Wie happy junge Menschen mit ihrer Lehrausbildung sind, hängt wesentlich von ihren Ausbilderinnen und Ausbildern ab. Franz Heißenberger ist Ausbildungsleiter für Lehrlinge in der ÖBB-Teilgesellschaft Rail Cargo Group, er hat vor über 20 Jahren die Lehrausbildung dort mit aufgebaut. Aktuell sind 107 Speditionslehrlinge bei ihm – insgesamt ist die ÖBB mit rund 2.100 Lehrlingen einer der größten Lehrlingsausbilder in Österreich.

Bild von Franz Heißenberger
Franz Heißenberger hatvor über 20 Jahren die Lehrausbildung bei der Rail Cargo Group mit aufgebaut.
Rail Cargo Group

Heißenberger liebt seine Arbeit "mit Herzblut", trägt auf Fachkongressen vor und gilt als ein Doyen mit Blick in die Zukunft der Branche. Der "alte Hase" hat allerdings nach all den Jahren in seiner Rolle auch wesentliche Anliegen zur Verbesserung. Mit einem internen Lernnetzwerk inklusive verschiedenster laufender Fortbildungen und Rotationen der Lehrlinge im Konzern ist er zwar selbst auch aufgrund der Größe des Infrastrukturkonzerns relativ gut aufgestellt. Meistens ist es aber gar nicht üblich, dass Lehrlingsausbildung extra honoriert wird. Oft sind es freiwillige Erfahrene, die sich für diese Funktion zur Verfügung stellen. Im Idealfall haben die Ausbildenden als rechtliche Grundlage eine rund 40-stündige Schulung samt Prüfung in der Wirtschaftskammer absolviert, wer allerdings zusätzlich zu seiner Arbeit "auch" ausbildet, braucht einen solchen "Ausbilderschein" nicht zwingend. Hauptberufliche dürfen grundsätzlich je bis zu 15 Junge, Nebenberufliche bis zu je fünf Junge ausbilden.

Nicht nur "nebenbei"

Was wünscht er sich am dringendsten für Ausbilder? "Mehr Mitarbeiter in den Unternehmen, denen wir mehr Zeit geben, sich mit den Jugendlichen zu beschäftigen." Viele seien leidenschaftlich dabei, aber eben so nebenbei, weil mehr nicht möglich sei. Immerhin muss ja erst einmal der eigene Job erledigt werden. Aber: "Ein guter Lehrling fragt viel", sagt Heißenberger – und ergänzt: "Das soll ja auch genauso sein." Lehrverhältnisse seien Vertrauensverhältnisse zu jungen Menschen, die "sich gerade selbst finden", das sei oft ein schmaler Grat zwischen Ersatzpapa oder Ersatzmama und Vorgesetzter bzw. Vorgesetzte in der Firma. Oft gehe es um eine Menge individueller Themen der jungen Menschen, für die eben ausreichend Raum und Zeit benötigt würden.

Dass unter optimalen Bedingungen die gesamte Organisation profitiert, ist für Heißenberger klar: "Das sind Themen des Wissensmanagements, des Generationenmanagements." Nachsatz: "Lehrlingsausbildung steht nicht immer ganz oben auf der Liste des Topmanagements."

Mehr Transparenz

Ist für ihn in Sachen Qualitätsmanagement alles okay, wo doch die wesentliche Verantwortung am jeweiligen Unternehmen selbst liegt? Die Wirtschaftskammer, schlägt Heißenberger vor, solle ein weiterbildungsgetriebenes Qualitätsmanagement für alle Stakeholder im gemeinsamen Lernnetzwerk (Lehrlinge, Ausbilder, Lehrer, Abschlussprüfer) aufsetzen. Dabei sollen Unternehmen nachweisen, was sie genau in der Lehrlingsausbildung tun, was auch in verpflichtende Weiterbildung der Ausbilder münden solle – von der Inklusion bis zur Talentförderung, sagt Heißenberger. "Da können wohl auch öffentliche Gelder fließen, weil das ja schließlich auch im öffentlichen Interesse wirtschaftlich und gesellschaftlich liegt." Er nennt den Digi-Scheck mit Förderungen für berufsbezogene Weiterbildung für Lehrlinge als Beispiel.

Zwei junge Burschen arbeiten in der Werkshalle von Doppelmayr
Zwei Lehrlinge werken beim Seilbahnhersteller Doppelmayr.
Doppelmayr /Fasching

Und was genau liebt er so an seinem Beruf? "Die aktive Wissensvermittlung. Es ist aber eigentlich nicht das Fachliche, das dann wirklich bewegt, es ist das Menschliche." Unumwunden berichtet er, dass es schon "gut für ein gesteigertes Selbstwertgefühl ist, wenn man direkt Feedback erhält, Junge dankbar sind". Ausbildende profitierten eben auch persönlich stark, diese Erfahrungen nützten im Leben, auch in der eigenen Familie. Allerdings sei schon auch eine "erhöhte Frustrationstoleranz" erforderlich. "Das thematisieren wir beispielsweise auch in unseren internen Workshops." Für ihn ist sein internes Lernnetzwerk ein "dringend wichtiges Backup", auch wenn es um Fragen der mentalen Gesundheit, um Themen der Abgrenzung in der Ausbilderrolle gehe. (Karin Bauer, 15.11.2023)