Von Argentinien bis Australien, von Norwegen bis Nova Scotia: Das Reisemagazin "National Geographic Traveller" präsentiert mit der "Cool List 2024" die 30 spannendsten Destinationen für das kommende Jahr. Wir stellen hier die europäischen Ziele vor.

Albanische Alpen, Albanien

Reisende, die auf der Suche nach etwas Besonderem sind, haben Albanien für sich entdeckt. Das Land auf dem Balkan zieht dank seiner Küsten an der Adria und am Ionischen Meer, seiner osmanischen und kommunistischen Vergangenheit und seiner relativ jungen Tourismusszene eine steigende Zahl von Besuchern an, stellt man bei "National Geographic" fest. Die im nördlichen Landesinneren gelegenen Albanischen Alpen gelten als ein Anziehungspunkt für Wanderer. Wer die anspruchsvollen Pfade der Region in Angriff nehmen möchte, kann sich auf eine neue, achttägige Tour begeben, die unter anderem Wanderungen über Bergpässe, zu traditionellen Gasthöfen und einen Besuch im Dorf Theth, dem Ausgangspunkt des Wanderwegs Peaks of the Balkans, umfasst.

Belfast, Nordirland

2024 ruft die nordirische Hauptstadt ein Kulturjahr aus. Was Belfast eine größere Zahl an Besucherinnen und Besuchern bescheren werde, ist man sich bei "National Geographic Traveller" sicher. Schon registrierte man steigendes touristisches Interesse an der Stadt. Dazu beigetragen hat das neue Museum Titanic Experience und die Nutzung Belfasts als Drehort für "Game of Thrones". Der Brexit habe die Pläne der Stadt als Europäische Kulturhauptstadt (2017) zwar zunichtegemacht, aber das will man nun offenbar mit dem kulturellen Festjahr nachholen.

Emilia-Romagna, Italien

Bologna
Bologna
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Die Tour de France startet im nächsten Sommer in Italien, wobei der Grand Départ am 29. Juni in Florenz stattfindet. Der Großteil des Geschehens dieser ersten Etappe wird jedoch nicht in der Toskana über die Bühne gehen, sondern in den Dörfern und von Weinbergen umgebenen Landschaften der benachbarten Emilia-Romagna. Das Ziel befindet sich im Badeort Rimini, während Bologna am Ende der zweiten Etappe auf die Teilnehmer wartet. Von der historischen Stadt Piacenza aus geht es dann auf die letzte Etappe nach Turin. Auch ohne an einem Rennen teilzunehmen, lasse sich die Region, eines der schönsten Radreiseziele Italiens, wie man bei "National Geographic Traveller" festhält, mit dem Drahtesel leicht erkunden. Zwischenstopps sollte man in Bologna, Parma und Modena einlegen. Erfahrenere Radfahrer können die Ciclovia di Dante auf eigene Faust in Angriff nehmen: Der Weg beginnt in Ravenna, wo der Dichter 1321 starb, und führt über 220 Kilometer zurück zu seiner Geburtsstadt Florenz, vorbei an Bergdörfern und Kastanienwäldern.

Europa im Zug

Nightjet der ÖBB
Nightjet der ÖBB
AFP/ALEX HALADA

Nach jahrzehntelangem Niedergang erlebt das Netz der einst verstaubten Nachtzüge in Europa ein Revival, hat man auch beim Reisemagazin erkannt. "Vorreiter ist die österreichische Bahngesellschaft ÖBB, die derzeit 33 neue Züge in ihrem Nightjet-Schlafzugdienst einsetzt und eine Reihe neuer Strecken, darunter Paris–Berlin, eröffnete", hält man lobend fest. European Sleeper erweitert seine vor kurzem eingerichtete Strecke Brüssel–Berlin über Dresden nach Prag und plant, auch Strecken nach Skandinavien und Spanien einzurichten. Midnight Trains, das seinen Service als ein von den 1920er-Jahren inspiriertes "Hotel auf Schienen" bezeichnet, wird 2025 seine erste Verbindung von Paris über Mailand nach Venedig aufnehmen. Weitere geplante Strecken sind Paris–Edinburgh und Porto. Im nächsten Jahr wird der Orient Express La Dolce Vita sechs Strecken durch ganz Italien anbieten, von den schneebedeckten Alpen bis zu den Küsten Siziliens.

