Florian K. steht vor Tür der Wiener Feuerwache
Besonders reizt Florian an der Feuerwehr, dass es kein Nine-to-five-Job ist. Nur an den Wochenenden Zeit für Sport und Hobbys haben, das will er künftig nicht.
Regine Hendrich

"Ich wusste nie so wirklich, was ich einmal werden will. Ich habe mich schon immer für Technik und alles Mechanische interessiert. Nach der Unterstufe habe ich deshalb die Entscheidung getroffen, aufs TGM (HTL) zu gehen, in die Abteilung mit Schwerpunkt Kunststofftechnik. Mein Plan war es, die Schule abzuschließen und irgendwas Interessantes zu studieren. Irgendwann würde ich schon herausfinden, wie ich in die Arbeitswelt passe.

Da ich ADHS habe, war Lernen noch nie meine Stärke. In den späteren Jahren der Oberstufe fiel es mir immer schwerer mitzuhalten, vor allem, da es mich auch nicht mehr besonders interessierte und die Inhalte mit jedem Jahr noch komplexer wurden. Im ersten Semester der Abschlussklasse stand irgendwann fest: Ich werde das Schuljahr nicht positiv abschließen. Deshalb habe ich begonnen, mir Gedanken zu machen, was mir denn sonst beruflich liegen könnte. Und da habe ich angefangen, mehr mit meinem Vater über seinen Beruf zu sprechen. Er ist Feuerwehrmann – wie schon mein Großvater.

Feuerwehrmann in dritter Generation

Eigentlich hatte ich nie vor, in ihre Fußstapfen zu treten. Aber je älter ich wurde, umso klarer ist mir geworden: Das würde wirklich gut zu mir passen. Es ist kein Job, bei dem ich den ganzen Tag am Computer sitzen und mich auf eine Sache fokussieren muss. Das ist schon einmal ein großes Plus. Die 24-Stunden-Dienste haben Vor- und- Nachteile, je nachdem, was für ein Typ man ist. Wobei ich eher die Vorteile sehe. Unter anderem gehe ich sehr gern Motorradfahren oder Snowboarden. Mit einem "normalen" Nine-to-five-Job bleibt da nur Zeit am Wochenende, wenn die Straßen voll sind und man ewig beim Sessellift ansteht. Ich kann dann auch unter der Woche meinen Hobbys nachgehen, wenn viel weniger los ist.

Dann ist da noch das Gehalt: Kollegen von meinem Vater, die nicht viel älter sind als ich, haben mir erzählt, wie viel sie verdienen. 2800 Euro netto mit Anfang 20 – das ist mehr als viele Akademiker bekommen.

Herausforderndes Aufnahmeverfahren

Beim Aufnahmetest für die Berufsfeuerwehr in Wien im Frühsommer 2023 hatte ich mehr Angst vor dem schriftlichen Teil als vor den sportlichen Aufgaben. Drei Kilometer laufen in unter 15 Minuten, 45 Sekunden lang im Beugehang bleiben, also Klimmzug-Position, damit hatte ich kein Problem. Schließlich habe ich die Nachricht bekommen, dass ich bestanden habe und mich zum Probetag und zum psychologischen Überprüfungstermin melden darf.

Beim Probetag musste ich unter anderem auf die Leiter klettern, 20 Meter in der Luft ist schon nicht ohne. Im psychologischen Gespräch geht es darum abzuklären, wie man mit belastenden Situationen umgeht, ob man unter Stress die Nerven behält und wie man in einer Gruppe funktioniert. Da sehe ich bei mir eigentlich keine Probleme. Was mir eher noch Sorgen bereitet: Mitten in der Nacht, wenn man aus dem Schlaf gerissen wird, innerhalb von Sekunden wach und einsatzfähig sein. Da sagt mein Vater, dass er damit anfangs auch Probleme hatte. Aber angeblich gewöhnt man sich daran.

Florian K. steht vor Tür der Wiener Feuerwache
Trotz bestandener Aufnahmeprüfung muss der 20-Jährige noch einige Hürden überwinden, bevor er seine Ausbildung bei der Feuerwehr beginnen kann.
Regine Hendrich

Berufung auf Umwegen

Auch wenn ich die Aufnahmeprüfung schon geschafft habe, gibt es noch ein paar Hürden. Zuerst muss ich noch meinen Grundwehrdienst leisten. Das ist Voraussetzung. Zum Glück kann ich schon im Jänner einrücken. Ich habe mich für die Position des Kraftfahrers gemeldet, da ich dann beim Bundesheer den C-Schein machen kann, den ich für die Feuerwehr brauche. Ich werde nämlich auch bei der Feuerwehr Fahrer sein – wie mein Vater. Und dann brauche ich außerdem eine abgeschlossene Berufsausbildung, um bei der Feuerwehr anfangen zu können. Da habe ich über das AMS von der verkürzten Lehre erfahren. Da ich schon volljährig bin, kann ich eine Lehre so innerhalb von nur eineinhalb Jahren abschließen.

Vor der endgültigen Aufnahme muss ich nur noch einmal meine körperliche Fitness überprüfen lassen und kann dann mit der Ausbildung für die Berufsfeuerwehr beginnen. Zur Feuerwehr zu gehen war zwar eigentlich nicht mein Plan, aber jetzt ist es genau das, was ich will." (Antonia Rauth, 18.12.2023)