An sich hatte ich für den nächsten Blog-Beitrag dieser Serie ein neuerliches Update über die verschiedenen aktuellen und wesentlichen Entwicklungen rund um Ufos/UAPs geplant, von denen es in den letzten Wochen durchaus reichlich gegeben hat. Aber jüngste Ereignisse trumpfen alles andere und verdienen eine eigene ausgiebige Betrachtung. Wer dennoch Interesse an weiteren diversen Ufo-News hat, für den findet sich eine spezieller Hinweis gegen Ende des Blogs.

Sensation mit Anlauf

Spätestens seit den Anhörungen vor dem US-Kongress, aber eigentlich schon seit dem legendären "New York Times"-Artikel im Jahr 2017 kursiert in der Community von Menschen, die sich schon länger mit dem Ufo-Phänomen beschäftigen, ein Bonmot, das kurz zusammengefasst besagt: Es gibt nur zwei Arten von Menschen – die, die nicht an die Realität des Phänomens glauben, und die, die sich damit beschäftigt haben. Seit dem letzten Wochenende scheint der Wahrheitsgehalt dieser Aussage noch um einiges glaubhafter geworden zu sein.

Himmel, Atmosphäre
Die Foundation fragt nicht, ob es da draußen etwas gibt – sondern wie damit umzugehen ist.
imago/UPI

Denn schon seit einigen Monaten rumorte es in der Ufo-Gerüchteküche rund um die Gründung einer neuen Organisation, die sich angeblich in erster Linie um die wissenschaftliche Erforschung des immer mehr in den Mainstream gerückten Phänomens kümmern wollte. Zuerst war nur der Name bekannt, "Sol Foundation", dann die ersten Namen von Gründungsmitgliedern, dann eine Website mit vielversprechenden, jedoch teilweise kryptisch anmutenden Ankündigungen, dann die Bekanntgabe von Datum und Ort der Gründungskonferenz (17./18.11.2023, Standford University) – und schließlich ein Text zu deren Zielen, den ich hier gekürzt und übersetzt wiedergebe:

"Die Sol-Foundation-Initiative für UAP-Forschung und -Politik

Nach Jahrzehnten unverdienter Marginalität erfreuen sich Unidentified Aerial Phenomena ('UAP') eines beispiellosen Ausmaßes an öffentlichem Interesse und neu gewonnener Legitimität in Wissenschaft, Regierung, Medien und sogar Risikokapital. Doch diese plötzliche Wende vertieft das Rätsel der Phänomene eher, als dass es sie verringert und zeigt, dass nicht nur alle Fragen zu ihnen unbeantwortet geblieben sind, sondern auch noch viele weitere, die jetzt gestellt werden müssen.

Sind einige dieser nicht identifizierten Luft- und Raumfahrtobjekte (und Unterwasserobjekte) technologisch und nicht anthropogen? Wie können die Naturwissenschaften UAPs umfassend untersuchen, und wie sind die Geistes- und Sozialwissenschaften in der Lage, die Phänomene zu verstehen? Am wichtigsten ist vielleicht die Frage, wie die Regierungen der Vereinigten Staaten, Europas und anderer Staaten auf die wahrscheinliche Realität nichtanthropogener UAPs reagieren sollten sowie auf die derzeit durch US-Gesetzgebung bestätigte Vermutung, dass langjährige UAP-Geheimdienst- und Forschungsprogramme unter extremer Geheimhaltung verschleiert wurden? [...]

Dieses von der Stanford School of Medicine gesponserte Symposium wird sich mit diesen und anderen drängenden Fragen befassen, indem es führende Stimmen zum Thema UAP aus Wissenschaft, Regierung und Industrie zusammenbringt.
Über eine akademische Konferenz hinausgehend werden die Teilnehmer dieses ersten Treffens seiner Art Regierungspolitiken, Forschungs- und Finanzierungsprogramme sowie Investitionsstrategien vorschlagen [...]
Sol möchte mit dieser Veranstaltung auch den öffentlichen Diskurs über UAPs ankurbeln und zeigen, dass intellektuelle Nüchternheit und ausgereifte Professionalität neue Erkenntnisse par excellence über diese Anomalien liefern können."

Nun, kurz gesagt: Alles, was angekündigt wurde, wurde offenbar im Wesentlichen vorletzte Woche auch geliefert.

