Ich schreibe regelmäßig über Pasta und schreibe genauso regelmäßig, wie wichtig gute Nudeln für ein gutes Ergebnis sind. Entsprechend betreibe ich für den Nudelerwerb mitunter einen gewissen Aufwand. Seit es De Cecco, mein alter Pasta-Mindeststandard und Alltagspasta, nur mehr in ausgewählten österreichischen Supermärkten gibt und stattdessen lauter dubiose Eigenmarken die Regale füllen, bestelle ich meine Pasta online in Italien – und greife dann zu Ware, die ich aus Neapel kenne und die meiner Meinung nach richtig gut ist.

Bloß: Stimmt das überhaupt? Sind die Supermarkt-Eigenmarken wirklich schlecht? Gibt es bei so etwas Simplem wie Pasta merkbare Unterschiede, was sind sie eigentlich, und sind sie den Preis wert? Gemeinsam mit Pasta-Snob-Freund Heinrich S. habe ich beschlossen, die Frage ein für alle Mal zu klären und einen mittelgroßen Pasta-Test zu machen.

Verschiedene Sorten Pasta
Elfmal Supermarkt (nicht im Bild: Barilla Academia) …
Foto: Tobias Müller

Das heißt, dass wir 16 verschiedene Hartweizen-Paste(n) 1 probiert haben: Zwölf gängige österreichische Supermarkt-Pasten von Billa, Spar und Hofer, im direkten Vergleich mit unserer bevorzugten italienischen Eigenimportware. Für mich ist das Setaro und Gentile aus der Gegend um Neapel, für Heinrich S. Rustichella d’Abruzzo aus, na ja, den Abruzzen. Weil er noch eine Packung der Edellinie von De Cecco zu Hause hatte, haben wir die auch dazugenommen.

Wenn Sie wissen möchten, welche der geschätzten 2.400 italienischen Pastaproduzenten die besten sind, sind Sie hier leider falsch. Wenn Sie eine Orientierungshilfe für den nächsten Griff ins österreichische Pasta-Supermarktregal wollen, können wir Ihnen helfen.

Vorab: Das Ergebnis hat uns doch überrascht.

Verschiedene Sorten Pasta
… gegen viermal Edelpasta aus dem Internet.
Foto: Tobias Müller

Die Paste(n)

Wir haben unsere Nudeln in drei Kategorien eingeteilt: die italienische Edelware aus dem Internet, die normale Supermarktware und die Premiumlinie der Supermarktmarken, die es zumindest in den größeren Filialen gibt.

Bis auf drei Produkte sind alle in Italien hergestellt. Recheis produziert in Österreich neben der eigenen Marke auch die Pasta für Ja! Natürlich; und auf der Spar Natur Pur Pasta steht kein Produktionsort, sondern nur, sie sei in Italien "abgepackt".

Die Preise variieren stark, zwar nicht in absoluten Zahlen (da liegen weniger als zwei Euro zwischen teuerstem und billigstem Supermarktprodukt), aber prozentuell: die Hofer-Spaghetti gibt es für unglaubliche 79 Cent das halbe Kilo, Recheis und Barilla al Bronzo, die teuersten Supermarktpasten, kommen für die gleiche Menge auf 2,49 Euro. Der Großteil des Rests liegt irgendwo zwischen 1,30 und zwei Euro.

Setaro und Gentile gibt's im Internet für etwas über vier Euro für 500 g, Heinrich S.' Abruzzenpasta ist schon um die 3,50 Euro zu haben. Er selbst hat sie sogar bei einem Sale um weniger als die Hälfte erstanden.

Methode und Schwierigkeiten

Wir haben die Pasten jeweils in Vierergruppen eingeteilt, die wir dann blind verkostet haben, erst pur, mit gar nix, dann in Tomatensauce. Damit wollten wir sicherstellen, dass wir einerseits die Kontrolle über den Garpunkt behalten – mehr als vier Töpfe mit unterschiedlichen Kochzeiten wird mühsam – und dass wir sie alle noch warm kosten können. Für den Garpunkt haben wir uns an die Al-Dente-Angaben auf der Packung gehalten4. Die am längsten zu kochenden Nudeln haben wir zuerst ins Wasser gegeben, sodass alle gleichzeitig fertig waren.

Verschiedene Sorten Pasta
Schwer vergleichbar: Gentile Linguine und Spaghetti von Hofer.
Foto: Tobias Müller

Wir haben die Gruppen ähnlich wie bei der Champions League zusammengestellt: Jede Gruppe hat eine Edelpasta bekommen, eine Premiumlinie und zwei ordinäre Supermarktpasten.5 Die Sieger der jeweiligen Gruppen sind dann am Ende gegeneinander angetreten.

Die größte Schwierigkeit beim Vergleich war die Form. In Österreich dominieren die Spaghetti. Weil ich aber in Süditalien Pasta-sozialisiert bin, kaufe ich Linguine als meine lange Standardnudel – und auch, wenn die ähnlich sind, hat sich ein direkter Vergleich als erstaunlich schwierig erwiesen. Die Form macht einfach einen sehr, sehr großen Unterschied.

Das ist bekannt, hat mich in der Deutlichkeit aber überrascht und dafür gesorgt, dass meine Lieblingspasten ein wenig außer Konkurrenz gelaufen sind. Der Heinrich S. bestellt glücklicherweise auch Spaghetti, somit hatten wir zumindest zwei Nobelproduzenten mit direkter Vergleichbarkeit.

Verschiedene Sorten Pasta
Foto: Tobias Müller

Die drei wichtigsten Erkenntnisse:

In jeder Vierergruppe hat im Blindtest die Importware und die Premiumware gewonnen, allerdings ohne dass wir sagen konnten, welche der beiden eindeutig besser ist. Wir sind stets vor unseren vier Kosttellern gestanden und waren uns einig: Die zwei sind gut.