Galloway und Southern Ayrshire, Schottland

Von windgepeitschten Hängen bis hin zu dichten, von Bächen durchzogenen Wäldern – der landschaftliche Reichtum der Region Galloway und Southern Ayrshire trug dazu bei, dass sie 2012 zum ersten Unesco-Biosphärenreservat Schottlands wurde. Etwas mehr als ein Jahrzehnt später hat das Reservat einen weiteren Grund zum Feiern, denn die Organisation hat ihm weitere zehn Jahre Schutz gewährt. Auch die Grenzen wurden erweitert, sodass die Fläche von 5.268 auf über 9.790 Quadratkilometer anstieg. Die Erweiterung ist von kultureller Bedeutung, hält "National Geographic" fest, da das Dorf Alloway nun innerhalb der neuen Grenzen liegt. Es ist der Geburtsort von Robert Burns und kommt in seinem epischen Gedicht "Tam o' Shanter" vor. Angehende Barden können dem Dichter bei einer Schreibklausur nacheifern oder an einer der Touren teilnehmen, die von den Biosphärenführern angeboten werden. Das Reservat ist auch Teil des neuen schottischen Unesco-Pfads, der Anfang dieses Jahres vorgestellt wurde. Er verbindet alle 13 gelisteten Orte des Landes, von Glasgow, einer Stadt der Musik, bis zu den mit Kiefern bewachsenen Hügeln und Seen des Biosphärenreservats Wester Ross an der Nordwestküste.

Nordland, Norwegen

Lofoten, Norwegen
Lofoten, Norwegen
IMAGO/imagebroker

Nordland ist eine Region mit Gletschern und hohen Gipfeln, winzigen Fischerdörfern und abgelegenen Dörfern, in denen sich die Traditionen der Samen unter der Mitternachtssonne oder den Nordlichtern abspielen. Nächstes Jahr werden die Landschaften mit der mit Spannung erwarteten Eröffnung des Six Senses Svart gefeiert – des ersten "energiepositiven" Hotels der Welt, das komplett netzunabhängig mit eigenem Solarstrom betrieben wird. Das bahnbrechende Design wird durch ein nordisches Spa und eine abfallfreie Küche ergänzt. Die von Fjorden durchzogene Küste lockt das ganze Jahr über abenteuerlustige Reisende an – im Sommer zum Mountainbiken und Angeln, im Winter zum Hundeschlittenfahren. Die kurvenreiche Fahrt entlang der E10 durch die Lofoten hat es in sich, warnt das Reisemagazin. Auch kulturell hat Nordland einiges zu bieten: Die Stadt Bodø ist im Jahr 2024 mit künstlerischen und musikalischen Veranstaltungen eine der Kulturhauptstädte Europas.

Nord-Yorkshire, England

Tief in der Landschaft von Yorkshire wird etwa ein Drittel des 3.000 Hektar großen Anwesens Broughton Sanctuary der Natur zurückgegeben. Die intensive Schafbeweidung wird reduziert, Torfmoore und Wasserläufe werden wiederhergestellt, und Zehntausende neu gepflanzter Setzlinge werden den Baumbestand von sechs auf über 20 Prozent erhöhen, liest man. All dies soll dazu beitragen, die Artenvielfalt in dem Gebiet zu erhöhen, in dem bereits Fischotter, Hasen und Turmfalken leben. Die Initiative zur Wiederbewaldung ist Teil einer langfristigen Vision für das Anwesen. In der Zwischenzeit können Besucher die sich verändernde Landschaft auf einem der Wanderwege des Schutzgebiets erkunden.

Pompeji, Italien

Schneller von Rom nach Pompeji dank eines neuen Direktzuges
Schneller von Rom nach Pompeji dank eines neuen Direktzuges.
IMAGO/ZUMA Wire