Ufo-Prominenz und Ufo-Adel

Die zitierten einleitenden Worte stammen vom Direktorenduo der Foundation, von dem hier in dieser Blogserie schon öfter angesprochenen Immunulogen und Stanford-Professor Dr. Garry Nolan sowie dem Sozialanthropologen Dr. Peter Skafish. Die ebenfalls schon im Vorfeld publizierte Liste der Teilnehmer schien die Ernsthaftigkeit der Ankündigung zu unterstreichen.

Diese Liste der Vortragenden umfasst neben namhaften Wissenschaftern und Wissenschafterinnen unterschiedlicher Felder auch hochrangige, teilweise ehemalige Militärs und Geheimdienstler. Die meisten dieser Namen sind jedem, der sich mit der Materie beschäftigt, wohlbekannt. Es handelt sich dabei tatsächlich um die üblichen Verdächtigen in Sachen Ufo-Forschung und -Enthüllung.

Unter anderem ist die Rede von Dr. Jacques Vallée, dem Grandseigneur des Faches, Dr. Eric Davis, theoretischer Physiker, Dr. Timothy Gallaudet, Konteradmiral der US-Navy im Ruhestand, Dr. Avi Loeb, Professor für Astronomie an der Harvard University und Leiter des Galileo-Projekts, Leslie Kean, Journalistin und Mitautorin des legendären "NYT"-Artikels, Charles McCullough III, ehemaliger Generalinspekteur der Geheimdienste und aktuell Anwalt von David Grusch, Dr. Kevin Knut, Professor für Physik an der Universität von Albany, Christopher Mellon, ehemaliger stellvertretender Unterstaatssekretär für Geheimdienste und Sicherheit sowie Stabsdirektor des Sonderausschusses für Geheimdienste des Senats, Dr. Diana Walsh-Pasulka, Professorin für Religionswissenschaft, Karl Nell, pensionierter Armeeoberst und Mitglied der ersten Ufo-Taskforce des Pentagon (eine schillernde Persönlichkeit, siehe hier), sowie viele weitere. Unangekündigt hielt auch der mittlerweile weltbekannte Whistleblower David Grusch einen Vortrag via Videocall.

Die weiteren rund 200 bis 300 Zuhörer der Konferenz, an der man nur auf spezielle Einladung teilnehmen konnte, bestanden ebenfalls größtenteils aus Wissenschaftern, (Ex-)Geheimdienstlern, (Ex-)Militärs, aktuellen US-Parlamentsmitarbeitern, einem kanadischen Parlamentarier, Silicon-Valley-Unternehmern, Investoren sowie ausgewählten Journalisten, die meisten mit UAP-Schwerpunkt. Auch hier fanden sich Szenegrößen wie der Autor und Journalist Ross Coulthart, die zweite Kampfpilotin der US-Navy bei der Tic-Tac-Sichtung Alex Dietrich, der Autor und angeblicher Ufo-Zeuge Whitley Strieber, der Wissenschafts-Podcaster Curt Jaimungal, der pensionierte Oberst der US-Armee John B. Alexander oder der legendäre Hal Puthoff, langjähriger Forscher für unerklärliche Phänomene für die US-Army und den CIA, und dessen Kollege und Mitarbeiter, der Physiker Russel Targ. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen, und tatsächlich sind noch nicht einmal alle prominenten Namen der Teilnehmer öffentlich geworden.

Düster und ernüchternd

Die Vorträge wurden nicht gestreamt. Fotografieren und die direkte Berichterstattung über Social Media waren untersagt. Alle Teilnehmer durften sich allerdings Notizen machen und diese nach Abschluss der Veranstaltung veröffentlichen. Was auch einige ausführlich getan haben, dazu gleich. Zusammenfassungen der Vorträge wurden für einen späteren Zeitpunkt angekündigt. Laut einer jüngsten Ankündigung von Dr. Nolan in einem Podcast-Interview dann auch in hoher Qualität, komplett, auf Youtube und gratis.
Die folgenden Aussagen basieren daher vorerst im Wesentlichen auf diesem Interview sowie einem weiteren mit Dr. Nolan für eine US-Zeitung, einem Artikel von Christopher Mellon über seinen Vortrag sowie einem ausführlichen Bericht des deutschen Journalisten Robert Fleischer für "Focus online".
Wie alle Teilnehmer, die sich bisher öffentlich dazu geäußert haben, einheitlich unterstrichen, herrschte ein ernster und ernsthafter Ton vor. Bis hin zu düster und ernüchternd. Es ging während des ganzen Symposiums nämlich nie um die Frage, ob da irgendwas herumschwebt oder wer was wann gesehen hat oder welche Beweise es dafür möglicherweise geben könnte. Die Vortragenden, die teilweise durchaus auch zum Kreis von Geheimnisträgern zu zählen sind, hielten sich mit so etwas gar nicht erst auf. Vielmehr wurden folgende Punkte, wie unter anderem von Dr. Nolan hervorgehoben, als Tatsachen vorausgesetzt:

Die weitere Fragestellung der Konferenz kreiste daher vor allem um folgende Themen: Was jetzt? Wie es der Welt sagen? Wie dabei Katastrophen vermeiden?

