Schwerer Schneefall führte bereits zu einer Sperre des Münchner Flughafens. Auch am Dienstag wird der Betrieb eingestellt.
REUTERS/LOUISA OFF

München / Wien / Graz / Bezirk Murtal / Weißkirchen – Nach dem Wintereinbruch am Wochenende sind Hunderte Passagiere am Münchner Flughafen gestrandet, teils mehrere Nächte. Der Münchner Flughafen und die Lufthansa bestätigten am Abend, dass Passagiere in den Terminals übernachtet hatten, "darunter auch einige mehrfach", wie ein Flughafen-Sprecher antwortete.

Die Lufthansa sprach von mehreren hundert Fluggästen, die auf dem zweitgrößten deutschen Flughafen übernachtet hatten. München ist ein wichtiges Drehkreuz im internationalen Flugverkehr. Gestrandet waren offenbar hauptsächlich internationale Passagiere. Ein Ende der Probleme ist nicht in Sicht: Am Dienstag wird es am Münchner Flughafen wegen eines angekündigten Eisregens von Betriebsbeginn bis 12 Uhr keine Starts und Landungen geben.

Eingeeist

"Ein geregelter Flugbetrieb am Flughafen in München ist nach dem Schneefall vom Wochenende weiterhin nicht möglich", erklärte eine Lufthansa-Sprecherin. "Die Abfertigungskapazitäten sind massiv eingeschränkt, zum Beispiel durch eingefrorenes Flughafen-Equipment oder eingeschneite Fahrzeuge." Deswegen habe die Lufthansa weitere Flüge streichen müssen.

"Fluggäste, deren Weiterflug wegen der Wettersituation in München ausfällt, stellt Lufthansa kostenfrei Mahlzeiten und Hotelzimmer zur Verfügung", hieß es in der Stellungnahme der Fluggesellschaft. Sollte das Kontingent von mehreren hundert Zimmern ausgebucht sein, hätten Passagiere die Möglichkeit, selbst ein Hotelzimmer zu buchen, diese Kosten würden dem Passagier erstattet.

"Trotzdem übernachten mehrere hundert Passagiere im Terminal", antwortete die Lufthansa-Sprecherin. "Entweder, weil ein Visum für die Einreise fehlt, oder weil die Gäste von dem Angebot, ein Hotelzimmer zu buchen, Abstand nehmen."

Der Flughafen München warnte Fluggäste auf seiner Webseite, dass der Flugbetrieb weiter nur mit Einschränkungen möglich sei.

Murtal hat wieder Strom

Im Murtal konnten rund 20.000 Haushalte, die nach den heftigen Schneefällen am Wochenende seit Samstag ohne Stromversorgung waren, wieder aufatmen: Der Ersatz für einen eingeknickten Hochspannungsmasten wurde in Betrieb gesetzt und somit die Haushalte wieder ans Stromnetz angebunden. "Das Murtal ist bis auf wenige Haushalte wieder mit Strom versorgt", teilte Energie-Steiermark-Sprecher Urs Harnik der APA mit.

Der Schaden durch einen eingeknickten Hochspannungsmasten im Bereich von Weißkirchen (Bezirk Murtal) wurde vorerst provisorisch behoben, wie Harnik erklärte. "Wir sind damit sicher noch länger beschäftigt. Der Schaden geht in Millionenhöhe und es wird zur vollständigen Behebung sicher noch Wochen dauern", so Harnik.

Zwischen Freilassing (Oberbayern) und München Hauptbahnhof bzw. Kufstein Bahnhof und München Hauptbahnhof sind laut ÖBB bis voraussichtlich 5. Dezember, fünf Uhr, keine Fahrten möglich.
IMAGO/Mladen Lackovic

Schneefrei in der Steiermark

Die Bildungsdirektion Steiermark hat indessen den Schülerinnen und Schülern aus den betroffenen Gebieten in den Bezirken Murau und Murtal für Montag schulfrei gegeben: "Alle Schülerinnen und Schüler, denen es zum Beispiel durch den Ausfall der Verkehrsverbindung nicht möglich ist, die Schule zu erreichen, sind für den Unterricht morgen entschuldigt – das gilt sowohl für Pflichtschulen als auch für Bundesschulen", wurde per Aussendung der Kommunikation des Landes festgehalten. Die Schulen seien aber grundsätzlich geöffnet, für eine Betreuung an den Standorten werde also gesorgt.

