Die Inflation hat sich in Österreich nicht weiter abgeschwächt und lag laut einer Schnellschätzung der Statistik Austria mit 5,4 Prozent im November unverändert auf stark erhöhtem Niveau. "Damit ist der Trend sinkender Inflationsraten, den wir seit Anfang des Jahres beobachten, vorerst unterbrochen. Das hat vor allem damit zu tun, dass die Haushaltsenergiepreise deutlich weniger dämpfend auf die allgemeine Inflation wirken als in den Monaten davor", erklärt Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas. Weiterhin im Sinkflug ist die Teuerung hingegen in der gesamten Eurozone, wo sie sich um einen halben Prozentpunkt auf 2,4 Prozent abgeschwächt hat.

Ein kleiner Junge packt ein Weihnachtsgeschenk aus.
Bei den Geschenken für Kinder wird am wenigsten gespart, ansonsten kündigt sich für die Bevölkerung und den Handel wegen der dauerhaft hohen Inflation ein verhaltenes Weihnachtsfest an.
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Die anhaltend hohe Teuerung in Österreich, die noch dazu seit vielen Monaten deutlich über jener in der gesamten Eurozone liegt, wirft einen Schatten auf das heurige Weihnachtsfest. Experten sehen eine Konsumzurückhaltung in der Bevölkerung, für sie und den Handel kündigt sich eine durchwachsene Weihnachtszeit an. Warum, erklärt Christoph Teller, Leiter des Instituts für Handel, Absatz und Marketing an der Linzer Johannes-Kepler-Universität, wie folgt: Nach vier Krisenjahren in Folge – zuerst durch die Pandemie, dann durch die Inflation – sorge die Verunsicherung der Bevölkerung für verhaltenen Konsum.

Mehr Ausgaben, weniger Präsente

"An jeder Ecke deutet etwas darauf hin, dass etwas nicht stimmt", sagt er mit Blick auf die allerorts gestiegenen Preise. Dazu komme die düstere Wirtschaftsprognose, in der von einer Rezession ausgegangen wird, was die Verunsicherung zusätzlich schüre. Die Folge: Für heuer geht Teller zwar von einem leichten Anstieg der Geschenkeausgaben aus, die jedoch nur für weniger Präsente als im Jahr zuvor reichen werden. Konkret erwartet er einen Anstieg der Ausgaben in Österreich um zwei Prozent auf 2,32 Milliarden Euro bei einem gleichzeitigen Rückgang der Menge an Geschenken um ebenfalls zwei Prozent.

Ähnlich stuft Rainer Will, Chef des Handelsverbands, die Lage ein: "Die Branche steht seit Jahren unter Druck." Daher würden Händler danach trachten, Liquidität in die Kassen zu bekommen. "Dann gibt man auch Rabatte", sagt Will. Bei klassischen Artikeln für Weihnachtspräsente seien daher keine weiteren Preiserhöhungen für das Weihnachtsgeschäft zu erwarten. Ähnlich sieht das Teller, der im Weihnachtsgeschäft eher sinkende als steigende Preise für typische Geschenkartikel erwartet. Ein schwacher Trost, denn günstig wird Weihnachten für die Menschen trotzdem nicht, eher das Gegenteil.

Spiele am beliebtesten

Denn die Preise für viele gängige Weihnachtspräsente sind bereits im Vorfeld gestiegen, wie sich aus Daten der Statistik Austria ergibt. Bei Spielen und Hobbywaren, die laut einer Umfrage der Offerista Group in Österreich die am häufigsten überreichten Weihnachtsgeschenke sind, sind die Preise um 7,3 Prozent höher als vor einem Jahr. Auffallend ist dabei der Preisschub für Videospiele, die sich im Jahresabstand um 13 Prozent verteuerten, während die Grundgeräte sogar um 0,2 Prozent günstiger wurden. Die am zweithäufigsten geschenkte Produktkategorie, Bekleidung und Schuhe, ist allein im Oktober gegenüber dem Vormonat um vier Prozent teurer geworden, allerdings bleibt der Preisauftrieb im Jahresvergleich mit 3,2 Prozent eher moderat.

