Es ist eine glückliche Fügung, dass das Mak Wien zusammen mit der Mährischen Galerie Brno das Geburtshaus von Josef Hoffmann als gemeinsame Außenstelle bespielen kann. In dem kleinen tschechischen Flecken Brtnice war der Architekt und Designer als Kind glücklich, wie er in seiner Autobiografie schreibt. Wenn man sich als Besucher der Ortschaft nähert, versteht man seine Liebe zu der Gegend. Die dunklen, dichten Wälder. Das agrarisch genutzte Hügelland, das wie gekämmt wirkt. Die schmale Kastanienallee, auf der zwei Autos nur knapp aneinander vorbeikommen.

Das Geburtshaus von Josef Hoffmann in Brtnice
Das Geburtshaus Hoffmanns ist ein stattlicher, zentral gelegener Bau. Sein Vater war eine Zeitlang Bürgermeister.
Thomas Ruzicka

Hoffmann hatte nach dem Tod seiner Eltern das Haus nach den Vorstellungen umgestaltet, die er in Wien im Rahmen der Wiener Werkstätte bereits erfolgreich formulierte. Das Außere des barocken Gebäudes beließ er, aber im Inneren kam die Wiener Moderne zum Zug: Die frohen, bunten Tapeten. Luken an Türen, die an ein Schiff erinnern. Möbel, die bereits die Handschrift der Wiener Werkstätten trugen. Zusammen mit seinen Schwestern nutze er die Immobilie als Sommersitz. Den Stein zu dem Grab seiner Eltern am Gemeindefriedhof entwarf er auch.

Das Arbeitszimmer von Josef Hoffmann
Das Arbeits- und Schlafzimmer Hoffmanns, das er sich ebenerdig einrichtete. Ganz Wiener Werkstätte.
Thomas Ruzicka

Das stattliche Anwesen der Hoffmanns wurde nach 1945 von den Kommunisten beschlagnahmt und als Arbeiterclub und Bibliothek genutzt. Die Tapeten wurden von den Vertretern des Nationalkomitees überpinselt, die Holzböden mit Linoleum bedeckt. Hoffmann kam nie wieder, er ertrug die Enteignung nur schwer. 1956 verstarb er. Es grenzt an ein Wunder, dass hier so viele Originale zu sehen sind.

Die alten Tapeten wurden rekonstruiert
Die Tapeten in den Wohnräumen im ersten Stock wurden mithilfe von alten Fotos rekonstruiert.
Thomas Ruzicka

In den Jahrzehnten des real existierenden Sozialismus verstaubte ein paar Hundert Meter weiter, in einem Depot von Schloss Brtnice, der von Hoffmann gestaltete Hausrat: Möbel, Geschirr, Zeichnungen. Deshalb kann man heute so interessante Exponate sehen. Auch Sammlerstücke wie bunte bäuerliche Stickereien Mährens. Ganz offensichtlich zog er daraus Inspiration, denn trotz deren folkloristischer Muster gemahnen sie ein bisschen an die Formensprache Hoffmanns. (Johanna Ruzicka, 24.7.2023)