Gusenbauer und Benko
Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer pflegt seit vielen Jahren enge Geschäftsbeziehungen zu René Benko. Dabei verdiente er offenbar mehr, als man sich vorstellen konnte.
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Der ehemalige SPÖ-Chef und Bundeskanzler Alfred Gusenbauer soll in den vergangenen Jahren über seine Projektgesellschaft viele Millionen Euro aus dem Firmenimperium des Immobilieninvestors René Benko lukriert haben. Das berichtet das Magazin News in seiner aktuellen Ausgabe. Besonders hohe Summen sind demnach im Zeitraum von Anfang 2020 bis März 2022 geflossen, da habe die "Gusenbauer Projektentwicklung & Beteiligung GmbH" der Signa Holding von Benko – inklusive Umsatzsteuer – insgesamt mehr als sieben Millionen Euro verrechnet.

Laut dem Bericht, in dem auch Rechnungskopien abgebildet sind, bestand Gusenbauers Leistung etwa in der Beratung bei der Restrukturierung der Galeria-Kaufhof-Karstadt-Gruppe in Deutschland und bei der Beantragung eines Darlehens beim deutschen Wirtschaftsstabilisierungsfonds. Beim damaligen Sanierungsversuch des deutschen Handelskonzerns verloren tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Job, bald darauf geriet der Konzern jedoch wiederum in massive wirtschaftliche Schieflage.

Problem für SPÖ

Wie News nachzeichnet, reicht Gusenbauers geschäftliche Nahebeziehung zu Benko schon Jahrzehnte zurück. Bereits während seiner Kanzlerschaft (2007 bis 2008) soll sich Gusenbauer für Benko eingesetzt haben, als dieser das Kaufhaus Tyrol Mitten in Innsbruck komplett neu aufbauen ließ. Und schon kurz nach seinem Rückzug aus der Politik habe Gusenbauer von Benkos Signa Holding eine Jahresgage von 280.000 Euro erhalten – wohlgemerkt für einen "Arbeitsaufwand von einer Arbeitswoche pro Monat". Hinzu kamen laut News noch "erfolgsorientierte Sonderhonorare", etwa für das Auftreiben von Krediten und die Mobilisierung von Investoren. 2010 wurde der rote Altkanzler dann in den Aufsichtsrat der Signa Prime berufen, wo er ebenfalls gütlich entlohnt wurde.

In der SPÖ spielte Gusenbauer nach seiner Kanzlerschaft weiterhin eine Rolle, bis 2017 war Präsident des Karl-Renner-Instituts, das ist die politische Akademie der Sozialdemokraten. Seither ist er nur mehr ein einfaches Parteimitglied. Sein teures Engagement für Benko dürfte in der SPÖ wohl dennoch interne Diskussionen entfachen. Immerhin ist die Partei gerade im Begriff, einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss auf den Weg zu bringen, der auch die Verbandelung von Benko mit ÖVP-geführten Ministerien unter die Lupe nehmen soll. Auch in den Reden des aktuellen SPÖ-Chefs Andreas Babler dient der Tiroler Unternehmer, dessen Firmengeflecht derzeit in gehörigen Turbulenzen steckt, immer wieder als Sinnbild des sozial rücksichtslosen Milliardärs. (ta, 24.11.2023)