.

Wie hoch die Sondermittel sind, wisse die FHK derzeit noch nicht genau, so Koleznik. (Gudrun Ostermann, 3.11.2023)