Staatsoberhäupter haben schon immer gewusst, wo es sich gut leben lässt – selbst wenn sie sich dem Kommunismus verschrieben hatten. So auch Josip Broz Tito, ehemals Staatschef von Jugoslawien. Der liebte die kleine Inselgruppe Brijuni (Brioni) in der kroatischen Adria an der Südspitze von Istrien. Regelmäßig war er hier, empfing Staatsgäste wie Nikita Chruschtschow und Stars wie Sophia Loren. Ein Tito-Museum erinnert an diese mondäne Zeit. Die exotischen Tiere und Tropenpflanzen, die er sich auf seinen vielen offiziellen Reisen schenken ließ, fanden hier eine Heimat.

Eine Pinien-Allee
Eine Pinien-Allee auf Brijuni.
Thomas Ruzicka

Unsereiner besucht die Hauptinsel Veli Brijun im Rahmen einer 15-minütigen Überfahrt per Schiff von dem kleinen Hafenort Fažana aus. Es gibt auf der Insel Hotels, in denen man übernachten kann, aber auch an einem Tag lässt sich viel von dem zum Nationalpark erhobenen Eiland entdecken. Vor allem die mediterrane Flora ist hier beeindruckend. Neben 70 Hektar Steineichenwäldern gibt es autochthone Arten wie Steinlinden, Erdbeerbäume, Myrten und die Schwarzesche. Schön anzusehen sind auch die vielen Pinien-Alleen.

Eine Tafel mit glagolitischer Schrift
Die glagolitische Schrift ist die älteste slawische Schrift. Tafeln wurden auf Brijuni gefunden.
Thomas Ruzicka

Einer der Vorbesitzer war der österreichische k. u. k. Industrielle Paul Kupelwieser, der 1893 das schöne, aber malariaverseuchte Archipel kaufte. Zur Ausrottung der gefährlichen Krankheit engagierte er den deutschen Bakteriologen Robert Koch. Dieser bewältigte den Auftrag, indem er Öl in die Sümpfe schüttete und dann anzündete. Mückenproblem gelöst.

Kupelwieser und Kaiservilla

Vieles von dem, was die Besonderheit der Insel ausmacht, wurde von Kupelwieser initiiert. Er legte die Reste einer römischen Kaiservilla frei, schuf Hotelanlagen und einen Yachthafen. Heute kurvt der Besucher auf kleinen Elektroautos oder auf Rädern auf der Insel herum. Die schönsten Tito-Villen sind abgesperrt und kroatischen Staatsgästen vorbehalten.

Eine Wiese, Meer und Ausgrabungen
Brijuni hat reiche kulturhistorische Stätten, auf denen man herumstreifen kann.
Thomas Ruzicka

Ganz kurz, wie es historisch weiterging: Italiens Benito Mussolini krallte sich im Zweiten Weltkrieg die Inseln und danach Partisanenkämpfer Titos. Die Kupelwieser-Erben, die Familie Mautner-Markhof, bemühten sich vergeblich um Rückerstattung. Nur das fallweise Angebot eines "Kupelwieser-Kuchen" im Hotel Neptun erinnert daran, wer die Insel erschlossen hat. (Johanna Ruzicka, 30.10.2023)