Als Dienstagabend in Wien der Restaurantguide Gault-Millau 2024 Österreich präsentiert wurde, gab es nicht nur Auszeichnungen für Restaurants – mit Amador und Döllerer sind nun zwei neue Fünfhaubenlokale gelistet – sondern auch für einen Koch aus Frankreich: Alain Weissgerber, Küchenchef des burgenländischen Lokals Taubenkobel, ist Koch des Jahres 2024.

Der Haubenkoch Alain Weissgerber
Alain Weissgerber ist Koch des Jahres von Gault-Millau.
imago images / Viennareport

Dass der 56-jährige gebürtige Elsässer dort am Herd steht, ist einigen Zufällen zu verdanken. "Ich bin wegen einer Frau gekommen und wegen einer anderen geblieben", begründet er im Podcast des Branchenmagazins Rolling Pin, warum er denn als Franzose in Österreich landete – meist ist der Weg junger Köchinnen und Köche eher umgekehrt.

Auf ein Glas Wein

Anfang 20 arbeitete Weissgerber im Wiener Steirereck, machte sich dann rasch selbstständig und pachtete mit seiner damaligen Frau 1993 die Blaue Gans in Weiden am See. Der Erfolg kam rasch, gleich im ersten Jahr gab es für das Lokal zwei Hauben vom Restaurantführer Gault-Millau. Eine Auszeichnung, die im Burgenland damals nur noch der Taubenkobel von Walter und Eveline Eselböck in Schützen am Gebirge für sich verbuchen konnte. Dort lernte Weissgerber Jahre später ihre Tochter Barbara Eselböck kennen, als er nur ein Glas Wein trinken wollte. Die beiden wurden ein Paar und führten die Blaue Gans gemeinsam, bis ein Brand 2010 das Haus vernichtete. Davon erfuhren sie auf der Rückreise vom Urlaub mit den damals zwei von mittlerweile drei Kindern im Radio.

Karl und Martina Hohenlohe, die Herausgeber des Gault & Millau, mit Alain Weissgerber in der Mitte
Karl und Martina Hohenlohe, die Herausgeber des Gault-Millau, mit Alain Weissgerber in der Mitte.
Starpix / picturedesk.com

Ein Umzug ins Ausland stand im Raum, als das Angebot der Schwiegereltern kam, im Tauben­kobel zu kochen. Das war keine leichte Entscheidung für jemanden, der so lange Zeit selbstständig gewesen war, sagt er. 2014 übernahmen die beiden offiziell das Lokal, das im aktuellen Gault-Millau mit 18,5 Punkten und vier Hauben gelistet ist. Die Küchenlinie Weissgerbers ist von Saisonalität, Regionalität und seinen französischen Wurzeln geprägt. In den Vordergrund drängt er sich nur ungern, dass er keine Plaudertasche ist, bewies ein Auftritt in der TV-Sendung Kitchen Impossible. Die Kommunikation überlässt er gerne seiner Frau, Teilnahmen an Fernsehsendungen und Events seien aber wichtig fürs Marketing. Dazu gehört auch das winterliche Taubenkobel-Pop-up in Wien, das man seit einigen Jahren veranstaltet, heuer im Theater am Steinhof. Start ist am Freitag. (Petra Eder, 15.11.2023)