Schon zum 28. Mal treffen sich die rund 200 Staaten zu einer Klimakonferenz – und noch immer sind sie sich nicht einig, ob sie aus fossilen Brennstoffen aussteigen wollen. Ausgerechnet im Erdölstaat Vereinigte Arabische Emirate (VAE) wird dieser Streit in den kommenden beiden Wochen ganz nach oben auf die Agenda rücken. Schließlich verursacht die Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas rund 90 Prozent der globalen CO2-Emissionen. Wird ihre Nutzung nicht drastisch gesenkt, ist das Ziel, die Erderhitzung auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit abzubremsen, nicht erreichbar. Derzeit rast die Welt auf eine Erhitzung um knapp drei Grad zu – mit fatalen Folgen für die Menschheit.

Video: Der Chef eines Erdölkonzerns als Präsident der Klimakonferenz - Der Gegensatz könnte kaum größer sein.
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Unter der Schirmherrschaft der Uno verhandeln die Staaten nun schon seit 1995, wie die weitere Erderhitzung abgefedert werden kann. Das ist denkbar schwierig: Entscheidungen werden im Konsensprinzip getroffen. Staaten mit so unterschiedlichen Interessen wie Saudi-Arabien, China, die USA und Vanuatu müssen zusammen Lösungen für die große globale Krise finden. Dementsprechend lesen sich die Einigungen häufig wie der kleinste gemeinsame Nenner.

Am Wochenende werden dazu die Spitzen der Weltpolitik zur COP 28 nach Dubai reisen, um erste Gespräche zu führen. Aus Großbritannien etwa reist König Charles an, dem Amazonas-Gebiet will Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva den Rücken stärken. Österreich wird von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) vertreten. Zwei prominente Gesichter dürften bei der Eröffnung fehlen: US-Präsident Joe Biden wird vom US-Sondergesandten John Kerry vertreten, und auch Chinas Präsident Xi Jinping dürfte nicht kommen. Insgesamt rechnen die Veranstalter in den kommenden zwei Wochen mit rund 70.000 Gästen.

Plakat in Dubai vor dem Klimagipfel COP 28.
AP/Rafiq Maqbool

Um diese Punkte geht es

Während es bei der Eröffnung vor großem Publikum vor allem um große Reden geht, ziehen sich die Delegierten in abgeschirmte Besprechungsräume zurück. Hier bereiten sie die Beschlüsse vor, die in der zweiten Woche dann Ministerinnen und Minister im Detail ausverhandeln. Das Ziel ist es, bis zum 12. Dezember – wobei üblicherweise um einige Tage überzogen wird – eine Abschlusserklärung zu finden, die alle mittragen. Folgende Punkte werden heuer verhandelt:

"Ich bin realistisch – ambitionierte Einigungen werden heuer nicht einfach", sagt Ministerin Gewessler vor dem Start der Konferenz. Sie wird erst in der zweiten Woche an den Verhandlungen teilnehmen. Österreichs Delegation umfasst rund 40 Personen. Dazu zählen neben Expertinnen und Experten aus den Ministerien auch Wissenschafter, Vertreterinnen von NGOs und Interessenvertretungen sowie eine Jugenddelegation.

Durch die Hintertür

Die NGOs werden mehr Ambition fordern: Die bisher vorgelegten Klimapläne würden nicht ausreichen, um das vereinbarte 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, kritisiert etwas Johannes Wahlmüller von Global 2000. Zudem dürfe bei den Verhandlungen "keine Hintertür für Technologiemärchen wie Kohlenstoffspeicherung offen bleiben", ergänzt Jasmin Duregger von Greenpeace.

Doch auch abseits der offiziellen Verhandlungen, in den Messehallen vor den Plenarsälen, passiert vieles – und in den meisten Jahren nicht weniger Bedeutendes. Hier werden Kontakte geschlossen, neue Ideen gewälzt, Geschäfte gemacht und Allianzen geschmiedet. Dubai wird dazu in den kommenden zwei Wochen zur größten Klimamesse der Welt.

Zwei Wochen lang wird die Expo City Dubai zur größten Klimamesse der Welt. Die Verhandlungen, die hier stattfinden, sind der jährliche Höhepunkt der internationalen Klimapolitik. (Nora Laufer, Alicia Prager, 30.11.2023)