Von der Markise eines Marktstands baumeln Figuren, im Hintergrund das Firmenschild der Signa.
Sind im Körbchen des Storches am Markt auf der Wiener Freyung Millionen eines Investors? Das Immobilienimperium Signa könnte welche vertragen.
APA/HELMUT FOHRINGER

Noch ist laut der Wirtschaftsauskunftei Creditreform nicht klar, welche Investoren in der Causa Signa-Pleite aktiv werden könnten. Die Insolvenz des Milliardenimperiums zeige die schwierige Lage für Bauträger eindrücklich. Hohe Zinsen, steigende Baukosten und der Einbruch der Nachfrage stellen laut dem Gläubigerschutzverband vor allem die Bauwirtschaft vor schwierige Zeiten. Das Scheitern der Milliardenobjekte in renommierten Lagen habe gewaltige Folgen für Beschäftigte, Auftragnehmer und Gläubiger.

Und natürlich die Investoren. Denn die Signa Holding, Dachgesellschaft des verschachtelten Imperiums, in dessen Zentrum die Immobilientochter Signa Prime und der Entwicklungstochter Signa Development stehen, hat mit mehr als fünf Milliarden Euro an Schulden die bisher größte Insolvenz in Österreich hingelegt. Mit der Insolvenz in Eigenverwaltung will die Signa Holding das Ruder selbst herumreißen.

Nicht viel Freiraum

Viel Freiraum dürfte das Management dabei nicht haben, denn überwacht wird der Prozess von Sanierungsverwalter Christof Stapf, der den für eine Sanierung notwendigen Finanzplan absegnen muss. "Da bleibt wenig Freiheit", sagt der Geschäftsführer von Creditreform in Österreich, Gerhard Weinhofer. Denn der Sanierungsplan enthält auch die Finanzierung während des Fortbetriebs. Dazu gehören auch die laufenden Gehälter der Beschäftigten von Signa, die zu bedienen sind.

Dass die Sanierung in Eigenverwaltung mit 30 Prozent eine höhere Mindestquote erfordert als eine ohne Eigenverwaltung (20 Prozent), macht es nicht einfacher. Für fast jedes Detail braucht das operative Management die Überwachung und Zustimmung des Sanierungsverwalters. Der neue Chef der Töchter Prime und Selection, Sanierer Erhard Grossnig, wird seinerseits bedacht sein, das Vermögen der Töchter zusammenzuhalten. Grossnig ist Geschäftspartner und Vertrauter von Signa-Investor Hans Peter Haselsteiner. Um die Quote zu bedienen, sind vom Unternehmen binnen von zwei Jahren rund 1,5 Milliarden Euro aufzubringen. Klarheit darüber muss es bis 12. Februar 2024 um 13 Uhr geben. Da stimmen die Gläubiger endgültig über den Sanierungsplan ab.

Gläubiger entscheiden

Entscheidend werden innerhalb dieser 90 Tage die nächsten Wochen sein. Am 19. Dezember ist die erste Gläubigerversammlung anberaumt, und da wird Sanierungsverwalter Stapf seine Einschätzung abgeben, ob der von Signa vorgelegte Finanzplan eingehalten werden kann, ob der Sanierungsplan realistisch ist. Ist der Plan nicht belastbar, könnte dem Unternehmen die Eigenverwaltung entzogen werden. Ob die Eigenverwaltung entzogen wird, entscheidet letztlich das Handelsgericht Wien, vor dem dieses Verfahren abgehandelt wird. Hauptaufgabe des Sanierungsverwalters ist zu prüfen, was die Beteiligungen nun tatsächlich wert sind und ob eine Quote von 30 Prozent angemessen ist. Gläubigerschutzverbände bezeichnen es als eine Herkulesaufgabe, die hunderten Gesellschaften des Firmengeflechts auf ihren Wert – abzüglich der Verbindlichkeiten – zu überprüfen.

Wie schwierig dies ist, lässt sich anhand vergangener Bilanzen ablesen, der Wertverfall hat sich in den vergangenen Monaten dramatisch beschleunigt. Noch im August war der Substanzwert der Signa Holding (auf Basis der im Frühjahrr erstellten Bilanz 2022) mit 4,2 Milliarden Euro * angesetzt worden. Im Jahr davor waren es noch sechs Milliarden Euro gewesen, berichtete die Kronen Zeitung am Wochenende unter Berufung auf interne Dokumente. Das Nettovermögen von 4,2 Milliarden Euro dürfte Signa-Gläubiger bereits irritiert haben, denn es stellt den Saldo dar aus sämtlichen Vermögenswerten abzüglich 3,5 Milliarden Euro an Verbindlichkeiten. Ende September dann der Schock: Zum Stichtag 30. September blieben laut Krone unterm Strich gerade einmal 314 Millionen Euro, während die Verbindlichkeiten von 3,5 auf fünf Milliarden hochschnellten.

Wie lang die Gläubigerliste tatsächlich wird, ist derzeit noch nicht absehbar, die von Signa vorgelegte Liste mit 273 Gläubigern dürfte länger werden. Bis 15. Jänner können Lieferanten ihre Forderungen anmelden. Ob die Frist bis 29. Jänner ausreicht, um die Forderungen auf Validität zu prüfen, bleibt abzuwarten. An diesem Tag ist die sogenannte Prüfungstagsatzung anberaumt. In dieser zweiten Gläubigerversammlung werden angemeldete Forderungen auf Richtigkeit überprüft und anerkannt – oder eben bestritten. Am 12. Februar stimmen die Gläubiger ab. Eine Zustimmung braucht die Mehrheit nach Köpfen und nach Beträgen. (ung, Reuters, 4.12.2023)