Natürlich nervt die Letzte Generation, das ist ihr Ziel. Menschen stehen im Stau, wenn sich Aktivistinnen ankleben oder wenn sie sich, wie zuletzt, sogar an Autobahnen festbetonieren. Doch sie deshalb mit strafrechtlichen Sanktionen zu drangsalieren wäre ein historischer Fehler. Zwar ist klar: Die juristische Einschätzung darüber, ob die "Klimakleber" wegen dieses Delikts angeklagt werden müssen, obliegt allein der Staatsanwaltschaft. Sie entscheidet darüber unabhängig auf Basis der Gesetze. Es gibt aber gute Gründe, auf eine Einstellung des Verfahrens zu hoffen.

Nicht allen gefällt der Aktionismus: die Letzte Generation auf dem Wiener Ring.
IMAGO/Andreas Stroh

Denn der staatliche Aufstand gegen den Protest spielt all jenen in die Hände, die die Klimakrise vielleicht nicht aktiv leugnen, aber an einer zerstörerischen Politik festhalten: Sie wollen weiter Verbrennermotoren produzieren lassen, weiter zu viele Kühe züchten, weiter den Konsum um des Konsums willen antreiben. Doch so kann es schlicht nicht weitergehen.

Die Blockaden der Letzten Generation muss man nicht sympathisch finden, aber die Fakten sprechen für ihre Positionen: Der Menschheit bleiben noch 26 Jahre, um die Treibhausgasemissionen auf netto null zu reduzieren. Doch die Kurve wabert dahin, statt steil nach unten zu zeigen.

Repressalien gegen Aktivisten – das ist keine gute Antwort, wenn wir 2050 gefragt werden, was wir gegen die Klimakrise gemacht haben. (Sebastian Fellner, 4.12.2023)