Eine Frau und ein Mann sitzen in einem Büro über Unterlagen und sprechen miteinander
Nur Abschlüsse und Berufserfahrung, nur nachgewiesene Skills, das reicht nicht.
afp

Neulich beim Fachkongress "Recruiting Excellence" in Wien in einem Saal voller Fachleute aus verschiedensten Branchen, die für die Such- und Einstellungsprozesse verantwortlich sind: Statt sich, wie eigentlich zu erwarten, stundenlang über die Segnungen des algorithmisch automatisierten Recruitings zu unterhalten, ging es tatsächlich um Menschen.

Nur passende CVs reichen nicht

Bernhard Jäckel vom Personaldienstleister Trenkwalder appellierte, "die Menschen hinter den CVs" zu suchen und zu sehen. Damit beantwortet sich übergeordnet auch die große Frage von Firmen, wo sie mehr Stunden oder mehr Personal finden könnten.

Arbeitsminister Martin Kocher nimmt auf der Suche nach mehr Arbeitenden Teilzeit und Ältere ins Visier. Spezialisten für Ethnomarketing lenken die Blicke auf ethnische Diversität. Allesamt lohnenswerte Blicke. Über allem steht aber bei der Frage nach verborgenen Potenzialen für den Arbeitsmarkt ein echter Blick auf Menschen hinter den Lebensläufen. Wer weiter nur nach Noten, Abschlüssen und lückenlosen Berufslaufbahnen rekrutiert, wird entweder personalarm dastehen oder auf bestens fabrizierten CVs hocken.

Wer weiter enge Jobprofile entwirft und die passenden Arbeitskräfte sucht, die exakt dort hineinpassen, ist auch nicht wirklich zukunftsfit. Auch das Arbeitsmarktservice stellt nun nach und nach auf das Matching von Kompetenzen um, statt lediglich Berufsbezeichnungen mit Menschen zusammenzuführen. Das weist in die richtige Richtung.

Recruiting wird so richtig aufwendig. Aber wenn an dieser Stelle nicht wahr wird, was eigentlich alle Unternehmen versprechen, nämlich "den Menschen" in den Mittelpunkt zu stellen, dann wird im weiteren Verlauf einer Arbeitsbeziehung nicht alles so gut gehen, wie es könnte. Etwa bei der Frage des Zugehörigkeitsgefühls, der Firmentreue, der Arbeitszufriedenheit. (Karin Bauer, 27.11.2023)