Die Spielzeugbranche ist kein Inflationstreiber, sagt Johannes Schüssler, Spielzeugfachhändler aus Frohnleiten in der Steiermark. Er spricht als Funktionär der Wirtschaftskammer für die ganze Branche und weist darauf hin, dass manche Produkte sogar billiger geworden seien. Was er aber ebenfalls feststellt: Die Menschen kommen und kaufen, das schon den ganzen November über. Dem Nachwuchs oder den Enkelkindern will man auf jeden Fall etwas unter den Christbaum legen, unabhängig von der hohen Inflation. Allerdings würden die höheren Preislagen wegbrechen. Dafür stünden Brettspiele hoch im Kurs, Gesellschaftsspiele lägen im Trend sagt Schüssler. Laut Statistik Austria kosten diese allerdings um 7,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Zudem verweist Schüssler auf einen Trend, von dem auch er profitiert: Die Menschen kaufen wieder mehr regional und vor Ort.

Onlinehandel stagniert

Zu diesem Schluss kommt auch Uni-Experte Teller. Ihm zufolge wird das Volumen von online gekauften Präsenten mit 430 Millionen Euro heuer stagnieren, während der stationäre Handel für das geringe Umsatzplus, nämlich einen Zuwachs um 40 Millionen auf 1,89 Milliarden Euro, sorgen wird. Eine Entwicklung, die Handelsverbandchef Will insofern begrüßt, da beim von Plattformen wie Amazon dominierten Onlinehandel viel Kaufkraft ins Ausland fließt. Dessen Schwäche habe sich heuer bereits zum Black Friday, mittlerweile inoffizieller Startschuss für das Weihnachtsgeschäft, abgezeichnet, ergänzt Will, denn die Umsätze seien im Jahresvergleich real, also inflationsbereinigt, um acht Prozent gesunken.

Unterschiedlich fallen die Experteneinschätzungen zu den kleineren Ausgaben wie etwa Geschenkpapier oder anderem Zubehör rund um das Weihnachtsfest aus. Während Will heuer keine Verteuerungen ausmacht, sieht das Teller von der Kepler-Universität etwas anders: Die Preiselastizität sei bei solchen Produkten, die auch irgendwie Teil des Geschenks seien, eher niedrig. Die Konsumierenden seien also bereit, auch zu höheren Preisen zuzugreifen.

Teurere Weihnachtsbäume

Tiefer in die Tasche greifen müssen die Haushalte jedenfalls für den Christbaum an sich. Ein mittelgroßer Baum kostet, je nachdem an welcher der öffentlichen Verkaufsstellen er erworben wird, zwischen 40 und 50 Euro. Am Graben in Wien wird er teurer sein als in Wien-Simmering oder im Abhofverkauf. Natürlich müssten die Preissteigerungen weitergegeben werden, sagt Eva Lechner von der Arge NÖ Christbaum- und Schmuckreisigproduzenten. Im Endeffekt würden sie sich aber im Eurobereich bewegen. Ob die Menschen heuer beim Christbaum sparen werden? Die Erfahrungen zeigen laut Lechner, dass der Christbaum den Menschen etwas wert ist als Mittelpunkt vieler Familienfeste.

Es geht aber auch billiger. In Baumärkten sind schon die ersten Christbäume zu sehen, eine Nordmanntanne schlägt dort je nach Größe mit Preisen zwischen 15 und 20 Euro zu Buche. Gar nicht unwahrscheinlich, dass sie aus Ländern wie Dänemark kommen, die Bäume sind also meist weitgereist. Heimische Christbaumhändler können zumindest preismäßig nicht mithalten. Dafür seien diese maximal 40 Kilometer unterwegs, die Wertschöpfung bleibe in den Regionen, betont Lechner.

Viele Weihnachtsmuffel

Wegen der hohen Inflation lassen viele Menschen in Österreich bei den Geschenken überhaupt aus. Zu den gut 20 Prozent, die laut der Offerista-Umfrage angeben, nie Weihnachtseinkäufe zu tätigen, kommen heuer weitere 21 Prozent, die heuer eisern sparen müssen und sich deshalb in Konsumverzicht üben. Wobei man bei den Präsenten für Kinder am wenigsten auf die Bremse tritt, denn: "Je näher man sich emotional ist, desto weniger spart man", weiß Uni-Experte Teller. (Regina Bruckner, Alexander Hahn, 30.11.2023)