Der Hochspannungsleitungsmast in Weißkirchen bei Judenburg war wegen der Schneelast eingeknickt. Bereits am Samstag waren einzelne Mobilfunkstation ausgefallen, was zu Mobilfunkunterbrechungen führte. Die Rüsthäuser der Feuerwehren und die Dienststellen des Roten Kreuzes der Feuerwehrbereiche Murau und Judenburg waren als Notanlaufstellen eingerichtet worden. Den Eltern von Babys und Kleinkindern war empfohlen worden, wenn möglich Verwandte oder Freunde außerhalb des betroffenen Gebietes aufzusuchen und nicht auf die Wiederherstellung der Stromversorgung zu warten.

Entwarnung auch in Oberösterreich

In Oberösterreich gab es Sonntagabend ebenfalls Entwarnung. Im Bundesland waren zu Spitzenzeiten – dies war am Samstag gegen 11.30 Uhr – 40.000 Haushalte ohne Energieversorgung gewesen. Zahlreiche Bäume knickten unter der Schneelast ein und rissen Leitungen mit sich. So war u. a. Steyr stark betroffen oder der Kobernaußerwald. Am frühen Abend meldete die Netz Oberösterreich, dass alle Haushalte wieder mit Strom versorgt seien. Einzige Ausnahme sei eine Trafostation, die ein Betonmischwerk im Innviertel versorgt. Dort soll die Reparatur erst am Montagvormittag erfolgen.

In Salzburg war am Sonntag von Salzburg Netz von keinen nennenswerten Störungen mehr die Rede. Zu kurzfristigen Unterbrechungen war es laut Homepage noch am Abend in Teilen Halleins und Dürnberg (Tennengau) sowie im Pinzgau und dem Lungau gekommen, wo in Ortsteilen von Mauterndorf, Mariapfarr, Göriach und Lessach der Strom ab den Mittagsstunden ausfiel und erst gegen 22.00 Uhr wieder hergestellt werden konnte.

Nach dem schneereichen Wochenende haben sich die Aufräumarbeiten in Tirol am Montag langsam dem Ende zugeneigt. Nur mehr wenige Straßen waren gesperrt. Wie es seitens des Landes zur APA hieß, waren die Gemeinde Pfafflar (Bezirk Reutte) und der Volderer Ortsteil Großvolderberg (Bezirk Innsbruck-Land) auf dem Straßenweg weiter nicht erreichbar. Grund waren Räumungsarbeiten und die Gefahr durch umstürzende Bäume.

Zugverkehr eingeschränkt in Süddeutschland

Auch am Montag mussten sich Zugreisende und Pendler in München auf Verspätungen und Zugausfälle einstellen. Wann die S-Bahn in und um München, auf die tausende Berufspendler angewiesen sind, wieder regulär fahren kann, konnte die Deutsche Bahn (DB) zunächst nicht sagen. Auch Verbindungen von und nach Österreich sind betroffen. Bis zur Wochenmitte werden noch "starke Beeinträchtigungen" vorausgesagt.

Nach dem Wintereinbruch war der Münchner Hauptbahnhof auch am Montag nur stark eingeschränkt im Betrieb. Die DB erwartete am Montagmorgen eine hohe Auslastung der Züge und riet dazu, Reisen von und nach München zu verschieben.

Unter anderem gab es überhaupt noch keine Verbindungen zwischen der bayerischen Landeshauptstadt und Innsbruck, Salzburg und Zürich. Am Montagnachmittag konnte jedoch die Strecke Salzburg-Kufstein am Deutschen Eck wieder aufgenommen werden, informierte die ÖBB.

Außerdem waren weniger Fernverkehrszüge im Einsatz. Zwischen Innsbruck und München wurde am Montag ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, sagte ein ÖBB-Sprecher der APA. Außerdem waren weniger Fernverkehrszüge im Einsatz. Der starke Schneefall am Wochenende hatte in großen Teilen Süddeutschlands den Bahnverkehr lahmgelegt. Bäume blockierten Gleise, vereiste Oberleitungen und eingeschneite Züge verhinderten Fahrten.

Passagiere werden gebeten, sich vor Reiseantritt über den Status ihrer Verbindung zu informieren und nicht notwendige Reisen auf Dienstag oder später zu verschieben. Wegen Unwetterschäden in Deutschland seien zwischen Freilassing (Oberbayern) und München Hauptbahnhof bzw. Kufstein Bahnhof und München Hbf, bis voraussichtlich 5. Dezember 2023, fünf Uhr keine Fahrten möglich, hieß es Montagfrüh auf der ÖBB-Website. Fernverkehrszüge zwischen Kufstein Bahnhof und Salzburg Hauptbahnhof werden über Zell am See umgeleitet, mit Verspätungen von über 90 Minuten muss gerechnet werden.

