Bei den diesjährigen Kollektivvertragsverhandlungen der Metaller liegen die Vorstellungen weit auseinander. Am Montag startete daher ein Warnstreik der Arbeitnehmer der Metallindustrie, der bis Mittwoch gehen soll. Die Gewerkschaften fordern weiterhin eine Erhöhung von 11,6 Prozent. Die Arbeitgeberseite stellte hingegen zwei Optionen vor: Ein Lohnplus von zehn Prozent plus 1.500 Euro Einmalzahlung, mit einem Zweijahresabschluss, oder 2,5 Prozent Lohnzuwachs plus 100 Euro Fixbetrag pro Monat und 1.050 Euro Einmalzahlung. Die Gewerkschaft lehnte beide Angebote ab.

Der Chefverhandler der Arbeitgeber, Christian Knill, war am Montag im Ö1-"Morgenjournal" zu Gast. Die Option auf Einmalzahlungen kritisierten die Gewerkschaften wiederholt als nicht nachhaltig. Knill sagte hingegen, dass Einmalzahlungen jetzt helfen würden. "Die Kaufkraft ist ja jetzt zu stärken", so der Arbeitgebervertreter. Zudem gehe es darum, die Betriebe nicht dauerhaft zu schädigen.

Man versuche mit dem Angebot ein bestmögliches Ergebnis zu erzielen. Immer wieder verwies Knill auf die derzeitige Rezession. Ein niedriges Angebot ist demnach wichtig, damit Betriebe ihre Beschäftigungen halten könnten. In den vergangenen Monaten sind Knill zufolge für die Metallindustrie weniger Aufträge eingegangen. Daher würden Betriebe bereits Mitarbeiter abbauen. Eine wirtschaftliche Besserung sei frühestens Mitte 2024 in Sicht, so Knill.

Christian Knill, Chefverhandler der Metaller-Arbeitgeber
Knill fragte angesichts der Forderung der Gewerkschaften für den Metaller-KV: "Woher gibt's die 11,6 Prozent?"
APA/ROBERT JAEGER

Keine "Melkkühe schlachten"

Der Chefverhandler stellte fest, dass bei den Kollektivvertragsverhandlungen nur Mindestlöhne verhandelt werden. "Wenn das zu wenig ist, kann ja jeder Mitarbeiter auch zum Arbeitgeber gehen und mehr verlangen", so Knill. Es gehe darum, Arbeitsplätze zu sichern, und nicht darum, "Melkkühe zu schlachten". Zudem verwies er auf Verhandlungen in Deutschland, bei denen Einmalzahlungen angenommen wurden.

Die rollierende Inflation kann laut Knill heuer nicht abgegolten werden. Die Lohnerhöhungen ergeben sich aus der Inflation und der gesamtwirtschaftlichen Produktivität. Letztere sei aber negativ, so Knill. Das Angebot sei für die Betriebe "gerade noch machbar". Die von Gewerkschaften geforderten 11,6 Prozent kritisierte Knill scharf: "Woher gibt's die 11,6 Prozent?"

Aufgrund der veränderten Märkte sei eine Abkehr von den jährlichen Vertragsabschlüssen für den Chefverhandler gerechtfertigt. Ein mehrjähriger Abschluss würde auch die Planungssicherheit der Betriebe erhöhen.

Die Gewerkschaften kündigten indes an, dass die Warnstreiks ohne eine Einigung bei den für Donnerstag geplanten Verhandlungen in reguläre Streiks übergehen könnten. (wisa, 6.11.2023)