Wenn es in Wien um das Thema Parkplätze im öffentlichen Straßenraum geht, bleiben kontroverse Diskussionen nicht aus. Speziell bei Umbaumaßnahmen im öffentlichen Raum gibt es immer wieder Proteste aufgrund des Wegfalls von Parkplätzen, vor allem vonseiten der Anrainer und Anrainerinnen. Selbst Maßnahmen, die augenscheinlich die Wohn- und Lebensqualität der lokalen Bevölkerung steigern, wie Verkehrsberuhigung und Begrünung, lösen emotional geführte Konfrontationen aus. Die Bruchlinien verlaufen naturgemäß in erster Linie zwischen jenen, die über einen eigenen Pkw verfügen, und jenen ohne Pkw.

Dabei zeigen Untersuchungen nicht nur für Wien, sondern zum Beispiel auch für Berlin, in welchem Ausmaß die Mobilität den Straßenraum in Anspruch nimmt: Ein Großteil dieser, der Allgemeinheit zur Verfügung stehenden Flächen wird vom motorisierten Individualverkehr beansprucht. Neben den Flächen für die Fortbewegung – also den Fahrbahnen – sind das vor allem auch Flächen für den "ruhenden Verkehr", das heißt Parkplatzflächen. Berücksichtigt man den aktuell in Wien mit 26 Prozent relativ geringen Anteil der Wege mit dem privaten Pkw an allen Wegen (und dass dieser Anteil tendenziell rückläufig ist), erscheint es jedenfalls sinnvoll, über die Transformation dieser Flächen zu reden.

Karte mit Überblick über die Parkplatzflächen im öffentlichen Raum in Wien
Überblick über die Parkplatzflächen im öffentlichen Raum in Wien.
Eigene Darstellung auf Basis von Stadt Wien - data.wien.gv.at

Das Ziel des Wiener Stadtentwicklungsplans 2025 ist klar: Im Vordergrund steht die "Rückgewinnung" des öffentlichen Raums durch die Umsetzung von Begegnungszonen oder die Umgestaltung von Parkspuren zu Verkehrsflächen mit Aufenthaltsqualität und Platz für das Zufußgehen und den Radverkehr. Auch die Reduktion von Oberflächenstellplätzen im Zuge der Errichtung geförderter Garagen wird angestrebt.

Entwicklung in den letzten fünf Jahren

All dies konnte in den letzten Jahren in Wien immer wieder beobachtet werden – doch welche Entwicklung zeigt sich insgesamt und im Detail in den unterschiedlichen Grätzeln Wiens? Maps and Minds wirft in diesem Artikel einen datenbasierten Blick auf die Entwicklung der Parkplatzflächen in Wien.

Betrachtet wird die Veränderung der Parkplatzflächen auf Basis der Flächenmehrzweckkarte (FMZK) der Stadt Wien in den letzten fünf Jahren, das heißt zwischen 2018 und 2023. Die Ergebnisse zeigen, dass ein Rückgang der Parkplatzflächen vor allem in den Innenbezirken, allen voran in Mariahilf, Neubau sowie im ersten Bezirk und der Josefstadt erkennbar ist. In Mariahilf lag der Rückgang beispielsweise bei elf Prozent, in Neubau bei neun Prozent. Demgegenüber zeigen sich Zuwächse bei den Parkplatzflächen in Simmering, Floridsdorf sowie Döbling und Währing. Während die Zunahme der Parkplatzflächen in Floridsdorf und Simmering durch die starke Bautätigkeit und die sich daraus ergebende Zunahme der Wohnbevölkerung zu erklären ist, sind entsprechende Bevölkerungszuwächse in Währing und Döbling nicht im selben Ausmaß zu beobachten.

