Der wohl besucherstärkste Wiener Christkindlmarkt auf dem Rathausplatz hat seit vergangenem Freitag geöffnet.
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Es ist eindeutig wieder jene Zeit des Jahres angebrochen, in der süßer Weihnachtsduft über den Platz oder die Straße wabert, Kunst- und Kitschobjekte im hellen Licht glänzen und vorweihnachtliches Glockengebimmel den Weg zum nächsten Punschstand leitet. Seit dem Wochenende – und damit sechs Wochen vor dem eigentlichen Großevent am 24. Dezember – hat der Großteil der 14 Weihnachtsmärkte in Wien bereits geöffnet.

Neben dem wohl besucherstärksten Christkindlmarkt auf dem Rathausplatz ging es auch bei den Fixstartern auf dem Stephansplatz, im Alten AKH oder im Museumsquartier rund. Weitere große Märkte wie auf dem Maria-Theresien-Platz (15. November), am Spittelberg (16.), beim Schloss Belvedere (17.) und beim Schloss Schönbrunn (18.) oder vor der Karlskirche (24.) folgen in den nächsten Tagen.

14 statt 17 Märkte wie im Vorjahr

Dass heuer nur 14 Märkte stattfinden, liegt daran, dass jene auf dem Michaelerplatz und bei den Ringstraßen-Galerien wegen Baustellen nicht stattfinden können. Um einen Markt vor dem Museumsquartier wurde diesmal nicht angesucht, erzählt Alexander Hengl vom Marktamt. Neben den offiziellen Weihnachtsmärkten gibt es auch weitere Hüttentreffs wie im Museumsquartier, den Wintermarkt im Prater oder den Almadvent bei der Messe: Auch hier locken Punsch, Glühwein, Erdäpfelpuffer und Co.

Die Teuerung hat vielerorts auch vor den Punschständen keinen Halt gemacht: Mit etwa fünf Euro pro Häferl exklusive Pfand, das noch einmal bis zu fünf Euro ausmachen kann, müssen Besucherinnen und Besucher rechnen (siehe Grafik). Dennoch rechnet die Stadt auch heuer damit, dass die Weihnachtsmärkte gestürmt werden.

Wie es um die Preise für Punsch und Häferlpfand auf den Wiener Weihnachtsmärkten bestellt ist.
Grafik: Fatih Aydogdu

Der größte Player rund um die Wiener Hütteldörfer ist Hannes Dejaco: Er veranstaltet mit der Eventagentur MagMag gleich vier der 14 Märkte in Wien (Schloss Belvedere, Maria-Theresien-Platz, Stephansplatz, Campus Uni Wien) sowie den Adventmarkt im Stift Klosterneuburg. MagMag vergibt in Wien fast 200 Standplätze, davon rund 50 für Gastronomie. Der Andrang ist groß: 300 Bewerbungen seien eingelangt, sagt er dem STANDARD.

Stammpublikum für den Punsch

Doch wie werden die Stände vergeben? Geschäftsführer Dejaco verweist darauf, dass seine Agentur seit 25 Jahren die Marktstände organisiere. Entschieden werde "anhand der Erfahrung und nach Produktsortimenten der Einreichungen". Die Märkte seien "völlig unabhängig und erhalten keinerlei Subventionen oder Förderungen".

Heiß begehrt sind die lukrativen Gastro-Standplätze. Und das, obwohl je nach Standort zwischen 12.500 und 43.000 Euro für einen Punschstand bis Weihnachten zu bezahlen sind. Eine Fluktuation gibt es bei den vier Märkten aber kaum: 94 Prozent der Gastronomen waren schon 2022 auf einem der Märkte vertreten, sagt Dejaco.

Diese hätten sich ihr eigenes Stammpublikum aufgebaut. Bei Umfragen habe sich herausgestellt, dass für viele die Vorfreude auf ihren gewohnten "Wunschpunsch" ein großes Motiv für den Besuch ist. Neue Gastro-Konzepte seien aber nicht ausgeschlossen.

Der Ansturm auf picksüßen Punsch ist trotz gesalzener Preise ungebrochen.
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Bei den Ständen abseits von Punsch und Glühwein gibt es mehr Durchmischung: Bei etwa einem Fünftel der Stände seien Neumieter zum Zug gekommen. Kleinstbetriebe mit Eigenproduktion könnten auch schon ab 500 Euro einen Stand erhalten, regulär sind für Kunsthandwerkstände zwischen 900 und 5700 Euro Miete fällig. Mit den Einnahmen aus den Gastroständen würden auch die anfallenden Kosten für die kleineren Kunsthandwerkstände mitfinanziert.

Transparenter erfolgt die Auswahl mittlerweile beim Christkindlmarkt auf dem Rathausplatz. Er wird seit dem Vorjahr von der Stadt Wien Marketing veranstaltet, das ist eine zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt befindliche Event-Gesellschaft. Hier entscheidet eine Kommission nach der Ausschreibung über die Vergabe. In ihr sitzen Vertreter der Wirtschaftskammer, der Wirtschaftsagentur, des Wien Tourismus, des Marktamts sowie der Stadt Wien Marketing.

Kunst und Kitsch sind auf den Wiener Weihnachtsmärkten oft nah beisammen.
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Initiative ehemaliger Standler am Rathausplatz mit Protest

Für die heuer 95 Stände gab es knapp 350 Bewerberinnen und Bewerber, hieß es zum STANDARD. Bei den 21 Gastroständen kamen im Vergleich zum Vorjahr 40 Prozent neue Markthändler zum Zug. Ausgebootete Markthändler, die durch die Neuvergaben seit dem Vorjahr nicht mehr berücksichtigt wurden, schlossen sich hingegen unter der Initiative "Rettet den Christkindlmarkt" zusammen. Sie kündigten zur Eröffnung am Freitag wie im Vorjahr eine kleine Protestkundgebung an und verwiesen auf "SPÖ-Freunderlwirtschaft".

Vor der Neuvergabe organisierte der "Verein zur Förderung des Marktgewerbes" die Standvergabe. Hier sei es in der Vergangenheit auch zu "umstrittenen Vergaben" gekommen, sagte Neos-Marktsprecher Markus Ornig. Das sei nun nicht mehr der Fall. (David Krutzler, 14.11.2023)