Reinhold Binder, Vorsitzender der Gewerkschaft Pro-Ge und Chefverhandler für Arbeitnehmer in der Metallindustrie, hat im Ö1-"Morgenjournal" erneut seine Verhandlungsgegner kritisiert. Nach der vierten Runde mit achtstündigen Kollektivvertragsverhandlungen am Donnerstag lehnen die Arbeitnehmervertreter der Metaller das Angebot der Arbeitgeberseite ab.

Die Arbeitgeber bieten ein Lohnplus von 2,5 Prozent an, das um einen Fixbetrag von 100 Euro und eine Einmalzahlung von 1.050 Euro aufgestockt werden würde. Die von den Arbeitgebern errechneten zehn Prozent Lohnerhöhung seien "Voodoo-Mathematik", sagte Binder im "Morgenjournal". Im Schnitt kommt man laut Binder durch das Angebot der Arbeitgeber auf ein Gehaltsplus von rund fünf Prozent und ist weit weg von der rollierenden Inflation, also der durchschnittlichen Inflationsrate von zwölf Monaten, verglichen mit der davor liegenden Inflationsperiode. Die Arbeitnehmer fordern eine Lohnerhöhung von 11,6 Prozent.

Der Gewerkschaftschef kritisierte dabei, dass die inbegriffenen Einmalzahlungen nicht nachhaltig wirken würden. Einmalzahlungen seien nur "der Schnittlauch auf dem Butterbrot", so Binder. Zudem sei der Chefverhandler der Arbeitgeberseite, Christian Knill, bereits vor der Ankündigung von Arbeitsniederlegungen mit Informationen über Warnstreiks an die Medien gegangen, sagt Binder.

Chefverhandler der Gewerkschaften Reinhold Binder (PRO-GE) am Donnerstag, 12. Oktober 2023, im Rahmen einer Metaller-KV-Betriebsrätekonferenz
Der Chefverhandler der Metallgewerkschaften, Reinhold Binder, übte im "Morgenjournal" am Freitag scharfe Kritik an der Arbeitgeberseite.
APA/GEORG HOCHMUTH

Streiks in Pewag, Voestalpine, Bosch, BMW

Am Donnerstag kündigten die Metaller einen Warnstreik von Montag bis Mittwoch an. Am Donnerstag, dem 9. November, sollen die Verhandlungen weiterlaufen. Der Fachverband der Metalltechnischen Industrie brachte einen zweijährigen Abschluss aufs Tapet. Diesem Angebot würde Binder nur zustimmen, wenn die rollierende Inflation berücksichtigt und auch wirtschaftliche Erfolge abgegolten werden würden. "Schlussendlich fließt das Geld bis 2025, die Kolleginnen und Kollegen brauchen heute das Geld – für das werden wir kämpfen", sagte Binder im "Morgenjournal".

Während des Streiks will die Gewerkschaft mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern das Angebot durchgehen. Den Start macht die Aufzugsbranche Montagfrüh mit einem großen Bahnhof durch die Gewerkschaftsprominenz. "Den Anfang werden am Montag, 6. November, die rund 500 Monteur:innen der Wiener Aufzugsfirmen mit einer gemeinsamen, öffentlichen Betriebsversammlung auf der Triester Straße machen", teilten die Gewerkschaften heute mit. Neben den Chefverhandlern Binder und Karl Dürtscher (GPA) werden auch AK-Präsidentin Renate Anderl und ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian erwartet.

Die Pro-Ge hat auch Details zu weiteren Betriebsversammlungen genannt: So sollen am Montag bekannte Firmen wie Pewag, Knorr Heid, Voestalpine, Bosch, Blum, Otis und Kone für jeweils rund drei Stunden bestreikt werden. Am Dienstag sind es Unternehmen wie Palfinger, Berndorf, Collini und Otto Bock. Am Mittwoch kommt es zu Arbeitsniederlegungen unter anderem bei BMW Motoren, Liebherr, Hella, Steyr Arms, Diamond Aircraft und Rheinmetall MAN Military. Binder hält auch längere Streiks für möglich. (wisa, APA, 3.11.2023)

Video: Keine Einigung nach 4. KV-Runde, Warnstreiks ab Montag.
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