Gut fühlt es sich an, dieses zitronengelb gestrichene Ferienhaus mit Kunstledersofa, Einbauküche, zwei Schlafzimmern, Whirl-Wanne und Minisauna im Badezimmer. Bei den meisten neueren Ferienhäusern an Jütlands Nordseeküste ist das inzwischen die Standardausstattung. Einen riesigen Fernseher gibt es ebenfalls. Er ist komplett überflüssig, denn das Ferienhaus hat ja Fenster und bietet den besten Blick in die Dünen. Zudem sieht man durchs Fenster – rein statistisch – häufiger Wildkaninchen als im Fernseher. Und schöner ist der Blick auch.

Da draußen ist Dänemark statt Vorabendserie, Nordseestrand statt Krawall-Talkshow, Sternenhimmel und Wind statt TV-Krimi. Für die Nacht ist ein Konzert angekündigt: Sturm soll über die Dächer pfeifen, mit seinen Böen an die hölzernen Hauswände trommeln, er wird Lieder singen, Melodien in den Schornstein fallen lassen.

Ein Leuchtturm im Westen Jütlands inmitten von Dünen.
Dänische Dünen bleiben im Winterhalbjahr oft menschenleer.
Helge Sobik

Wenig ist hier in der Nebensaison los, die meisten Häuser ducken sich verwaist in die Dünentäler, kaum bei einem davon ist abends Licht an, nur bei ein paar stehen Kerzen auf der Fensterbank, aus wenigen Schornsteinen raucht es. Nach den Herbstferien und vor Ostern ist Ferienhausurlaub auf der Landzunge zwischen Ringkøbing-Fjord im Osten und der Nordsee im Westen ein echtes Minderheitenprogramm. Ausnahme: Weihnachten und Silvester, dann ist es an der dünnbesiedelten Westküste von Dänemark voll wie in der Hochsaison.

Greißler und Fischräuchereien

Die meisten kleinen Greißler in den Ferienhausgebieten haben auch im Winterhalbjahr geöffnet, verkaufen morgens frisches Gebäck, tagsüber vor allem Kaminholz-Gebinde und Anzünder, zwischendurch ein paar Lebensmittel. Und Hundespielzeug! Supermärkte gibt es in Hvide Sande und Søndervig, ein paar Restaurants dazu – und Fischräuchereien.

Was hier in der kühlen Nebensaison besonders gut funktioniert? Wandern, lesen, reden, schweigen, Musik hören, kochen, Mittagsschlaf machen. Endlich abschalten – in gewisser Abgeschiedenheit. Und, falls man zufällig Hund ist: Kaninchen beobachten. (Helge Sobik, 23.10.2023)