Schon zum 28. Mal trifft sich die Welt für die jährliche Klimakonferenz – und trotzdem steigen die globalen Emissionen weiter. Zwar fallen die Prognosen zur Erhitzung des Planeten etwas besser aus als noch zu Beginn der Klimakonferenzen in den 1990ern. Dennoch steuern wir heute auf knapp drei Grad plus im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu.

In einem solchen Szenario wäre die Welt eine völlig andere. Der Meeresspiegel würde um 60 Zentimeter steigen, im Laufe der darauffolgenden Jahrhunderte würden weitere Meter dazukommen. Die Fläche im Mittelmeerraum, die in einer Saison abbrennt, würde sich etwa verdoppeln. Knapp 30 Prozent der Arten an Land wären vom Aussterben bedroht. Lebensmittel sowie Wasser wären immer wieder knapp. Viele Regionen würden quasi unbewohnbar werden, gewalttätige Konflikte dadurch unvermeidbar.

COP28
Auf der 28. UN-Klimakonferenz, der COP28, wird in Dubai um Lösungen gerungen.
EPA/ALI HAIDER

All das soll die Weltklimakonferenz verhindern. Derzeit sieht es aber so aus, als würden die Interessen der fossilen Industrie immer stärker in den Vordergrund treten: Nicht zuletzt veranstalten dieses Jahr die Vereinigten Arabischen Emirate den Riesenevent, als COP-Präsident hat der Erdölstaat den Chef des Ölkonzerns Abu Dhabi Oil Company, Sultan Al Jaber, ausgesucht. Zwar hat dieser auch den staatlichen Erneuerbare-Energien-Konzern Masdar aufgebaut, dennoch liegt der Interessenkonflikt auf der Hand.

Video: Klimakonferenz in Dubai hat begonnen.
AFP

Schwierige Verhandlungen

Ist die Konferenz gescheitert, bevor sie begonnen hat? Und mehr noch: Ist das Format grundsätzlich ungeeignet, um die Erderhitzung tatsächlich abzubremsen?

Dieser Schluss ist naheliegend, aber er ist irrig. Vielmehr erwarten wir von der Weltklimakonferenz der Uno etwas, das sie nicht liefern kann. Wir erwarten, dass die Staaten dort alles Nötige beschließen – allem voran müsste das bedeuten: aus fossilen Brennstoffen so schnell wie möglich aussteigen.

Das kann kaum gelingen: Fast 200 Staaten – mit so unterschiedlichen Interessen wie jenen von Saudi-Arabien, Vanuatu, Kenia, China oder den USA – müssen einen Konsens finden. Das macht die Verhandlungen schwierig, aber die Mitsprache ist wichtig: Die Konferenz ist die einzige Plattform für die globale Herausforderung, bei der sich alle Staaten Gehör verschaffen können. Etwa gibt sie besonders betroffenen Inselstaaten eine Bühne, um mehr finanzielle Unterstützung zu fordern.

Der internationale Austausch zur Klimakrise ist unverzichtbar – gleichzeitig bedeutet das Konsensprinzip, dass die Verhandlungsteams oft einen kleinsten gemeinsamen Nenner finden müssen.

In diesem Jahr könnte ein solcher Kompromiss lauten, dass die Erneuerbaren-Kapazität bis 2030 verdreifacht und die Energieeffizienz verdoppelt werden soll. So eine Einigung hätte es in sich – schließlich fangen die Erneuerbaren langsam an, die Fossilen zu verdrängen. Ausreichen würde der Beschluss allein aber freilich nicht.

Darauf, dass die Staaten auf der Klimakonferenz den großen Wurf landen, können wir nicht hoffen. Sie ist schlicht ein wichtiger Baustein, ein wichtiger Höhepunkt in jedem Jahr für Menschen in aller Welt, die gegen die Klimakrise arbeiten. Um die Erderhitzung abzubremsen, ist deutlich mehr nötig – Allianzen ambitionierterer Staaten können eine Antwort sein, ebenso wie eine bessere Klimapolitik zu Hause. Hier hat auch Österreich so manches aufzuholen. (Alicia Prager, 1.12.2023)