Wir stehen auf der Schleuse von Petrov und schauen hinunter. Durch den stetig zurückgehenden Wasserstand sinken zwei kleine Ausflugsboote langsam auf die Ebene der Wasserstraße hinter uns. Die Schleusentore öffnen sich, die Boote fahren weiter auf dem Baťa-Kanal (tschechisch: Baťův kanál), und die Passagiere winken uns fröhlich zu.

Eine Wasserstraße mit Brücke und zwei Menschen drauf
Nach der Wiederinstandsetzung des Kanals ist dieser mittlerweile wieder auf der gesamten Länge schiffbar.
Thomas Ruzicka

Bei den Tschechen ist dieser Kanal sehr beliebt, er wurde in den letzten Jahren touristisch ausgebaut. Es gibt Haus-, Party- und Ausflugsboote, kleine Schinakeln aller Art, die man mieten kann. Den Kanal entlang führt ein vielgenutzter Radweg.

Dass diese nahe Wasserstraße in Österreich so wenig bekannt ist, erstaunt. Es hängt damit zusammen, dass praktisch alles nur in tschechischer Sprache angeschrieben ist und wenige Personen hier ausreichend Englisch oder Deutsch sprechen. Also kämpft man sich als interessierter österreichischer Besucher durch. Schaut, was einem so unterkommt, und das ist nicht wenig.

Ein Kiosk mit Souvenirs
Das kleine Boot in Strážnice verkauft Souvenirs und Tickets für Rundfahrten.
Thomas Ruzicka

Der Baťa-Kanal ist benannt nach dem tschechischen Unternehmer Tomáš Baťa, der Anfang des 20. Jahrhunderts mit Schuhen viel Geld machte. Er initiierte die Wasserstraße, damit die benötigte Kohle preisgünstig und schnell zu seiner Fabrik in Zlín transportiert werden konnte. Rund 50 Kilometer ist der Kanal lang. Teilweise entstand er durch die Regulierung von Flussarmen der March, teilweise wurde er extra gegraben. Ziel war ursprünglich eine Anbindung an den nicht realisierten Donau-Oder-Kanal. Doch dann kam der Zweite Weltkrieg, und die Infrastruktur wurde zerstört. Im Kommunismus danach wurde das Unternehmen Baťa verstaatlicht, und der Kanal dümpelte vor sich hin.

Zwei Boote hinter einer Schleuse
Dreizehn Schleusen gibt es auf der ganzen Länge des Kanals; die Breite beträgt 5,3 Meter.
Thomas Ruzicka

Deshalb ist die touristische Wiedererweckung dieser Wasserstraße, die im Süden bis zu der Stadt Hodonín reicht, recht jung. Teilweise wirkt das Angebot noch immer leicht sozialistisch. Doch die Bemühungen sind da. Es gibt mittlerweile Häfen mit Anlegestellen, Restaurants, Kinderspielplätze. Dreizehn Bootschleusen gleichen den Wasserstandspegel in dieser flach-hügeligen südmährischen Landschaft aus, die mit ihren vielen Schlössern und Kellergassen an das nahe Weinviertel erinnert. (Johanna Ruzicka, 28.8.2023)