Entwicklung der Parkplatzflächen im öffentlichen Raum je Wiener Bezirk von 2018 bis 2023 im Vergleich zur Bevölkerungsentwicklung.
Eigene Darstellung auf Basis von Stadt Wien - data.wien.gv.at und Statistik Austria

Nachdem die Wiener Bezirke teilweise sehr unterschiedliche Strukturen aufweisen, lohnt sich ein Maßstabssprung auf die Ebene der Zählbezirke. Blickt man im Detail auf Gebiete, die in den letzten Jahren stark rückläufige Zahlen aufweisen, handelt es sich dabei überwiegend um extrem dicht verbaute innerstädtische "Grätzel", wie Laimgrube oder Stiftskaserne im siebten Bezirk oder auch Sechshaus im 15. Bezirk. Zunehmende Parkplatzflächen zeigen sich hingegen vor allem im äußeren Simmering und in Floridsdorf. Sichtbar werden aber auch zentrale Stadtentwicklungsgebiete, wie das Sonnwendviertel. Trotz ihrer zeitgemäßen Straßengestaltung und damit vergleichsweise geringen Anzahl an Abstellplätzen, weisen diese im Vergleich über fünf Jahre einen Anstieg der Parkplatzflächen auf.

Veränderung der Parkplatzflächen 2018 bis 2023 je Wiener Zählbezirk.
Eigene Darstellung auf Basis von Stadt Wien - data.wien.gv.at

Der Rückgang der Parkplatzflächen ist häufig durch Umgestaltungsprojekte (zum Beispiel im Rahmen von Begegnungszonen oder Platzgestaltungen) im öffentlichen Straßenraum zu erklären. Da die Flächen im öffentlichen Raum begrenzt sind, zeigen sich im Vorfeld, spätestens aber im Lauf von Umgestaltungs- und Umbaumaßnahmen Nutzungskonflikte, die hinsichtlich ihrer Wirkungen zu bewerten sind. Anpassungsmaßnahmen an die Klimakrise, wie Begrünungen mit Beeten und Baumpflanzungen benötigen ebenso Platz, wie Verbesserungen an der Fußwege- und Radinfrastruktur. Zudem werden im öffentlichen Raum immer häufiger Aufenthaltsflächen gefordert und auch geschaffen. Beispiele dafür sind etwa Grätzeloasen oder sogenannte "Kühle Meilen", wo ganze Straßenzüge umgestaltet werden, aber auch die nunmehr ganzjährig nutzbaren "Schanigärten". Mit dem "Supergrätzel" in Favoriten wird nun erstmals ein ganzes Grätzel umgebaut.

Beispiel für Straßenraumtransformation in der Burggasse im 7. Bezirk.
Eigene Darstellung auf Basis von Stadt Wien - data.wien.gv.at

Diese Maßnahmen gehen mangels Alternativen im begrenzten Straßenraum immer auch auf Kosten der bis dahin für den ruhenden Verkehr genutzten Flächen. Gerade in den innerstädtischen Bereichen mit hohem Parkplatzrückgang zeigt sich allerdings ein Trend, der die Situation auf lange Sicht entspannen könnte. Jüngere Bevölkerungsschichten verzichten immer öfter auf private Pkw und nutzen im Bedarfsfall andere, oft geteilte Formen der Mobilität – allen voran Car-Sharing, Fahrrad, E-Scooter. Nichtsdestotrotz ist es wichtig, für Menschen, die ihre Wege nur mit dem privaten Pkw zurücklegen können, Alternativen zum Stellplatz im öffentlichen Raum anzubieten – zum Beispiel in Sammelgaragen. Ebenso braucht es flexible Bereiche (zum Beispiel Ladezonen), die werktags als Abstellflächen für betriebliche Fahrten (zum Beispiel Handwerker oder auch Lieferdienste) genutzt werden können.

Die vor allem in urbanen Gebieten immer stärker spürbare Klimakrise macht es notwendig, diese Umgestaltungsprozesse auszuweiten und zu beschleunigen. Das österreichweite Forschungsprojekt "Transformator:in" beschäftigt sich genau mit der zentralen Frage, wie die Transformation öffentlicher Mobilitätsräume schneller in die Gänge gebracht werden kann und Barrieren überwunden werden können. Dies ist schlussendlich auch notwendig, um das selbst auferlegte Ziel im Fachkonzept Mobilität der Stadt Wien zu erreichen: den Anteil der Pkw-Wege bis ins Jahr 2025 auf 20 Prozent zu reduzieren. (Aggelos Soteropoulos, Florian Pühringer, Robert Kalasek, 29.11.2023)