Die ORF-Gebührentochter GIS, künftig OBS, verwundert ORF-Stiftungsrat Heinz Lederer (SPÖ): Zum Umstieg auf den neuen ORF-Beitrag ab 2024 wirbt die GIS gerade mit "Beim ORF-Beitrag dabei". Für Lederer fehlt in der Kampagne ein entscheidendes Argument: "Für den Großteil der Bevölkerung wird es billiger."

Das neue Logo der in
Das neue Logo der in "ORF Beitrags Service" umbenannten ORF-Gebührentochter GIS.
OBS
"Wenn ORF-Beitrag fast ein Drittel günstiger wird als die GIS, ist es ein Fehler, damit nicht zu werben."

"Wenn ORF-Beitrag fast ein Drittel günstiger wird als die GIS, ist es ein Fehler, damit nicht zu werben", sagt Lederer im Gespräch mit dem STANDARD. Das will er am Montag beim Finanzausschuss des Stiftungsrats zur Sprache bringen. Wie auch seinen beständigen Kritikpunkt: "Noch immer fehlt soziale Treffsicherheit des ORF-Beitrags" – alle Hauptwohnsitze zahlen gleich, Nebenwohnsitze sind künftig nicht mehr zahlungspflichtig.

Mit der Umstellung von der GIS für Rundfunknutzer zum ORF-Beitrag von allen (Befreiungen gibt es weiterhin) wurde der ORF-Anteil von derzeit 18,59 auf 15,30 Euro pro Monat und Haushalt reduziert. Das sind, wie ORF-General Roland Weißmann am Donnerstag im Publikumsrat vorrechnete, fast 18 Prozent weniger pro Monat.

Parallel hat der Bund seine bisher auf die GIS eingehobenen Abgaben und Steuern gestrichen – die weitere 3,86 Euro pro Monat ausmachen. Ergibt zusammen eine Reduktion um fast 32 Prozent pro Monat und Haushalt.

Wien, Niederösterreich und jedenfalls 2024 auch Salzburg verzichten auf ihre bisher auf die GIS eingehobenen Landesabgaben. In Wien und Niederösterreich fallen bisher pro Monat 28,25 Euro für GIS samt allen Abgaben an. Mit künftig 15,30 Euro ORF-Beitrag sind es rund 46 Prozent weniger. In Salzburg sinkt die Belastung von monatlich 27,15 Euro auf 15,30. Die Landesabgabe wird hier jedenfalls 2024 nicht eingehoben.

Mit dem ORF-Beitrag entfällt auch die Zahlungspflicht für Zweitwohnsitze, der Beitrag wird allein für Hauptwohnsitze und Unternehmen eingehoben, Einpersonenunternehmen ausgenommen.

"Fauxpas der OBS"

Die Markenkampagne des ORF – "ORF. Für dich und mich und alle" – lobt Stiftungsrat Lederer im Gespräch mit dem STANDARD als überaus gelungen. Doch die Kampagne der Gebührentochter OBS, bisher ohne wahrnehmbaren Hinweis auf die deutliche Reduktion gegenüber der GIS, "ist ein Fauxpas", sagt er.

Dass künftig alle – unabhängig vom Empfangsgerät – für den ORF bezahlen müssen, stellt den ORF vor große Anforderungen: "Der ORF muss ab 1. Jänner seine Relevanz für alle stärken. Derzeit sieht ein Drittel der Menschen den ORF nicht als Primärquelle und vertraut ihm nicht in vollem Umfang", sagt der Stiftungsrat.

Relevanz lasse sich nach seiner Einschätzung steigern durch neue Talkformate, mehr Regionalisierung und mehr Unterhaltung, insbesondere regionale Unterhaltung. Talkformate, in denen "echte Menschen diskutieren", vermisst Lederer – in denen sich "junge Politiker und Politikerinnen präsentieren können". Bestehende ORF-Formate findet er "zu betulich".

"Überhang an Grün-Themen"

Relevante Themen für die ORF-Berichterstattung wie für Talk sieht Lederer in der Teuerung insbesondere im persönlichen Bereich, etwa beim Wohnen, und in der Kluft zwischen Arm und Reich, statt eines "Überhangs an Grün-Themen". Der Stiftungsrat empfiehlt ein "Re-Profiling" und erklärt das so: "Wir wissen, dass wir zu Corona und mit zu starker Ökolastigkeit einen Teil der Leute nicht mitgenommen haben."

"Eine der wichtigsten Säulen des ORF" sind für Lederer die Landesstudios. Aber auch dort, wie in der Zentrale auf dem Küniglberg, brauche es in den Redaktionen Journalistinnen und Journalisten von "außerhalb unserer Bubble", die nicht aus den Ballungszentren kommen, "die nicht akademisiert sind". "Hier sind die Direktoren und Direktorinnen, auch in den Ländern, zu wenig ambitioniert", findet der Stiftungsrat. (fid, 25.11.2023)