Kernpunkte der Veranstaltung

Das ist alles, nun starker Tobak. Aber sollten all diese an sich durchaus ernsthaften und ernstzunehmenden Menschen mit ihrer Einschätzung recht haben, werden wir in den nächsten Monaten und Jahren wohl noch viel darüber erfahren ... müssen. Denn wenn so viele sich so laut äußern, werden sich diese Geheimnisse nicht mehr lange verbergen lassen. Wenn es sie denn gibt.

Hier zum Überblick ein paar Kernpunkte und Aussagen einiger Vortragenden, die als Puzzlestein ein Gefühl für das Ganze vermitteln sollen:

Karl Nell, der als Kandidat für den nächsten Chef von AARO, der Ufo-Forschungsbehörde des Pentagon, gehandelt wird, stellte sich im Zuge einer detaillierten Präsentation des neuen Offenlegungsgesetzes von Senats-Mehrheitsführer Chuck Schumer, dieser Blog berichtete, als einer dessen wesentlichen Autoren heraus. Des Weiteren präsentierte Nell eine inzwischen im Internet kursierende Folie, die scheinbar den Offenlegungsprozess des Phänomens für die nächsten zehn Jahre skizzierte, über diesen Vortrag gibt es auch einen Bericht in der "Daily Mail".
Nell bemerkte weiter, dass Offenlegung ein Prozess und kein Ereignis sei; dass eine "kontrollierte Offenlegung" nötig sei, um eine "katastrophale Offenlegung" zu verhindern; und dass die Offenlegung vorerst ein Problem der Regierung sei. Außerdem sprach er wie auch andere davon, dass das Phänomen wahrscheinlich nicht ein einziges sei, sondern es verschiedene Phänomene gebe – und dass vermutlich mehr als eine Gruppe von Wesen, nichtmenschlichen Intelligenzen, daran beteiligt seien.

Zur katastrophalen Offenlegung: Im Rahmen mehrerer Vorträge und Wortmeldungen (etwa von Christopher Mellon, der darüber inzwischen wie gesagt einen Artikel publiziert hat) wurde angeführt, dass eine katastrophale Offenlegung nicht unbedingt nur in Form einer unliebsamen Reaktion von Staaten (mögliche kriegerische Angriffe auf Staaten, die offenlegen, dass sie im Besitz außerirdischer Technologie sind) oder Menschen (Panik) bestehen könnte, sondern auch in Form einer nicht vorhersehbaren Reaktion der nichtmenschlichen Intelligenzen auf ihr Outing. Oha.
Insbesondere ein weiterer Vortragender, Jairus Grove (Professor für Politikwissenschaft an der Universität von Hawaii), ging ausführlich auf diese Punkte und deren potenziellen Gefährlichkeit für den Weltfrieden ein und sprach deutliche Warnungen aus.

Dazu passten die Aussagen von Charles McCullough, der nebenbei offenbarte, dass er auch als Rechtsbeirat der Sol Foundation tätig ist. Zwar betonte er, dass es ein klares Aufsichtsproblem der US-Regierung über verborgene Programme gebe sowie ein klares Problem mit der Überklassifizierung von Daten durch Teile des Staatsapparats. Jedoch bemerkte er einschränkend: "Man kann keine Regierung und kein Land haben, wenn alles freigegeben wird. Eine gewisse Form der Geheimhaltung ist erforderlich." Er vertrat darüber hinaus die Ansicht, dass nach einer kommenden Offenlegung zuerst noch viele Rechtsstreitigkeiten ausgetragen werden müssten, bevor UAP-Reverse-Engineering-Technologie tatsächlich an die Öffentlichkeit gebracht werden kann. Zu dem noch nicht bestätigten Schumer-UAP-Gesetzentwurf meinte er: "Wenn er nicht angenommen wird, seien Sie nicht deprimiert. Es gibt andere Leute in der [Sol-]Stiftung, die die Offenlegung mit anderen Mitteln vorantreiben." Das betonte auch Dr. Nolan in seinem Podcast-Interview.

