Nur eines steht derzeit fest in der verwirrenden Causa um René Benkos Signa: Es wird gerade heftig verhandelt. Wann mit einem Ergebnis und einer Stellungnahme des Konzerns über die Zukunft zu rechnen ist, bleibt völlig offen. Zuletzt hatte ein Insider im STANDARD eine Einigung für den heutigen Dienstag in Aussicht gestellt. Ob sie allerdings tatsächlich kommt, ist offen.

Derzeit wird bei René Benkos Signa um eine Umstrukturierung gerungen.
Derzeit wird bei René Benkos Signa um eine Umstrukturierung gerungen.
(c) Leopold Nekula/VIENNAERPORT

Die Nachrichtenagentur Reuters vermeldete am Dienstag mit Bezug auf Insider, dass bei der kriselnden Holding eine Einigung über einen Rückzug Benkos noch nicht besiegelt sei. Es gebe weiter Gespräche über die Zukunft Signas, sagten mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen am Dienstag. Benko stelle Bedingungen für einen Rückzug, hieß es. Auch gebe es aufseiten der Signa-Investoren noch keine Übereinkunft über ein gemeinsames Vorgehen. Die Gespräche dauern an.

Wie berichtet, haben hochrangige Signa-Mitinvestoren, darunter Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner und Fressnapf-Gründer Torsten Toeller, Benkos Rückzug von der Konzernspitze gefordert."Ein zweites Kika/Leiner soll verhindert werden", sagte Haselsteiner am Freitag im STANDARD. Und: Benko habe grundsätzlich "zugestimmt", wenn auch "seine eigenen Vorstellungen deponiert".

Zwei Frontverläufe

Fest steht, dass es bei den Gesprächen zwei, wenn man so will, Frontverläufe gibt. Einerseits müssen sich Benkos Mitinvestoren untereinander einig werden, wie viel Geld sie zuschießen – und ob dies überhaupt geschieht. Darüber herrscht Uneinigkeit. Die deutsche "Welt" hat zuletzt berichtet, dass es hochrangige Investoren wie der Unternehmensberater Roland Berger bevorzugen würden, sich auszahlen zu lassen. Inwieweit dies derzeit überhaupt möglich ist, ist jedoch unklar. Andere Geldgeber wie der österreichische Bauunternehmer Haselsteiner glauben an die Sanierbarkeit der Signa.

Die zweite Front: jene zwischen den Investoren und Benko. Er will seinem Rückzug nur unter der Bedingung zustimmen, dass die Investoren Geld nachschießen. Damit sollen Zeit und finanzieller Spielraum gewonnen werden, um die Signa zu sanieren und Teilunternehmen kontrolliert abzuverkaufen. Dies soll laut dem Wunsch der Mitinvestoren von Arndt Geiwitz vollzogen werden, einem deutschen Steuerberater und Sanierungsexperten, der schon während der Pleite der Handelskette Schlecker zum Einsatz kam. Geiwitz gibt derzeit ebenso keine Stellungnahme ab wie die Signa.

Laut Medienberichten der vergangenen Tage müssen heuer noch rund 400 Millionen Euro zusätzliches Investorengeld aufgestellt werden, um den Fortbestand des Unternehmens zu sichern. Wie hoch die Summe genau ist, dies versucht Geiwitz mit seinem Team wohl gerade herauszufinden.

Seit Wochen im Einsatz

Gerüchteweise soll Geiwitz am heutigen Dienstag in einer Sitzung gegenüber den Investoren die finanzielle Situation der Signa darlegen. Zeit, sich etwas einzuarbeiten, hatte der Experte ja schon – er wurde bereits vor einigen Wochen von Benko als Sanierungsexperte zur Signa geholt. Wie sehr die Zeit bei all dem drängt, zeigt auch das Vorgehen von Ratingagenturen. Die Causa schlägt auf die Bonität der Signa durch: Die US-Ratingagentur Fitch hat die Signa Development, ein wichtiges Unternehmen aus dem Signa-Imperium, von "hochspekulativ" auf "hochriskant" gestuft – ein Downgrade. Lediglich "bei günstiger Entwicklung" seien "keine Ausfälle zu erwarten", so das Rating.

Immerhin eine einzige gute Nachricht aus Konzernsicht dringt aus der wankenden Signa. Am Dienstvormittag luden die Unternehmensverantwortlichen in der Südtiroler Hauptstadt Bozen rund um Signa-Italia-Chef Heinz Peter Hager zu einer Pressekonferenz in die Zentrale am Bozener Waltherplatz. Der Termin war heiß erwartet worden, weil sämtlichen Signa-Vertreter eisern zur Causa schweigen – einzig Hager hatte ein Statement angekündigt. Beim Termin hieß es dann aber nur, dass man zur Gesamtsituation des Konzerns nichts sagen werde. Verlautbart wurde lediglich, dass ein Bozener Projekt der Signa – das Einkaufszentrum Waltherpark – wie geplant weitergebaut werde und der Eröffnungstermin im Jahr 2024 nicht gefährdet sei. (Joseph Gepp, Reuters, 7.11.2023)