Worst of Bundesrat: Wie unterirdisch Debatten im Bundesrat verlaufen
Selten geht es in Österreich um den Bundesrat, wenn fehlende politische Kultur beklagt wird. Dabei geht es zuweilen auch dort ab – dank einer Handvoll FPÖ-Mandatare
Sebastian FellnerKatharina Mittelstaedt
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Nicht viele Menschen in Österreich sind mit dem Bundesrat vertraut. Wer ihn kennt, sind die 60 Mitglieder der Länderkammer – sie wissen auch, was in den Sitzungen vor sich geht. Zuletzt haben mehrere österreichische Bundesräte im Gespräch mit dem STANDARD die schlechte Debattenkultur im Bundesrat beklagt. Wir haben deshalb Protokolle durchforstet. Zumeist geht es in der Länderkammer halbwegs gesittet zu, schnell stößt man jedoch auch auf derbe Wortmeldungen und Debatten – die öffentlich kaum Beachtung finden.
Auffällig ist dabei: Die niveaulosesten Beiträge kommen konsequent von der FPÖ. Um nichts zu übersehen, haben wir bei blauen Bundesräten nachgefragt, an welche Redebeiträge anderer Fraktionen sie sich erinnern, die nicht der Würde des Hohen Hauses entsprechen.
Antworten kamen prompt: "Festzuhalten ist, dass aus heutiger Sicht sämtliche Redebeiträge der 'türkis-schwarz-rot-grün-rosaroten Einheitspartei' zwischen 2020 und 2022 – insbesondere im Hinblick auf die völlig überzogenen und menschenverachtenden Corona-Maßnahmen – mit Sicherheit NICHT der Würde des Hohen Hauses entsprachen", schreibt der freiheitliche Bundesrat Markus Leinfellner. Er beklagt: Ordnungsrufe habe es hier jedoch keine gegeben.
Auch der blaue Fraktionschef Christoph Steiner findet: "Sämtliche Beiträge der Einheitsparteien zwischen 2020 und 2022 entsprachen nicht der Würde des Hauses!"
Wenig Aufmerksamkeit
Der Bundesrat genießt in Österreich ohnehin nicht den besten Ruf. Er sei zahnlos, heißt es gerne. Er gehöre abgeschafft, wird seit Jahrzehnten immer wieder gefordert. Er sei unnötig, bloß teuer, finde kaum Beachtung. Die wichtigen Funktionen der Kammer gehen dabei oft unter: Der Bundesrat repariert und verbessert Gesetze und vertritt die Interessen der neun Bundesländer im Parlament.
Nationalratsdebatten gehören zu den wichtigsten politischen Ereignissen – tagt der Bundesrat, bekommt die breite Bevölkerung davon meist nicht einmal etwas mit. Hier ein eher schauriger Einblick ins Innenleben der Länderkammer:
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