Das Signa-Imperium des österreichischen Investors René Benko kommt angesichts steigender Zinsen gerade ordentlich ins Straucheln. In Hamburg, Stuttgart und Düsseldorf kam es bereits zu Baustopps bei Großprojekten, weil ausstehende Zahlungen nicht beglichen wurden.

Hinter dem Bauzaun mit Hollywood-Referenzen wird auf der Mariahilfer Straße weiterhin am Lamarr gebaut.
Hinter dem Bauzaun mit Hollywood-Referenzen wird auf der Mariahilfer Straße weiterhin am Lamarr gebaut.
Signa

Auf der Wiener Mariahilfer Straße entsteht in bester Lage das Hotel- und Kaufhausprojekt Lamarr – an der Projektgesellschaft ist laut Firmenbuch nicht nur die Signa, sondern zu 50 Prozent auch die Luxemburger Skyred Holding 9 S.à.r.l. beteiligt. Hinter dem mit Aufnahmen und Zitaten der namensgebenden Hollywoodlegende Hedy Lamarr geschmückten Baustellenzaun laufen die Arbeiten unvermindert weiter. Doch auch hier munkelt man im Rathaus bereits von mehrwöchigen Verzögerungen bei den Bauarbeiten.

Die offizielle Darstellung ist allerdings eine andere: Laut der Baufirma Habau läuft beim Lamarr alles nach Plan. 99 Prozent der Arbeiten am Rohbau seien abgeschlossen, auch von anderen Dienstleistern seien keine Probleme bekannt, hieß es dort vor wenigen Tagen auf Anfrage des STANDARD.

Bisher keine Baustopps

Auch bei der Wiener Baupolizei sind keine Unterbrechungen von Signa-Baustellen bekannt. Nachdem beim Lamarr an der Mariahilfer Straße bereits der Rohbau steht, könnte im Fall des Falles jedenfalls ein behördlicher Auftrag zur Fertigstellung gestellt werden. Oder, noch eine Variante, die Stadt könnte selbst Firmen mit der Fertigstellung des Bauvorhabens beauftragen – und die Kosten dafür dann dem Bauwerber in Rechnung stellen. Ein solches Vorgehen ist allerdings überaus selten. Die Rechtsgrundlage dafür findet sich jedenfalls in Paragraf 129 der Wiener Bauordnung.

Einen städtebaulichen Vertrag, mit dem die Stadt Investoren bei Großprojekten gewisse Pflichten – öffentliche Flächen zum Beispiel – auferlegt, gibt es beim Lamarr-Projekt nicht, weil für das Projekt keine Umwidmung notwendig war. Mittels eines Servitutsvertrags hat sich die Stadt aber eine öffentliche Nutzung der Dachterrasse des Lamarr ausbedungen.

Allerdings wurde dieser Vertrag von der Signa noch nicht unterschrieben, wie dem STANDARD vonseiten der Stadt bestätigt wird. Grund zur Sorge sei das aber nicht: Auch wenn es zu einem Bauherrenwechsel kommen sollte, sei die Erfüllung des Vertrags, also die Herstellung der begrünten, öffentlich zugänglichen Dachterrasse, nämlich notwendig für die Fertigstellungsanzeige des Bauwerks, heißt es aus dem Büro der für Bauangelegenheiten zuständigen Stadträtin Kathrin Gaál (SPÖ).

In Wien ist die Signa aber auch abseits der Mariahilfer Straße aktiv: In Bau befindet sich aktuell auch das Großprojekt Vienna Twenty Two in Wien-Kagran, das von der Signa gemeinsam mit der ARE entwickelt wird. Auf einem ehemaligen Parkplatz entsteht ein Mix aus Wohnen, Büro, Hotel und Handelsflächen. Das Projekt ist weit fortgeschritten, die meisten Bauteile bereits an Investoren verkauft, darunter auch der noch in Bau befindliche, gemischt genutzte 155-Meter-Turm. Das Vienna Twenty Two sei weiterhin auf Schiene, wird vonseiten der ARE betont, und man evaluiere aktuell, ob und wie sich die aktuelle Neuordnung bei Signa auf das Projekt auswirke.

Zumindest zwei Großprojekte hätte die Signa in Wien außerdem noch in petto. Das ist zum einen das Stadtteilprojekt an der Ecke Muthgasse/Gunoldstraße im 19. Bezirk, wo dem Unternehmen unter anderem der ehemalige und weithin sichtbare APA-Turm gehört. Er steht seit vielen Jahren leer. Das städtebauliche Projekt hängt weiterhin in der Warteschleife.

Weitere Projekte

Zum anderen besitzt die Signa-Holding auch im 23. Bezirk noch eine größere Liegenschaft: An der Perfektastraße, fast direkt an der gleichnamigen U6-Station gelegen, befindet sich ein rund 8000 Quadrameter großes Grundstück, das bisher als Parkplatz verwendet wurde. Es ist als Betriebsbaugebiet in der Bauklasse V gewidmet und wurde 2020 per Share-Deal für rund 10,5 Millionen Euro von der Signa erworben.

Und dann gibt es auch noch ein in Planung befindliches Großprojekt mit 18 Hektar in Korneuburg, wo die Stadt gemeinsam mit der Signa das Werftareal entwickelt. Das Projekt sei am Laufen, sagt Roland Raunig, Geschäftsführer des Stadtentwicklungsfonds Korneuburg (Sefko). In Korneuburg ist man aber noch einige Schritte von einem Baustart entfernt. Derzeit fehle noch eine Umweltverträglichkeitsprüfung; auch Fragen zur Verkehrserschließung seien offen. Dazu sei man im Austausch mit der Signa. Anzeichen, dass sich daran etwas ändere, erkennt man in Korneuburg derzeit nicht. (Martin Putschögl, Franziska Zoidl, 7.11.2023)