Ein helles Wohnzimmer ohne Fernsehgerät.
In so manchem Wohnzimmer ist heutzutage gar kein Fernsehgerät mehr - oder es ist gut versteckt.
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PRO: Freiheit pur!

Wer kleine Kinder hat, kennt es: Sobald sie einen Bildschirm sehen, werden sie ganz heiß auf Bobo, Peppa und Konsorten. Wehe, wenn man das Kastl dann irgendwann wieder abdrehen will, dann ist das Drama groß und die kleinen Mitbewohner winden sich schreiend auf dem Teppich, als hätte man für drei Tage das Abendessen gestrichen.

Aus den Augen, aus dem Sinn, haben wir uns deshalb gedacht und den Fernseher im Wohnzimmer kurzerhand abgeschafft - beste Entscheidung ever! Erst stand er unter einer Decke versteckt im Eck, mittlerweile ist er ganz in die Abstellkammer gewandert, und demnächst werden wir ihn wohl verkaufen.

Vorteil Nummer eins: Das Kind hat komplett vergessen, dass es Fernsehen überhaupt gibt. Vorteil Nummer zwei: Die Eltern auch so gut wie. Stattdessen lesen wir jetzt abends Bücher, reden wieder mehr miteinander oder betätigen uns sogar kreativ.

Natürlich haben wir mit dem Fernseher nicht gleich das Netflix-Abo stillgelegt, aber dafür gibt es ja auch Laptops und Smartphones, unserer Fernseh-Experience tun die kleineren Bildschirme keinen Abbruch, auch unser Fernseher war eher von der kleineren Sorte.

Vorteil Nummer drei: Nach all den Jahren, in denen wir bei der Einrichtung des Wohnzimmers dadurch eingeschränkt waren, an welcher Wand das TV-Gerät seine Anschlüsse hat, und wir alle Möbel dorthin ausrichten mussten, sind wir jetzt plötzlich ungebunden, wenn wir wieder mal an einem Wochenende alle Möbel umstellen wollen. Absolute Freiheit! (Bernadette Redl)

KONTRA: Fernseher gehört einfach dazu!

Die ganze Welt ist eine Bühne - das wusste Shakespeare schon vor 400 Jahren. Mit Ausnahme meines Zuhauses, möchte ich hinzufügen. Das ist der Backstagebereich des Lebens, sorry, Shakespeare, und hier sollte es ausschließlich ums Wohlfühlen gehen.

Für viele gehört da der Fernseher im Wohnzimmer dazu. Aber bei weitem nicht mehr für alle: In meiner Blase gehört es zum guten Ton, auf den Fernseher zu verzichten - und das auch kundzutun, nach dem Motto: Ich habe Besseres mit meiner Zeit zu tun, du etwa nicht?

Ich habe wirklich vollsten Respekt vor Menschen, die abends bei Kerzenschein ihre Memoiren verfassen oder aus Holzklötzen Spielzeug schnitzen - aber mir geht es deutlich besser, wenn ich mich vor dem Schlafengehen noch mit meiner Lieblingsserie oder ein wenig Reality-TV berieseln lasse. Und das ganz unkompliziert auf meinem Fernseher, inklusive astreinen Sounds, während ich noch in der Wohnung herumräume.

Ganz im Ernst: Die Zeiten sind düster genug, da muss man nicht auch noch abends streng mit sich sein. Noch dazu, weil der Fernseher heute ganz flach ist und bei weitem nicht mehr so viel Aufmerksamkeit erregt wie früher. Bei mir daheim kann er außerdem ganz einfach aus- und wieder eingeklappt werden, je nachdem, wo ich gerade sitze. Und wenn ich abends doch einmal lesen will, dann kann ich am Fernseher sogar heimelig prasselndes Kaminfeuer abspielen. Herrlich! (Franziska Zoidl, 18.11.2023)