Einen bunten Europaplatz ließ die Gemeinde der slowakischen Donaustadt Komarno ins Zentrum bauen.
Einen bunten Europaplatz ließ die Gemeinde der slowakischen Donaustadt Komárno ins Zentrum bauen.
Thomas Ruzicka

Die meisten Österreicher kennen die Donaustadt bestenfalls vom Vorbeiradeln oder von einem kurzen Biker-Übernachtungsstopp auf dem Weg von Wien nach Budapest. Auf den ersten Blick wirkt die slowakische Stadt Komárno wenig charmant, obwohl man im Zentrum – durchaus mit Witz – einen quietschbunten Europaplatz errichtet hat. Die Häuser repräsentieren jeweils ein europäisches Land. Österreich ist mit dem Innsbrucker Goldenen Dachl vertreten.

Die slowakische Burg besteht aus zwei Teilen, einem älteren und einem neueren rundherum.
Die slowakische Burg besteht aus zwei Teilen, einem älteren und einem neueren rundherum.
Thomas Ruzicka

Doch liegt hier, rund 160 Kilometer von Wien entfernt, das größte Festungssystem der Habsburger. Wie in einer Zange zwischen den Flüssen Donau und Waag (Váh) gelegen wurde es gegen Bedrohungen aus dem Osten errichtet. Der älteste Teil wurde im 16. Jahrhundert anstelle einer mittelalterlichen Burg errichtet. Infolge der Feldzüge Napoelons I. wurde sie Anfang des 19. Jahrhunderts restauriert. Nie konnte die Burg eingenommen werden. Man könnte die Festung auf slowakischem Boden – sie war für circa 6.000 Mann angelegt – touristisch gut vermarkten. Aber derzeit ist das meiste noch in einem recht unrenovierten Zustand – was allerdings Charme hat.

Die ungarische Burg lag unter einem großen Erdwall und war deshalb auch im flachen Land nicht zu sehen.
Die ungarische Burg lag unter einem großen Erdwall und war deshalb auch im flachen Land nicht zu sehen.
Thomas Ruzicka

Die letzten hier stationierten Soldaten waren die Sowjets. Als diese Anfang der 1990er-Jahre abzogen, war die Befürchtung groß, dass irgendwo Sprengstoff zurückgelassen worden war. Die ersten EU-Gelder flossen deshalb in eine gründliche Sichtung des Geländes. Derzeit entsteht in einem zentralen Trakt ein Hotel, und die Kasernenkirche wird renoviert. Es bleiben noch genug Gänge, in denen der Besucher einsam herumstreift, Geschichte atmend.

Bisserl spooky: Manche Räume in der ungarischen Burg haben für eine Kaserne schöne Fenster.
Ein bisserl spooky: Manche Räume in der ungarischen Burg haben für eine Kaserne schöne Fenster.
Thomas Ruzicka

Endlose Gänge gibt es auch auf der ungarischen Seite der Donau, wo die Stadt Komárom heißt. Hier steht die Festung Monostor, die wesentlich jünger ist, sie wurde erst ab 1850 gebaut – ein Zeitpunkt, als solche Wehrsysteme schon veraltet waren. Das Gebäude ist besser in Schuss. Die 640 Räume und die kilometerlangen unterirdischen Gänge liegen unter dichtbewachsenen Erdwällen (Kasematten), sodass man die Kaserne in der Weite der Steppe nicht ausmachen kann. Innen sind manche Räume richtiggehend festlich. Ungarische Schülergruppen toben herum und veranstalten Schnitzeljagden. (Johanna Ruzicka, 16.10.2023)