Ein weiterer Vortragender, Jonathan Berte, Gründer und CEO des KI-Technologieunternehmens Robovision, konzentrierte sich auf Auswirkungen der UAP-Offenlegung aus internationaler Perspektive – nämlich auf psychologische und gesellschaftliche Auswirkungen, die technologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen sowie die Integration von UAP-abgeleiteter Technologie, auch im Hinblick auf die weltweiten Energiekrise. Er betonte die Notwendigkeit der Gründung einer Organisation zur Integration der von UAPs abgeleiteter Technologie, um die ökologische Verantwortung zu fördern, sowie des Abschlusses eines Vertrages zur sicheren internationalen Offenlegung von UAP-Technologien.

Christopher Mellon war einer der letzten Sprecher und bezog sich in seinem Vortrag auf einiges davor, insbesondere auf die Offenlegungskommentare von Karl Nell. Hier ein paar seiner Statements bei der Konferenz, die sich fast wortgleich auch in seinem Debrief-Artikel finden, den es inzwischen auch schon übersetzt auf Deutsch gibt:
"Wenn Sie der Präsident wären, würden Sie eine Pressekonferenz abhalten und sagen, dass wir nicht wissen, woher extraterrestrische Intelligenzen kommen, warum sie hier sind und ob wir uns gegen sie verteidigen können? Die Antwort: Nein."
"Es gab Fälle, in denen UAPs schwere Verletzungen bei Militärs/Zivilisten verursachten."
"Die wichtigste Frage zu UAPs für politische Entscheidungsträger in den USA und für die Öffentlichkeit wird sein, ob UAPs eine existenzielle Bedrohung darstellen."
Und etwas positiver: "Nach dem anfänglichen Schock der Offenlegung wird es einen Aufschwung neuer Technologien, Forschung und internationaler Initiativen geben. Diese anfängliche Krise sollte bald nachlassen, nachdem den Menschen klar wird, dass sich die Welt nun verändert hat, und die Offenlegung wird die Entwicklung unserer Spezies zum Besseren verändern."
Abschließend bemerkte er: "Die UAP-Offenlegung wird viel öffentliche Aufklärung und Diskussion erfordern und ist daher einer der Zwecke der Sol Foundation."
Nun, warten wir's ab.

Neue Realität?

Zurück zum Sol-Symposium. Tja. All das hier Kommunizierte ist schwer zu verdauen. Vermutlich für jeden Leser und jede Leserin dieser Zeilen – und durchaus auch für deren Autor. Wie man, wenn man die Aussagen ernst nimmt, mit diesem potenziell ontologischen Schock umgeht, muss jeder und jede für sich selbst herausfinden.

Denn natürlich kann man auch einfach auf dem Standpunkt verharren, dass es bisher keine Beweise für gar nichts gebe, und auf klare und eindeutige Fotos von Flugobjekten (die laut der Konferenz angeblich demnächst auch Teil der Offenlegung sein werden) warten oder darauf, dass der erste Außerirdische von Armin Wolf in der "ZiB 2" interviewt wird. Wer die Sache so sieht und meint, sich vorher nicht damit beschäftigen zu müssen, steht auf solidem Boden.
Aber was wäre, wenn? Wer sich also vorsorglich näher mit dem Phänomen vertraut machen möchte, um die potenziell erschreckenden Erkenntnisse einer potenziell neuen Realität abzumildern, dem seien die vielen dafür hilfreichen und weiterführenden Links empfohlen, die es nicht nur in diesem Blog gibt, sondern in der gesamten Blogserie. Wie schon öfter als Abschluss geschrieben: Es bleibt spannend.

Weitere UAP-News

Wie oben beschrieben, bleibt in diesem Blog-Artikel kein Platz für aktuelle News. Daher hier ein Hinweis, in gewisser Weise in eigener Sache: Genau deswegen, nämlich, weil ich in diesem Blog nicht auf tagesaktuelle Geschehnisse eingehen kann (und will) oder nur einigermaßen, habe ich einen neuen eigenen Youtube-Channel gegründet, in dem ich wöchentlich die aktuellsten UAP-Meldungen präsentiere. Der Kanal ist nicht kommerziell, weshalb das hier auch nicht als Eigenwerbung zu verstehen ist, sondern als Servicemeldung. (Harald Havas, 29.11.2023)