In den vorgestellten Plänen ist auch eine neue kleine und ganzjährig nutzbare Markthalle mit begrünter und begehbarer Dachterrasse östlich der Kettenbrückengasse vorgesehen. So soll das Ganze einmal aussehen.
Rendering: Mostlikely Architecture

Dem großen Wiener Naschmarkt-Parkplatz westlich der Kettenbrückengasse geht es an den Kragen. Das war schon länger bekannt. Nun liegen auch die Umgestaltungspläne für das Areal zwischen Linker und Rechter Wienzeile vor. Das Siegerprojekt sieht eine Entsiegelung von mehr als der Hälfte der bisherigen Parkplatzfläche vor. Vor allem im stadtauswärts gelegenen Parkplatzbereich soll eine große Grünraumfläche entstehen.

Die Zone direkt westlich der Kettenbrückengasse soll zwar ebenfalls teilweise begrünt werden. Dort steht aber eine Multifunktionsfläche im Mittelpunkt. Neben dem traditionellen Flohmarkt, der an Samstagen abgehalten wird, soll hier ein Raum entstehen, wo auch Projekte wie ein Freiluftkino, Fahrradkurse, Lesungen oder Outdoor-Yoga Platz finden können. "Es ist ein Privileg, einen solchen zentralen Platz transformieren zu können", sagte die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) bei der Vorstellung der Pläne zur Umgestaltung der 12.000 Quadratmeter großen Fläche am Montag. Die "Betonwüste" samt "Autofriedhof" gehöre künftig der Vergangenheit an.

So sieht der Status quo aus: Auf dem Areal westlich der Kettenbrückengasse, wo am Samstag ein Flohmarkt stattfindet, reihen sich an den anderen Tagen Autos an Autos.
WGM/Christian Fürthner

Konkret wird der aktuelle Naschmarkt-Parkplatz, bisher eine Hitzeinsel an heißen Sommertagen, üppig begrünt. An den Randbereichen zur Linken und Rechten Wienzeile sollen auch 65 Bäume gepflanzt werden. In der Platzmitte ist das aufgrund des Wienfluss-Gewölbes nicht möglich. Auch ein 250 Quadratmeter großes Wasserspiel, Wasser- und Nebelstelen sowie Pergolas und Sitzmöglichkeiten sind Teil der Pläne. Durch die neuen Rasenflächen soll sich wie in anderen Parks ein Fußweg schlängeln und zum Verweilen einladen.

So soll die Fläche nach der Umgestaltung einmal aussehen.
Mostlikely Architecture

Der geplanten Umgestaltung sind mehrere Prozesse vorausgegangen. So sind nach Angaben der Stadt seit dem Jahr 2021 im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsverfahrens mehr als 30.000 Einsendungen eingelangt. Der Großteil hat sich laut Sima für mehr Grün, einen konsumfreien Ort sowie auch Platz für regionale Produkte ausgesprochen. Neun ausgewählte Planungsteams haben danach einen Masterplan zur neuen Flächennutzung entwickelt, auf diesen wurde dann ein EU-weiter Architektur- und Landschaftsplanungswettbewerb aufgesetzt.

Das zum Zug gekommene Projekt stammt von Architekt Mark Neuner vom Büro Mostlikely sowie von Landschaftsplanerin Sabine Dessovic (D\D Landschaftsplanung). Durch die Begrünung werde auch die Kaltluftschneise entlang des Wienflusses verstärkt und näher Richtung Innenstadt geführt, sagte Dessovic. Der bisherige Parkplatz werde sich "komplett wandeln". Architekt Neuner verwies auf den Projektnamen "Blühender Naschmarkt". Vorsitzender der Jury zur Umgestaltung war der Architekt Albert Wimmer. Die weiteren Wettbewerbsbeiträge, die laut Sima teilweise auch kontrovers waren, werden kommende Woche veröffentlicht. So hat ein Projekt auch ein sehr langes Dach beim Naschmarkt vorgesehen.

Auch diese Naschmarkt-Fläche von der Kettenbrückengasse stadteinwärts soll transformiert werden.
WGM/Christian Fürthner

Im Masterplan zum Naschmarkt wurde festgehalten, dass neben dem großen Parkplatz auch die direkt anschließende prominente Fläche östlich der Kettenbrücke in Richtung stadteinwärts eine Umgestaltung erfahren soll. Hier ist auch ein Neubau geplant. Sima nennt das geplante einstöckige Gebäude einen "Marktraum", es könnte aber auch Markthalle heißen: Denn hier ist eine ganzjährig nutzbare überdachte Marktfläche vorgesehen. Wie groß das Gebäude werden soll, blieb auf STANDARD-Nachfrage noch offen. Die Größe des Gebäudes sei in der Detailplanung zu klären, hieß es. Laut Sima sollen aber mehrere Funktionen integriert werden: eine Marktküche, eine Marktbar, konsumfreie Bereiche, aber auch Lagerräume für Produzentinnen und Produzenten sowie für den Bauernmarkt.

Die geplante kleine Markthalle mit dem begehbaren Dach stellt sich das siegreiche Architektenbüro Mostlikely so vor.
Mostlikely Architecture

Geplant ist auch, dass der Dachgarten des Gebäudes begrünt und öffentlich frei zugänglich wird. Dieser soll einen Rundumblick über den Naschmarkt bieten. Der Fokus in der kleinen Markthalle soll auf regionale Produkte aus Eigenproduktion gerichtet werden, auch Nachhaltigkeit und kurze Lieferwege sind laut Sima Thema. Der bisherige Bauernmarkt bleibe "in vollem Umfang erhalten", sagte die Stadträtin. Auch einige Parkplätze für Markthändlerinnen und -händler soll es hier geben.

Neben viel Begrünung soll auch das Thema Wasser bei der Umgestaltung der bisherigen Hitzeinsel nicht zu kurz kommen. Geplant sind ein 250 Quadratmeter großes Wasserspiel sowie weitere Wasser- und Nebelstelen.
Mostlikely Architecture

Baustart im Herbst 2024

Der Umbau soll nach der Detailplanung in mehreren Abschnitten umgesetzt werden, die ersten Bauarbeiten könnten in einem Jahr starten. "Ich würde gerne mit den neuen Grünraumflächen beginnen", sagte Sima dem STANDARD. Eine vollständige Realisierung des Projekts bis Herbst 2025 werde sich nicht ausgehen, weil auch der Marktbetrieb während der Umbauphase weiterlaufen soll. Bei der Frage nach den Kosten für das Neugestaltungsprojekt verwies Sima darauf, dass diese noch nicht feststehen würden. Die Umgestaltung des Naschmarkts habe einen "besonderen Stellenwert", sagte Markus Rumelhart (SPÖ), der Bezirksvorsteher von Mariahilf. Dieser sei noch größer einzuordnen als der Umbau der Mariahilfer Straße.

Die Wiener Grünen zeigten sich zufrieden mit den vorgestellten Umgestaltungsplänen, die auch auf Druck der Oppositionspartei sowie der Bürgerinitiative "Freiraum Naschmarkt" zustande gekommen seien. Die 21.000 Unterschriften für die Petition "Park statt Parkplatz" hätten ihre Wirkung gezeigt, sagte Parteivorsitzender Peter Kraus. "Zum Glück sind damit die Betonpläne von Stadträtin Ulli Sima endgültig vom Tisch." (David Krutzler, 13.11.2023)