Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren." Dieser Satz wird FDP-Chef Christian Lindner immer nachhängen. Er beendete 2017 Sondierungen über eine Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP.

Sechs Jahre später wollen frustrierte Liberale Lindners berühmten Spruch auferstehen lassen und mit Leben erfüllt sehen. In der Ampel aus SPD, Grünen und FDP fühlen sie sich aufgerieben, daher solle das Bündnis beendet werden.

In der FDP ist die Ampelkoalition umstritten, Parteichef Christian Lindner will vorerst noch weiterregieren.
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Man kann die Unzufriedenheit verstehen. Zwar haben die Wahlen in Bayern und Hessen am 8. Oktober allen drei Ampelparteien Verluste beschert. Aber viele Liberale wähnen sich seit zwei Jahren in einem selbstverschuldeten Fehlkonstrukt.

Sie nehmen Sozialdemokraten und Grüne als das eigentliche Paar wahr und sich selbst nur als die liberale Garnierung. Weil es eben für Rot-Grün allein bei der Bundestagswahl 2021 nicht gereicht hat und man einen Dritten im Bunde brauchte.

Das ist nicht schön, keine Frage. Aber über Alternativen, sprich den Koalitionsbruch, nachzudenken kann nicht die Lösung sein. Nicht für das Land, das in diesen unruhigen Zeiten keinen Wahlkampf und Stillstand braucht.

Aber auch nicht für die Liberalen selbst, die im Falle einer Neuwahl vielleicht gar nicht mehr in den Bundestag kämen, dafür aber ein Erstarken der AfD mitansehen müssten.

Zur Halbzeit gibt man nicht auf. Vielmehr sollte die Devise gelten: Es ist besser, durchzuhalten, als davonzulaufen. (Birgit Baumann, 3.11.2023)