In Wien kam es am Montag zu Störungen im öffentlichen Verkehr.
IMAGO/Bianca Otero

Auch die Wiener Linien waren am Montag von Störungen auf den Bus- und U-Bahn-Linien betroffen, bestätigte eine Sprecherin dem STANDARD. Vor allem der Schnee auf der Fahrbahn habe zu Ausfällen bei verschiedenen Busverbindungen geführt – unter anderem kam es zu mehreren Verkehrsunfällen im Frühverkehr.

In den Landkreisen Starnberg und Mühldorf am Inn sowie in der Stadt Augsburg blieben am Montag viele Schulen geschlossen. Teilweise wurde Distanzunterricht angeboten. In Augsburg sollten 20 Schulen vorläufig ganz oder teilweise gesperrt werden, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Grund seien die Schneemassen, die auf den Dächern der Gebäude lasten. Nach dem Abtauen des Schnees müssten die Gebäude auf ihre Statik hin überprüft werden.

1.500 Lkw-Ladungen Schnee abtransportiert

Auf dem Flughafen Wien in Schwechat sind nach dem Wintereinbruch vom Wochenende allein am Samstag 1.500 Lkw-Ladungen an Schnee abtransportiert worden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Teams von u. a. Winterdienst und Enteisung sind laut einer Aussendung vom Montag im Einsatz gestanden. Der Flugbetrieb sei stets gewährleistet gewesen. Eine Gesamtfläche von 2,6 Millionen Quadratmetern mit Vorfeld, Rollbahnen und Pisten habe schnee- und eisfrei gehalten werden müssen.

Der Airport sei auf die Wintersaison gut vorbereitet, wurde betont. Mehr als 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie etwa 90 Fahrzeuge stünden für Schneeräumung und Flugzeug-Enteisung parat.

Wintertauglichkeit der Deutschen Bahn

Nach den Zugausfällen wegen des Schneechaos in Bayern fordern die Eisenbahner-Gewerkschaft EVG und der Fahrgastverband Pro Bahn Konsequenzen für die Wintertauglichkeit der Bahn. Der EVG-Vorsitzende Martin Burkert sagte der "Augsburger Allgemeinen" (Montag), die deutsche Schienen-Infrastruktur sei "in weiten Teilen marode". Es müsse große Investitionen nach dem Vorbild von Ländern wie Österreich geben.

Der Bundesvorsitzende vom deutschen Fahrgastverband Pro Bahn, Detlev Neuß, sagte der Zeitung, der Bahnverkehr sei "nach jahrzehntelanger Sparpolitik nur noch auf Kante genäht". Eines der vielen Probleme sei, dass die Bahn aus Kostengründen bis in die jüngste Vergangenheit immer mehr Gleise als Abstellmöglichkeiten zurückgebaut habe und nun ganze Züge direkt in den Bahnhöfen abgestellt werden müssten, wenn sie ihr Ziel nicht mehr ansteuern könnten. "Durch die verstopften Bahnhöfe wird der Bahnverkehr noch schneller blockiert und kommt großflächig zum Erliegen."

Es bleibt winterlich

Nach den Niederschlägen am Wochenende sind am Alpenhauptkamm und an der Alpennordseite erhebliche Neuschneemengen dazu gekommen. Die Zuwächse machten 30 bis 50 Zentimeter aus, gab Geosphere Austria am Sonntag bekannt. Auf etlichen Gipfeln haben sich damit inzwischen gewaltige Schneemengen angesammelt. So liegen in Tirol am Galzig, einem 2.809 Meter hohen Gipfel am Arlberg, über zwei Meter Schnee. Es bleibt in Österreich auch in dieser Woche kalt. Der Montag startet verbreitet sehr kalt und in der Osthälfte noch überwiegend sonnig.

Ab Dienstag ist wieder mit Niederschlägen zu rechnen, im Osten schneit es dann auch in tiefen Lagen, kündigte Geosphere Austria an. Von kurzen Auflockerungen abgesehen dominieren auch am Mittwoch die Wolken und zumindest zeitweise ist mit Schneefall zu rechnen, der im Süden auch intensiv sein kann. Am Donnerstag lichten sich im Nordosten und Osten nicht die dichten Wolkenfelder, bis Mittag sind ein paar Schnee- oder Schneeregenschauer zu erwarten. Im übrigen Österreich machen anfängliche Wolkenfelder recht rasch der Sonne Platz. Am Freitag halten sich über den Niederungen und Becken des Nordens, Ostens und Südostens einige oft beständige Boden- oder Hochnebelfelder. Außerhalb der Nebelzonen scheint zunächst recht oft die Sonne. Ab Mittag tauchen allerdings im Westen und Südwesten immer mehr Wolken auf, gegen Abend beginnt es südlich des Alpenhauptkammes zu schneien. Unterhalb von 500 bis 1.000 Meter Seehöhe kann es auch Schneeregen oder Regen geben. (red, APA, 4.12.2023)