Wer nach ein paar Tagen Erkundungstour durch die Ewige Stadt tiefer in das antike Italien eintauchen möchte, kann dank eines neuen Direktzugs von Rom aus in weniger als zwei Stunden zur Unesco-Weltkulturerbestätte Pompeji gelangen. Bisher mussten Tagesausflügler auf der 240 Kilometer langen Reise in den Süden am Bahnhof Napoli Centrale umsteigen. Der neue Zug, der nur sonntags verkehrt, fährt um 8.53 Uhr am Bahnhof Rom Termini ab und kommt um 10.40 Uhr in Pompeji an. Der Zug zurück fährt um 18.40 Uhr ab und erreicht Rom um 20.55 Uhr. "Der Service kommt zu einem guten Zeitpunkt, denn das mit Fresken bemalte Haus der Vettii aus dem ersten Jahrhundert in Pompeji wurde vor kurzem nach 20-jähriger Renovierung fertiggestellt", stellt man beim Reisemagazin fest. Im Bereich Regio IX der Ausgrabungsstätte wurden im Jahr 2023 zudem weitere Funde gemacht, darunter Schmuck, menschliche Überreste und ein Fresko mit einem Stillleben, das Lebensmittel darstellt.

Saimaa, Finnland

Es sind nicht nur die frische Luft und die Ruhe, die die Finnen in die Wälder und Seen von Saimaa locken, sondern auch das Essen. Letzteres wird 2024 wohl noch mehr Besucherinnen und Besucher anlocken, wenn Saimaa zur Europäischen Region der Gastronomie ernannt wird. Viele der beliebtesten Produkte der Region stammen aus den Wäldern und Gewässern: Wild, Schwammerln und Blaubeeren aus den Wäldern, Barsch und Maränen aus den Seen. Geräuchertes Rentier deutet auf die arktischen Einflüsse der Region hin, während Erzeuger wie das Weingut Ollinmäki die Flagge für Finnlands aufstrebende Weinindustrie hochhalten, heißt es bei "National Geographic Traveller".

Tartu, Estland

Die Esten würden Tartu, 177 Kilometer von der Hauptstadt Tallinn entfernt, seit langem als kulturelles und intellektuelles Herz ihres Landes betrachte, meint man beim Reisemagazin – immerhin befindet sich dort die älteste Universität des Landes. Kein Wunder also, dass die Unseco Tartu neben Bad Ischl und Bodø in Norwegen als eine der drei Europäischen Kulturhauptstädte für 2024 ausgewählt hat. Tartu und die gesamte Region Südestland feiern diesen Anlass mit einem ganzen Jahr voller Veranstaltungen, von klassischen Konzerten und Filmvorführungen bis hin zu ausgefallenen Kunstinstallationen im Freien. Einer der Höhepunkte wird Kissing Tartu sein, eine Anspielung auf die Brunnenskulptur "Küssende Studenten" der Stadt. Mit einer Reihe von Veranstaltungen wird die Freude am Küssen zelebriert – eine Kussdemonstration wird auf dem Rathausplatz stattfinden und live übertragen.

Die Euro, Deutschland

Ab Mitte Juni 2024 wird in Deutschland die 17. Fußballeuropameisterschaft ausgetragen. Ein guter Grund, um das Land zu entdecken, befindet "National Geographic Traveller". München, Hamburg und die Hauptstadt Berlin, wo am 14. Juli das Endspiel ausgetragen wird, gehören zu den zehn Austragungsstädten, aber die Europameisterschaft bietet auch eine Chance, Deutschlands weniger bekannte Städte zu erkunden. Besucher der Gastgeberstadt Dortmund können das nationale Deutsche Fußballmuseum im Signal-Iduna-Park besichtigen, das die bewegte Geschichte des Fußballs in Deutschland zeigt. Es liegt etwa 30 Minuten Fußweg von Phoenix West entfernt, dem ehemaligen Dortmunder Stahlwerk, das man auf dem Skywalk in 30 Meter Höhe erkunden kann. Leipzig, eine weitere Gastgeberstadt, bietet freien Eintritt in vier ihrer größten Museen, darunter das Stadtmuseum und das Naturkundemuseum. Auch Dresden sollte 2024 auf dem Radar der Reisenden stehen, denn hier jährt sich die Geburt von Caspar David Friedrich, dem Maler der Romantik, der in der Stadt lebte, zum 250. Mal. Zu den Feierlichkeiten gehört eine große Ausstellung in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, die am 24. August eröffnet wird und sein Werk zeigt, das zu einem großen Teil von der umliegenden sächsischen Landschaft inspiriert wurde.