Die klassische Supermarktware war verlässlich weniger gut, aber alles keine Katastrophe, und in sich recht homogen – die Hofer-Billigpasta war nicht tragisch anders als jene von Ja! Natürlich.

Das häufigste Problem von Billigpasta ist ein gewisses schleimiges Mundgefühl, das wohl von der sehr glatten Oberfläche kommt, die wiederum daher rührt, dass billige Pasten durch Teflondüsen extrudiert werden, während bessere durch Bronze gedrückt werden, was für eine raue Oberfläche sorgt – die spätere Qualität kann man meist bis zu einem gewissen Grad bereits in der Hand fühlen.

Verschiedene Sorten Pasta
Links schaut es nach weniger Saucenhaftung aus.
Foto: Tobias Müller

Bessere Pasta gart außerdem regelmäßiger, sie ist also, al dente gekocht, nicht außen matschig und innen hart, sondern gleichmäßig(er) bissfest. Wie viel besser die Sauce tatsächlich haftet, ist meiner Meinung nach schwer zu sagen. Mir kommt vor, man sieht manchen Pasten ihre sauceabstoßende Wirkung an, aber im Mund merk ich zumindest bei einem Kostbissen nix, und um sicherzugehen bräuchte es einen Folgetest, in dem wir die Nudeln wiegen.

Geschmacklich waren fast alle Nudeln sehr ähnlich, nur zwei Produkte (Garofalo und Barilla al Bronzo) konnten hier mit mehr bzw. anderem Aroma punkten. Unsere edlen Importpasten schmecken auch nicht anders. Sie unterscheiden sich vor allem in der Dicke der Nudeln von der Standardware und waren daher schon rein optisch klar zu erkennen – und schwer zu vergleichen. Eine andere Form sorgt für ein sehr anderes Ess-Erlebnis.

Es gab nur einen einzigen auffälligen Ausreißer nach unten: Recheis. "Suppennudel" und "Kantinenpasta" lautete das Urteil. Jetzt könnte man sagen, dass das unfair ist, weil Recheis-Nudeln ein sehr anderes Produkt sind – mit Ei gemacht und wahrscheinlich ideal, wenn man mal Lust auf Carbonara mit Kochschinken, Dosenchampignons und Obers hat. Weil aber groß "Spaghetti" und nur sehr klein "mit Ei" auf der Packung steht, finde ich hier eine Warnung angebracht.

Zum Küren der Sieger haben wir am Ende zwei Verkostungsrunden gemacht: zuerst eine Runde der Supermarkt-Sieger und dann die drei Edelpasten zusammen mit dem Sieger der Supermarktsieger. Die Gentile Linguine haben wir wegen zu unterschiedlicher Form und Konsistenz in dieser letzten Superrunde weggelassen.

And the winner is …

Verschiedene Sorten Pasta
Finalgruppe der Supermarktsieger.
Foto: Tobias Müller

Unser Sieger kommt aus dem Supermarkt: Barilla al Bronzo konnte sich gleich zweimal durchsetzen, erst als Sieger in der Runde der Supermarktsieger und dann noch einmal in der Endrunde, also gegen die Edelpasten. Nach dem Test habe ich dann beim Googeln gemerkt, dass sie auch in Italien ziemlich gute Bewertungen bekommen hat.

Meine Setaro Linguine waren anders, seidiger, eleganter – aber nicht besser als die Barilla. Für eine rustikale Sauce sind die Barilla-Spaghetti sicher besser geeignet.

Auch Platz zwei in der Supermarktsiegergruppe war für mich eine Überraschung: Die Spar Pasta Italiana war mindestens so gut wie Barilla Academia und wahrscheinlich besser als Garofalo. Eine überraschend gute Pasta für wenig Geld (1,19 Euro für 500 g).

Ich werde weiterhin Pasta im Internet bestellen, wegen der Formenvielfalt, weil es mir Spaß macht und weil es meine geliebten Paccheri sonst kaum wo gibt. Spaghetti kaufe ich aber ab jetzt mit bestem Gewissen im Supermarkt. (Tobias Müller, 19.11.2023)

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(1) Laut Duden gibt es keine deutsche Mehrzahl, und wenn's eh wurscht ist, gefällt mir Pasten besser als Pastas.

(2) Das war die Barilla-Edellinie, bevor jetzt die al Bronzo auf den Markt gekommen ist. Heinrich S. hatte noch eine angebrochene Packung zu Hause, aber ich glaube, zu kaufen gibt es sie nicht mehr. Wir haben anfangs gerätselt, ob es sich bei al Bronzo nur um ein Re-Branding der Academia handelt – optisch ist zwischen den zwei wenig Unterschied, und auch das Gewicht einer Nudel war fast gleich. Allerdings wird die Academia 13 Minuten gegart, während die al Bronzo schon nach 11 al dente ist, und beim Kosten haben sie auch unterschiedlich abgeschnitten. Ich glaube daher wirklich an ein neues Produkt.

(3) Die sind, zumindest was die Verfügbarkeit betrifft, mittlerweile ein Premium-Produkt, weil nur mehr in größeren Supermärkten zu haben.

(4) Manche haben zwei Kochangaben für "cottura" und "al dente", da haben wir "al dente" gewählt. Manche geben so etwas wie "neun bis elf" Minuten an – in dem Fall haben wir uns für die kurze Garzeit entschieden. Setaro macht gar keine Angaben, und wir mussten schätzen.

(5) Wer aufgepasst hat, merkt, dass es eine Gruppe ohne Premiumlinie gab, weil wir nur drei solche hatten.