Luis hebt seine Hände gen Himmel und dankt den Vorfahren für ihre – ja, was eigentlich – Geduld, Einsicht, Beharrlichkeit? Dass sie immer noch da sind, ihre Weisheit weitergeben, an ihn, den Schamanen im Resort One & Only Palmilla. Der 60-Jährige lächelt gütig, rote Tücher um die Knöchel gebunden und Bandana im Haar.

Eine Hotelanlage am Strand von Baja California
Zu den Gästen des Palmilla zählen diskretionssüchtigen Urlaubern wie John Wayne und Dwight D. Eisenhower
One & Only Resorts

"Wir heißen den Tag willkommen", sagt Luis. Es ist 6:30 Uhr in der Früh, barfuß schreitet er über den akkurat geschnitten Rasen des Hotels, er begrüßt den Tag in allen Himmelsrichtungen und trommelt dazu. Kurz schaut man sich beschämt um, ob nicht ein zorniger Gast gleich Ruhestörung beklagt. Jennifer Aniston soll dieses Hotel an der mexikanischen Südspitze Kaliforniens einmal ihr Lieblingshotel genannt haben. Hat sie nicht immer die versteckte Villa hinter dem Palmenhain gebucht, vor dem Luis unverdrossen Lärm macht?

Das Hotel liegt in einer Sackgasse auf einer Klippe am Pazifik.
Das Hotel liegt in einer Sackgasse auf einer Klippe am Pazifik.
One & Only Resorts

Das Palmilla liegt in Los Cabos im mexikanischen Bundesstaat Baja California, am Ende einer Sackgasse, auf einer Klippe im Pazifik – und seine Lage kann mit der Makler-Floskel "Wohnen im Grünen" nur unzureichend beschrieben werden. Der Komplex mit 172 Zimmern verteilt sich auf mehrere schneeweiße Gebäude, die sich allesamt in einem wahnsinnig gepflegten Palmengarten befinden.

Eine Luftaufnahme vom Palmilla-Hotel
Das Palmilla war in den 1950er-Jahren das erste Hotel in der Region und nur per Yacht oder Helikopter zu erreichen.
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Das Palmilla war in den 1950er-Jahren das erste Hotel in der Region, es ist nur per Yacht oder Helikopter zu erreichen gewesen – und war gerade deshalb bei diskretionssüchtigen Urlaubern wie John Wayne und Dwight D. Eisenhower beliebt. Seit 1970 führt ein mehrspuriger Highway am Resort vorbei, die Liebe der Reichen und Schönen zu dem Hotel am südlichsten Südzipfel von Baja California hat trotzdem gehalten.

Für Luis ist das natürlich alles irdischer Blödsinn. Wie es früher die Ahnen getan haben, will er nun Opfergaben ins Meer werfen, man kann zwischen Obst und Heilkräutern wählen. Er geht behende über runden Granit hinunter zum hellen Sandstrand. "Dichter ans Wasser", sagt der Schamane. Eine Welle zeigt sich aufopferungsbereit, spült ihre Gischt schnell und weit auf den Sand, sodass die Turnschuhe des Gastes sofort nass werden. Aber die Kräuter haben es ins Meer geschafft. Der Tag kann beginnen. (Ulf Lippitz, 6.11.2023)