Valletta, Malta

Das ganzjährig warme Wetter sollte nicht nur Filmemacher zu einem Besuch Vallettas im Jahr 2024 inspirieren.
Das ganzjährig warme Wetter sollte nicht nur Filmemacher zu einem Besuch Vallettas im Jahr 2024 inspirieren.
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Eine Fortsetzung des Blockbusters "Gladiator" aus dem Jahr 2000 ist in Arbeit und soll Ende 2024 in die Kinos kommen. Wie schon beim Original hat Regisseur Ridley Scott das mediterrane Licht und den goldenen Felsen von Malta als Leinwand für die Nachbildung des antiken Rom und seiner Arenen genutzt. Fotos vom Set zeigen ein nachgebautes Kolosseum und andere römische Gebäude, die hinter den Wällen des Fort Ricasoli aus dem 17. Jahrhundert im Osten der Insel in der Nähe der Hauptstadt Valletta Gestalt annehmen. Auch in Ridleys neuem Biopic "Napoleon" wird das Gebiet des Grand Harbour, das die Stadt mit den benachbarten Festungsmauern verbindet, als Doppelgänger für die französische Marinestadt Toulon verwendet. Es sei jedenfalls wenig überraschend, dass die Filmemacher von Valletta beeindruckt sind, befindet man bei "National Geographic Traveller". Die von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärte Stadt mit ihren Zinnen und Kathedralkuppeln wurde von einem multinationalen Ritterorden geprägt, der Malta vom 16. bis 18. Jahrhundert beherrschte. Das ganzjährig warme Wetter sollte nicht nur Filmemacher zu einem Besuch im Jahr 2024 inspirieren.

Whisky in Wales

Schottland und Irland mögen die Wiegen des Whiskys sein, aber auch Wales hat eine eigene jahrhundertealte Tradition. Die Whiskyproduktion ging hier im 19. Jahrhundert zurück, erst in den 1990er-Jahren erlebte das Handwerk einen langsamen, stetigen Aufschwung. Seitdem ist die Branche aufgeblüht, liest man. So sehr, dass der walisische Single Malt Whisky im Juli den Status einer geografisch geschützten Angabe im Vereinigten Königreich erhielt und damit nach walisischem Lammfleisch und Meersalz aus Anglesey den begehrten Schutz erhielt. Kenner können in einer der vier walisischen Single-Malt-Brennereien, die den Status der geografischen Angabe erhalten haben, mehr über die Herstellungsmethoden erfahren. Dazu gehören In The Welsh Wind, das in den hügeligen Feldern oberhalb der Cardigan Bay liegt, und Penderyn, das in Bannau Brycheiniog (früher Brecon Beacons) liegt. Letztere Destillerie liegt nur wenige Minuten von den Schluchten des Vale of Neath entfernt, das auch als Waterfall Country bekannt ist. Als sie im Jahr 2000 eröffnet wurde, war sie die erste kommerzielle Destillerie in Wales seit über 100 Jahren, erfährt man.

Wild Atlantic Way, Irland

Der Wild Atlantic Way, der sich über 2.500 Kilometer entlang der zerklüfteten Westküste schlängelt, hat sich zu einem der aufregendsten Roadtrips in Europa entwickelt, nicht zuletzt, weil er einige der unvergesslichsten Erlebnisse Irlands bietet, schwärmt das Reisemagazin: den am Rande der Welt gelegenen Leuchtturm am Fanad Head, die legendären Austern von Galway, die mondähnliche Landschaft des Burren und die bunte Stadt Kinsale. Im Jahr 2024 feiert die Route mit einer Reihe neuer Highlights ihr zehnjähriges Bestehen. In diesem Sommer wurde außerdem das National Surf Centre in Strandhill in der Grafschaft Sligo eröffnet, wo die Wellen des Atlantiks Anfänger und erfahrene Surfer gleichermaßen anziehen. Im nahegelegenen Stadtzentrum von Sligo schreitet die Entwicklung des Queen Maeve Square am Ufer des Garavogue River voran. Es werde nach seiner Fertigstellung im Jahr 2024 einen "malerischen Platz" für Bauernmärkte, Kunsthandwerksmärkte und Live-Musik bieten. In der Grafschaft Cork, der letzten Grafschaft auf der Route, wurde vor kurzem Irlands einzige Seilbahn nach einer umfassenden Modernisierung wiedereröffnet. Sie bringt die Fahrgäste in zehn Minuten über das Meer von der Beara-Halbinsel zur windumtosten Stille von Dursey Island, einem beliebten Ort für Vogelbeobachter. (red, 7.11.2023)